Melbourne. Nach ihrem Halbfinalsieg wartet Serena Williams im Finale der Australian Open auf Angelique Kerber. Die Amerikanerin greift nach einem Rekord.

Es ging ihr bestens, das war nicht zu übersehen. Fröhlich berichtete die Finalistin, Steffi Graf habe eine Nachricht geschickt. Sie spürte die Neugier im Auditorium des Interviewraums und fragte keck: „Wollt Ihr wissen, was drin steht? Soll ich mal gucken?“ Logo. Also warf sie das Handy an und las die SMS-Botschaft ihres Idols vor: „Ich gratuliere. Ich freue mich riesig. Lieben Gruß aus Las Vegas.“ Nicht nur in diesem Moment kam es einem so vor, als säße da eine andere Angelique Kerber, glücklich und bemerkenswert entspannt.

Voller Freude, zum ersten Mal in ihrer Karriere das Finale eines Grand-Slam-Turniers erreicht zu haben, berichtete sie über die Genugtuung, bei den Australian Open mit ihrem 7:5, 6:2-Halbfinalsieg alles richtig gemacht zu haben.

Am Samstag geht es um den Titel

Gegen Johanna Konta hatte sie auch Glück, als ihr die Britin Ende des ersten Satzes mit leichten Fehlern die Tür öffnete. Mit dem ersten Satz in der Tasche spielte sie das Match konzentriert zu Ende. Die nächste Herausforderung beginnt Samstagabend (in Deutschland: Samstagmorgen, 9.30 Uhr/Eurosport live) mit dem Finale gegen Serena Williams – ihrem ersten und dem 26. der Amerikanerin. Williams stürmte gegen Agniezska Radwanska durch einen furchteinflößend perfekten ersten Satz und einen soliden zweiten (6:0, 6:4). „Ich werde versuchen, Serena zu zeigen, dass ich das Ding gewinnen will“, sagt Kerber.

Sie war die Favoritin im Duell mit der britischen Herausforderin Johanna Konta. Das wusste Kerber vorher. Und sie ahnte auch, dass es im Falle einer Niederlage Kommentare geben würde. Wie 2015 beim WTA-Finale in Singapur, als ihr der Gewinn eines Satzes gegen die Tschechin Lucie Safarova zum Halbfinaleinzug genügt hätte.

Williams hat Steffi-Graf-Rekord vor Augen

Damals war sie unter dem Druck erstarrt. Wenn es um große Aufgaben gehe, habe sie ihre Nerven nicht im Griff, hörte sie hinterher. Nach dem enttäuschenden Ende einer prinzipiell guten Saison hatte sie auf den Malediven am Strand gehockt und beschlossen, die Zeit sei reif für die Offensive. Sie wollte es besser machen, obwohl es ja vorher nicht schlecht gewesen war. „Vier Jahre in den Top Ten – alles schön und gut, aber jetzt muss mal was anderes kommen.“ Sie fand, es gebe keinen Grund mehr, sich zu verstecken. „In Singapur habe ich dem Druck nicht standgehalten, diesmal habe ich es geschafft.“

Serena Williams verlor noch nie ein Finale in Melbourne. Bleibt es bei dieser makellosen Serie, dann wird sie am Samstag etwas geschafft haben, was man sich vor ein paar Jahren nicht hätte vorstellen können: Mit dem 22. Grand-Slam-Titel ihrer Karriere könnte sie Steffi Grafs Marke erreichen. In gewisser Weise liegt es also nun in Angelique Kerbers Händen, diese Marke zu schützen.