Düsseldorf. . Das Duell des Box-Weltmeisters Wladimir Klitschko mit dem zwölf Jahre jüngeren und acht Zentimeter größeren Tyson Fury ist ein Kampf der Gegensätze.
Bevor sich Tyson Fury bei der Pressekonferenz in den Düsseldorfer Rheinterrassen auf das Podium setzte, zog er seinen Mantel aus und nahm die beigefarbene Pudelmütze von seinem fast kahlen Kopf. Während der 27-jährige Brite im Anzug aus feinem englischen Tuch und mit hellblauer Krawatte wie ein Geschäftsmann aus dem Londoner Bankenviertel Canary Wharf auftrat, wählte Wladimir Klitschko vor seinem 68. Kampf als Profiboxer am Samstag (22.10 Uhr/RTL) in der Düsseldorfer Arena einen roten Sportdress.
Wie unterschiedlich der Schwergewichts-Weltmeister und sein Herausforderer sind, zeigte sich dann auch beim finalen Fotoshooting, das die Faustfechter traditionell zu einem Blickkontakt-Duell nutzen. Aber so lange wie möglich Champion Klitschko anzustarren, davon hielt Fury überhaupt nichts. Stattdessen zeigte er den Fotografen, zu welchen Grimassen seine Gesichtsmuskeln fähig sind. Zum Schluss des Anstarr-Rituals gab er Klitschko noch diese Worte mit auf den Weg ins Hotel: „Du siehst sexy aus. Und Du riechst gut!“
Klitschko gestattet sich kein Schmunzeln
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Klappern gehörte schon immer zum Profiboxen. Je mehr verbale Scharmützel sich die vermeintlichen Erzrivalen wie beispielsweise in den Neunziger Jahren Henry Maske und Graciano Rocchigiani lieferten, desto besser verkauften sich die Kämpfe. Fury beherrscht das Anheizen mit großen Sprüchen. „Das wird einer meiner leichtesten Kämpfe“, glaubt der Mann aus Manchester. „Ich sehe bei Klitschko nichts, was mir Angst machen könnte.“
Während Fury solche Einschätzungen abgibt, gestattet sich Klitschko noch nicht einmal ein leises Schmunzeln. Der 39-Jährige hat in den vergangenen Jahren bei Medienrunden vor den Fights schon viele Konkurrenten neben sich sitzen sehen, die auf die Pauke hauten. Nach dem Kampf hockten sie meist kleinlaut mit geschwollenen Augen oder schlimmeren Zeichen ihrer Unterlegenheit neben dem Champion.
Kartenverkauf stockt nach Paris
Klitschko ist seit elf Jahren unbesiegt. Manches Mal hat er nicht begeistert, aber nie ist er ernsthaft in Gefahr geraten, seine Weltmeister-Gürtel zu verlieren. Fury will dies ändern. In seinen bisherigen 24 Kämpfen ist er jedes Mal als Sieger aus dem Seilgeviert geklettert. Sein Manager Mick Hennessy spricht vom „Kampf des Lebens“ für seinen Schützling. Auch Klitschkos Trainer Johnathon Banks greift tief in die Kiste der ganz großen Sprüche: „Keiner sollte auf der Welt den Fight verpassen. Man wird davon noch in 50 Jahren sprechen.“
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Klitschko wird am Samstag das für ihn seltene Gefühl haben, zu einem Gegner aufschauen zu müssen. Mit 2,06 Metern ist Fury um acht Zentimeter länger als der Weltmeister. Klitschko macht sich dennoch keine Sorgen: „Ich genieße jede Sekunde meines Lebens als Boxer. Es ist schön, an der Spitze zu stehen.“
Bisher waren die beiden Klitschko-Kämpfe in der Düsseldorfer Arena gegen Eddie Chambers und Jean-Marc Mormeck ausverkauft. Für den Fight am Samstag sind erst 42 000 der 55 000 Tickets vom Markt. „Nach den Attentaten von Paris hat der Verkauf gestockt“, sagt Klitschkos Manager Bernd Bönte. „Wir werden für die maximal mögliche Sicherheit sorgen.“