Melbourne. . 16 der 50 besten Spieler angeblich verwickelt – auch Profis bei Australian Open. Weltverband ATP dementiert heftig. DTB-Sprecher fordert Konsequenzen.
Ein möglicher Manipulationsskandal erschüttert die Tennis-Welt: Die britische TV-Gesellschaft BBC und das US-Portal BuzzFeed berichteten von Unterlagen, die angeblich Spielabsprachen und Wettbetrug auf höchstem Niveau im Welttennis belegen. Demnach sollen seit zehn Jahren 16 der 50 besten Spieler auffällig geworden sein, offenbar auch Gewinner von Grand-Slam-Turnieren und Teilnehmer der Australian Open, die seit Montag in Melbourne laufen.
Manipulationsvorwurf taucht immer wieder auf
Namen werden nicht genannt, wohl aber die Vermutung, dass Wettbanden aus Russland sowie Italien dahinter stecken und Schmiergelder an Profis zahlten.
Der Vorwurf der Manipulation taucht seit Jahren immer wieder auf. Neu ist, dass nicht nur Spieler aus den hinteren Reihen involviert sein sollen, sondern dass selbst in Wimbledon Spiele verschoben worden sein könnten.
Laut „Bild“ wirft Wett-Analyst Mark Phillips den Tennis-Organisationen vor, auf frühe Hinweise viel zu träge reagiert zu haben. Schon 2007 und 2008 habe er sich mit verdächtigen Wett-Vorgängen beschäftigt und diese gemeldet. Es habe Aufzeichnungen von Telefonaten und Computerdaten gegeben. Phillips: „Die Beweise, die wir für das Tennis gesammelt hatten, waren sehr gewichtig.“
Federer: Eine ernste Sache
Spitzenspieler Novak Djokovic meinte dazu, Manipulationen im Sport seien ein krimineller Akt. Roger Federer fand, es handele sich um eine ernste Sache.
Auf diese Erkenntnisse seien Rechercheure von BuzzFeed aufgesprungen und hätten mithilfe eines Algorithmus’ 26 000 Tennis-Spiele zwischen 2009 und 2015 analysiert. Erkenntnis: Spitzenspieler hätten einfachste Spiele verloren.
Deutscher Tennisbund ist in Aufruhr
Das alles will die Profispielervereinigung ATP nicht auf sich sitzen lassen. Auf einer Pressekonferenz konterte ihr Chef Chris Kermode: „Wir weisen jeden Vorwurf, dass Beweise über Wettmanipulationen verdrängt wurden, zurück. Sobald es Hinweise gibt, folgen Untersuchungen.“
Auch beim Deutschen Tennisbund (DTB) sorgt der mögliche Skandal bereits für Aufruhr. „Grundsätzlich sind alle Manipulationen im Sport unerträglich. Dass es jetzt den Tennissport erreicht hat, ist fatal“, sagte DTB-Sprecher Hans-Jürgen Pohmann gegenüber der „Welt“ und forderte Konsequenzen: Hier dürfe es keine Kompromisse geben, sonst stehe die Glaubwürdigkeit auf dem Spiel. „Wir müssen uns auch im deutschen Tennis damit befassen.“