Bischofshofen.. Peter Prevc gewinnt die Vierschanzentournee. Severin Freund verpasst die Sensation. Jetzt empfängt Willingen die Skispringer – und verbietet Bengalos.
Aus Severin Freunds Lächeln war Erleichterung abzulesen. Geschafft. Zweiter der Vierschanzentournee, in allen Springen auf dem Podium gelandet. Mehr war nicht drin. Ein paar Meter daneben ballte der Tourneegewinner die Fäuste. Dann hüllte er sich in eine Fahne und ließ sich auf den Schultern seiner Kollegen hin zur feiernden Menge in Bischofshofen tragen. An Peter Prevc, der Rakete aus Slowenien, zieht keiner vorbei. Aber ein Severin Freund kommt zumindest nah heran. Der ehemalige Springer Martin Schmitt brachte es auf den Punkt: „Es ist einfach toll, Prevc zuzuschauen.“ Von Unsicherheit oder gar Nervenflattern keine Spur. Beim Abschlussspringen am Mittwochabend konnte der 23-Jährige mit seinem dritten Tagessieg seinen Vorsprung auf den Deutschen sogar noch einmal ausbauen. Dritter in der Tages- und auch Tourneewertung wurde der Österreicher Michael Hayböck.
35.000 Zuschauer in Willingen erwartet
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Viel Zeit zum Feiern oder Durchatmen bleibt den Skispringern nicht. Willingen wartet. Am Freitag beginnen die drei Wettbewerbstage am Rande des Sauerlandes. Seit 1995 macht der Weltcup hier Station, keine zwei Autostunden von Dortmund entfernt. Viele Besucher aus Westfalen und dem Ruhrgebiet zieht es dann nach Nordhessen. Bis zu 40.000 waren es in der Spitze, um den Jahrtausendwechsel herum, als Martin Schmitt und Sven Hannawald wie Popstars gefeiert wurden und jedes zweite Mädchen ein Kind von einem oder beiden wollte. „An diese Dimensionen kommen wir jetzt wieder heran“, sagt Dieter Schütz, Sprecher des Ausrichters Ski-Club Willingen. Er rechnet mit 35.000 Zuschauern und mehr an den drei Tagen und führt den Zuspruch vor allem auf die Erfolge des neuen Starspringers Severin Freund zurück. „Wenn aus Deutschland einer vorne mitspringt, macht sich das sofort bei unserem Kartenvorverkauf bemerkbar.“
Die besten Springer der Welt sollen perfekte Bedingungen vorfinden. Deshalb werden bis kurz vor dem ersten Training am Freitag um 15.30 Uhr Spur und Auslauf der größten Großschanze der Welt präpariert. Unter anderem mit Second-Hand-Schnee, den 20 Sattelschlepper vom Biathlon in Gelsenkirchen angekarrt haben und aus dem tatsächlich noch eine Patronenhülse gefischt wurde.
Willingen: Berühmt für die Partystimmung
Der Weltcup in Willingen ist berühmt für seine prächtige Partystimmung. Zeitweise ist es fast mehr Skisingen als Skispringen. Doch an einem Punkt verstehen die Organisatoren keinerlei Spaß: Wenn es um Pyrotechnik auf den Rängen geht, um Bengalos. „So etwas gehört nicht an unsere Mühlenkopfschanze. Wir haben starke Sicherheitskontrollen an den Eingängen“, warnt Schütz, der damit rechnet, „dass einige Zuschauer trotzdem versuchen werden, die Dinger reinzuschmuggeln“. Bengalos seien immer eine Gefahr, wenn Menschen dicht an dicht zusammenstehen, egal ob im Fußballstadion oder an der Schanze. Die Ausrichter des Weltcups haben die Politik auf ihrer Seite. „Es ist bei uns untersagt, Pyrotechnik im öffentlichen Raum abzubrennen, das gilt auch für die Veranstaltung in Willingen“, sagt Sebastian Poser, Sprecher des hessischen Innenministeriums.
Bischofshofen: Mittendrin Bengalos
Ganz unbegründet sind die Warnungen nicht. Schließlich haben die Fernsehkameras erst gestern, beim Tourneefinale in Bischofshofen, fahnenschwenkende Zuschauermengen gezeigt, in denen mittendrin Bengalos aufleuchteten. Völlig kommentarlos. Beobachter konnten leicht den Eindruck gewinnen, dass die brennenden Fackeln beim Fußball vielleicht verteufelt, beim Skispringen aber als „Ausdruck von Emotionen“ zumindest geduldet werden. Da macht Willingen nicht mit.