Monte Carlo. . Roger Federer fordert im Interview härtere Strafen für Dopingsünder. Der 34-Jährige denkt noch nicht an ein Karriereende. Er will weitere Gänsehaut-Momente.

Roger Federer (34) ist der erfolgreichste Tennisspieler der Welt. Seit fast zwei Jahrzehnten ist der Schweizer auf der Tour unterwegs. Es gibt kaum einen Titel, den er nicht gewonnen hat, kaum einen Pokal, den er nicht mit nach Hause, ins beschauliche Bäch im Kanton Schwyz nehmen durfte. In dieser Woche feiert er sein Comeback nach einer Verletzungspause beim Masters in Monte Carlo.

Herr Federer, Sie haben gerade eine Ihrer seltenen Verletzungspausen hinter sich, nach einem Meniskusriss. Sie wurden Anfang Februar erstmals in Ihrem Leben operiert.

Roger Federer: Das war schon eine emotionale Herausforderung. Als ich in den Operationsraum kam, dachte ich: In einer Stunde bist du ein operierter Mensch. Das hat mir Angst gemacht. Danach war ich überrascht, welche Fortschritte es bald gab. Ich fühle mich körperlich hundert Prozent fit. Jetzt brenne ich richtig auf die Rückkehr.

In diesem Jahr werden Sie 35 Jahre alt. Gibt es Gedanken an das Ende der Karriere?

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Federer: Nein, überhaupt nicht. Da hat auch die Verletzung nichts dran geändert. Ich weiß auch nicht, wie das Ende aussehen wird. Es kann sein, dass ich mal morgens aufwache und spüre: Ich habe keine Lust mehr. Oder der Körper will nicht mehr. Ich bin selbst gespannt, wie ich mich da entscheiden werde.

Was genau motiviert Roger Federer noch? Einen Mann, der alles gewonnen hat?

Federer: Du wirst nicht satt durch diese großen Erfolge. Du willst mehr. Du willst diese Gänsehaut-Momente noch mal erleben. Noch mal Wimbledon gewinnen vielleicht, noch mal die Lieblingsturniere, etwa in Halle oder daheim in Basel. Dann ist da der Reiz dieser großen Matches, dieser Thrill, die Emotionen, die man erlebt.

Sie haben oft bemängelt, dass nicht genügend junge Spieler nachrückten. Nun aber machen Spieler gerade der übernächsten Generation Schlagzeilen.

Federer: Ja, da ist etwas im Kommen, da passiert etwas. Und doch brauchen diese Spieler noch ein, zwei Jahre, um sich zu etablieren. Diese Jahre muss man auch ausnutzen, weil einen die erfahrenen Leute noch nicht kennen. Es ist die Zeit, in der die Weichen für die Karriere gestellt werden.

Welchen Eindruck vermittelt der Deutsche Alexander Zverev auf Sie?

Federer: Ein großes Talent. Er wird weit kommen. Wie weit, das entscheidet am Ende er selbst. Wichtig ist das richtige Team drumherum, da hat er sich offenbar gut aufgestellt. Er muss das Ganze genießen, auch den Hype. Muss sich davon tragen lassen. Er scheint mir ein Typ zu sein, der die große Bühne liebt, der gern auf den Centre Court rausgeht.

Wird es einmal einen Trainer Federer geben?

Federer: Das wäre das Letzte, was ich im Moment anstreben würde. Nach all den Jahren auf der Tour wieder auf die Tour zu gehen als Trainer. Nein, wenn ich umherreisen möchte, dann mit meiner Familie.

Im Moment ist im Tennis ein Alleingang von Novak Djokovic zu beobachten, eine beinahe unheimliche Dominanz. Wer soll ihn aufhalten?

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Federer: Es braucht verdammt viel, um ihn zu bremsen. Novak erlebt eine wunderbare Zeit seiner Karriere, er hat es geschafft, auch als Familienvater erfolgreich zu bleiben. Ich kenne das Gefühl, dass einen nichts stören kann – wenn man einmal die Welle reitet. Zumal er eine Nummer 1 ist, die sich auf allen Belägen wohl fühlt. So wie es bei Nadal und mir früher auch war.

Tennis hat zuletzt nicht gerade angenehme Schlagzeilen geschrieben. Vorwürfe wegen Wettabsprachen, die Dopingaffäre um Maria Scharapowa, die Preisgelddebatte.

Federer: Das hat schon einen Schatten geworfen auf unsere Sportart. Die Wettsache, die in Melbourne bekannt wurde? Viele Vorwürfe, aber nichts Konkretes. Da hätte man mehr erwartet. Die Befürchtung war größer bei mir, nach den Ankündigungen. Bei Scharapowa warten wir alle gespannt, was als nächstes passieren wird. Ich sehe da noch nicht ganz klar. Generell ist klar: Ich will keine Leute mit Doping auf der Tour sehen. Ich will auch mehr Tests. Man muss vielleicht härtere Strafen aussprechen. Es muss weh tun, das ist klar.

Und die neue Debatte darüber, wie sinnvoll gleiche Preisgelder für Herren und Damen sind?

Federer: Diese Diskussion ist für mich total fehl am Platz, gerade mit Blick auf die Grand Slams oder die kombinierten Damen/Herren-Wettbewerbe. Es ist mir völlig egal, ob wir bei Grand Slams über drei Gewinnsätze und die Damen über zwei Gewinnsätze spielen – und identisch bezahlt werden. Wir spielen zusammen bei diesen Turnieren, auf den gleichen Plätzen, vor den gleichen Fans. Für mich ist es wunderbar so, dass wir da einheitlich bezahlt werden.