Melbourne. . Roger Federer knackt eine magische Marke und fordert im Halbfinale der Australian Open den Weltranglistenersten und Becker-Schützling Novak Djokovic.
Seine alten Weggefährten haben sich längst in den Ruhestand verabschiedet. Der amerikanische Ballermann Andy Roddick. Der leidenschaftliche Argentinier David Nalbandian. Oder auch gerade noch der unermüdliche australische Straßenkämpfer Lleyton Hewitt.
Mit ihnen ist Roger Federer aufgewachsen im Wanderzirkus der Tennisnomaden. Andere Stars und Sternchen hat er kommen und gehen sehen. Hochgehandelte Herausforderer, die niemals von oben herab auf die Tenniswelt blickten. So wie er, der ewige Roger.
Federer ist Supermann, Ästhet, Künstler
Mit a llen Superlativen ist Federer beschrieben worden. Tennis-Mozart, Tennis-Gott. Supermann, Genie, Ästhet, Künstler. Und gerade erst hat der alte Meister Boris Becker den Eidgenossen als „Phänomen“ bezeichnet, als einen, der das moderne Tennis geprägt habe „wie kaum ein anderer.“ Becker ist der Trainer von Novak Djokovic, des Mannes, dem Federer am Donnerstag im Halbfinale der Australian Open wieder einmal auf einem der großen Center Courts gegenüberstehen wird.
Federer ist mit 34 Jahren immer noch da, fast zwei Jahrzehnte nach seinem Start ins Profigeschäft. Und zwar nicht als schlechte Kopie seiner selbst. Nein, Federer ist mit Mitte Dreißig, als 17-maliger Grand Slam-Champion und vierfacher Familienvater, nicht weniger als der einzige regelmäßige Herausforderer jenes Novak Djokovic, der seit einigen Jahren das Welttennis beherrscht. „Ich hatte noch keinen Tag, an dem ich nicht gern in ein Match gegangen bin“, sagt der Mann aus Basel. Und die nächste Prüfung gegen Djokovic? „Es wird schwer. Aber alles ist möglich, so wie immer.“
Das direkte Duell der beiden ist ausgeglichen
Federer lässt sie fast alle noch mit souveräner Klasse abblitzen. So wie den Tschechen Tomas Berdych, den er am Dienstag in drei Viertelfinal-Sätzen 7:6, 6:2, 6:4 abservierte. Man kann und muss sich diesem Federer auch über die nackten Zahlen nähern. Denn sie illustrieren die glanzvolle Marathon-Karriere. Gerade erst hat er die magische Marke von 300 Grand Slam-Siegen geknackt. Wenn er am Donnerstag ins Duell geht mit Djokovic (6:3, 6:2, 6:4 im Viertelfinale gegen Kei Nishikori), dann ist es sein 39. Grand Slam-Halbfinale und das zwölfte Halbfinale in Melbourne.
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Wenn einer Federers Spuren folgen kann, dann ist es auf absehbare Zeit nur Djokovic. Ihre Rivalität ist es, die das Herrentennis prägt. Bei den zurückliegenden Grand Slams, in Wimbledon und New York, standen sie sich im Finale gegenüber, Djokovic gewann jeweils den Titel. Aber Federer war der einzige, der in Djokovics Paradesaison 2015 drei Mal gegen ihn gewinnen konnte. 44 Spiele gab es bisher. 22 Mal siegte Federer, 22 Mal Djokovic.