Essen/Los Angeles. . Das Doping-Geständnis des russischen Tennisstars wirft Fragen auf. Möglicherweise war der Auftritt Berechnung. Es geht nämlich noch um das Strafmaß.

Reumütig erklärte Maria Sharapova zu Beginn der Woche, dass sie die Verantwortung für ihr Dopingvergehen übernehme. So, wie es die Tennisspielerin in all den Jahren als Profi immer für ihr Tun gemacht habe.

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Bei einer Dopingprobe bei den Australian Open war der Russin die Einnahme der Substanz Meldonium nachgewiesen worden. Die 28-Jährige hatte die Benachrichtigung der russischen Anti-Doping-Agentur in ihren E-Mails übersehen. Und trotzdem ist fraglich, ob es ein Unfall war oder ob Sharapova nicht doch vorsätzlich gedopt hat. Denn: „Die Liste der verbotenen Substanzen ändert sich jedes Jahr“, erklärt Prof. Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln, im Gespräch mit dieser Redaktion.

Seit September 2015 informiert

Über die Änderungen werden die Athleten und zuständigen Organisationen durch die Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) informiert. „Unser erklärtes Ziel ist es, dass Athleten verbotene Substanzen nicht einnehmen. Darum geben wir Veränderungen ja auch frühzeitig bekannt“, sagt Thevis.

Im Fall von Meldonium war bereits im September 2015 bekannt, dass die Substanz ab Januar 2016 auf der Anti-Dopingliste der Wada stehen würde. Zu häufig wurde der Wirkstoff zuletzt bei Kontrollen nachgewiesen, so dass es wahrscheinlich erschien, dass dieser zur Leistungssteigerung eingenommen wurde. Das Präparat Mildronat mit dem Wirkstoff Meldonium steigert die Durchblutung und wird in der Medizin als Medikament bei Angina Pectoris und Herzerkrankungen, inzwischen auch bei Diabetes, eingesetzt. Hauptsächlich wird das Medikament in den baltischen Staaten und Russland vertrieben, in Deutschland und den USA ist es nicht zugelassen.

Schnellere Regeneration bei Meldonium

Die positiven Effekte von Meldonium sind eine höhere physische und mentale Belastbarkeit sowie eine schnellere Regeneration. Sharapova gestand nun offen, sie habe sich wegen vieler Verletzungen und Fällen von Diabetes in der Familie zehn Jahre lang mit Meldonium behandeln lassen.

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Das Geständnis aber hat sie möglicherweise nur abgelegt, um eine hohe Strafe zu umgehen. Schließlich gehört die fünfmalige Grand-Slam-Siegerin zu den absoluten Top-Athletinnen und wird von einem großen Expertenstab betreut. Zumindest ihre Ärzte hätten Kenntnis von der neuen Dopingregelung nehmen müssen. „Wie hoch die Strafe ausfallen wird, kann ich überhaupt nicht einschätzen“, sagt Thevis. „Legt man das Reglement in all seiner Härte aus, kann sie die Höchststrafe bekommen.“ Das wären vier Jahre Sperre. Sharapovas Anwalt John Haggerty schränkt aber bereits ein: „Mildernde Umstände können dazu führen, dass es überhaupt keine Sperre gibt.“

Der Internationale Tennisverband (ITF) will sie ab dem 12. März suspendieren. Wie hoch die Strafe auch immer ausfallen wird: Geschadet hat sich Sharapova bereits. Einige Werbepartner wendeten sich direkt nach Bekanntwerden der Affäre ab. Nike zum Beispiel legte das langjährige Vertragsverhältnis auf Eis.

Auch Boris Becker schockiert

Der deutsche Sportwagenbauer Porsche, für den Sharapova als Markenbotschafterin tätig ist, verzichtete bewusst auf solche Schnellschüsse: „Wir lassen Maria nicht fallen, aber Aktivitäten mit ihr ruhen im Moment. Wir warten ab, zu welchem Ergebnis die offizielle Untersuchung kommt“, sagte die Sprecherin der Porsche-Sportkommunikation, Viktoria Wohlrapp, gegenüber dieser Zeitung, „wir bedauern natürlich die aktuellen Nachrichten.“

Ebenso wie Boris Becker. Als einer der wenigen aus dem Tennis-Zirkus äußerte sich der Trainer von Novak Djokovic via Twitter: „Immer noch schockiert. Ich kann es nicht glauben.“