Essen. Tennisstar Maria Scharapowa hat öffentlich gemacht, dass sie positiv auf die Substanz Meldonium getestet wurde. Seit 2016 gilt dies als Doping.
Eine "sehr hohe Fallzahl" beim Nachweis von Meldonium hat im vergangenen Jahr dazu geführt, dass der Wirkstoff von der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) auf die Verbotsliste gesetzt wurde. Dies sagte Mario Thevis, Dopingforscher an der Deutschen Sporthochschule Köln, dem Sport-Informations-Dienst (SID) am Dienstag.
Am Montag hatte Tennisstar Maria Scharapowa auf einer Pressekonferenz in Los Angeles öffentlich gemacht, dass sie bei den Australian Open im Januar positiv auf die Substanz Meldonium getestet worden sei.
Sie habe eine Mail der WADA mit dem entsprechenden Hinweis über den neuen Status des Wirkstoffs nicht beachtet. Sie nehme das Präparat Mildronat auf ärztliche Anordnung bereits seit 2006. "Der Wirkstoff wurde von der WADA im Jahr 2015 beobachtet. Es wurde eine sehr hohe Fallzahl verzeichnet. Daraufhin hat die WADA die Verbände und nationalen Anti-Doping-Organisationen im September darüber informiert, dass Meldonium ab dem 1. Januar 2016 auf der Verbotsliste steht", erklärte Thevis.Meldonium wird laut Thevis für gewöhnlich in "hohen Dosen" eingenommen und sei mit herkömmlichen Verfahren "verhältnismäßig leicht nachzuweisen".
Das Präparat Mildronat mit dem Wirkstoff Meldonium wird für verschiedene therapeutische Zwecke verwendet, so Thevis, "bei Herzerkrankungen, Infarkten und Diabetes". Die positiven Effekte des Wirkstoffs seien "eine höhere physische und mentale Belastbarkeit sowie eine schnellere Regeneration".Ob die Substanz bei Menschen anabole Effekte hat, konnte Thevis aufgrund fehlender Studien nicht sagen, meinte jedoch: "Bei der ursprünglichen Patentanmeldung des Wirkstoffs Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre wurde ein Wachstumsfaktor bei Tieren angegeben." (sid)
Capriati ätzt gegen Scharapowa: "Ich musste leiden"
Die frühere Nummer eins Jennifer Capriati hat im Zug des Doping-Skandals um Maria Scharapowa hartes Geschütz gegen die Russin aufgefahren. "Ich musste meine Karriere aufgeben, habe aber nie die Möglichkeit genutzt, zu betrügen. Ich musste das Handtuch werfen und leiden", twitterte die zweimalige Australian-Open-Siegerin und fügte an: "Ich hatte kein teures Ärzteteam, das mir beim Betrügen half."
Capriati zweifelte die Darstellung der Weltranglistensiebten Scharapowa (28) an, sie habe Meldonium aus gesundheitlichen Gründen konsumiert. "Warum nimmt man ein Mittel ein, das gegen Herzbeschwerden hilft und dich schneller regenerieren lässt, wenn du nicht unter Herzproblemen leidest?", fragte Capriati rhetorisch. Inzischen hat sie die Tweets wieder gelöscht.Die heute 39-Jährige aus den USA hatte ihre Karriere 2004 nach verletzungsbedingten Rückschlägen und einigen Skandalen beendet. Das einstige Wunderkind Capriati, das mit 13 Jahren erstmals an einem WTA-Turnier teilgenommen hatte, war bereits mehrfach mit dem Gesetz in Konflikt geraten. Unter anderem war sie wegen Ladendiebstahls, Stalkings und Marihuana-Missbrauchs angezeigt worden.