Essen. . Der ewige Bernhard Langer tritt zum 30. Mal bei den British Open an. Doch auch beim ältesten Golf-Turnier der Welt hält der 57-Jährige mit den Jungen noch mit.

1976, das ist das Jahr, in dem Ulrike Meinhof noch lebte, der Erdnussfarmer Jimmy Carter zum US-Präsidenten gewählt wurde und der Fußballer Ulrich Hoeneß den Elfmeterball beim EM-Finale im Belgrader Abendhimmel versenkte. Star Wars war noch Zukunftsmusik, Boris Becker besuchte die Grundschule. Und ein blondgelockter Achtzehnjähriger namens Bernhard Langer hatte begonnen, als Profi Golfbälle über grüne Wiesen zu schlagen.

Er tut das bis heute, unablässig, unermüdlich, erfolgreich. Ab Donnerstag startet der fast 58-Jährige zum 30. Mal bei den British Open, dem ältesten Golfturnier der Welt.

Langer, geboren im bayerischen Anhausen, seit Jahrzehnten in Florida daheim, ist ein Phänomen. Er scheint, abgesehen vom wachsenden Faltennetz im Gesicht, nicht zu altern. Er hält mit Burschen mit, die Dekaden jünger sind. „Ich bin Perfektionist“, sagt er über seine eiserne Disziplin. Langer trainiert unablässig – neben dem Golfschwung vor allem seinen Körper. Zwei Stunden Fitnessstudio jeden Tag, stretching, dehning, spinning, joggen am Atlantikstrand. Selbst im Schlafzimmer seiner Villa in Boca Raton stehen Wackel-Kissen und andere Übungsgeräte.

Rekordjagd auf der Senioren-Tour

Gesundheit und genetisches Glück kommen hinzu – und vielleicht auch sein gottesfürchtiges Leben: Langer, seit Jahrzehnten bei den Evangelikalen aktiv, liest täglich die Bibel und sieht sich als Randfigur des Daseins: „Gott ist immer der Mittelpunkt.“

Seit 2008 spielt er auf der US-Seniorentour (ab 50), wo er allmählich auch schon zu den Älteren zählt, dennoch Titel sammelt wie kein Zweiter und Rekord um Rekord bricht. Die Schläger weglegen will er erst, wenn Gesundheit, Spaß und Erfolg nicht mehr zusammenpassen. „Oder wenn Gott mir sagt, ich soll etwas anderes tun als Golf spielen.“

Bislang schweigt der Allmächtige. Noch vor drei Wochen gelang Langer in Boston wieder ein Start-Ziel-Sieg. Die Players Championship waren sein 97. Profititel, sein fünften Major-Erfolg bei den Senioren. „Das war eine magische Woche“, sagte er. Die Kollegen nennen ihn „Mr. Consistancy“ (den Beständigen), Sports Illustrated ernannte den Asketen ehrfurchtsvoll zum „Master-Swinger“.

Zweimaliger Masters-Sieger

Zweimal hat Langer die Masters gewonnen (1985 und 1993). Zehnmal spielte er im europäischen Ryder-Cup-Team gegen die USA (sechs Siege mit überragender Einzelbilanz). Mit Langer als Captain gelang 2004 der höchste Auswärtssieg der Geschichte: 18,5:9,5. Beim giftigen Kontinentalduell erlebte Langer auch sein Karriere-Drama: 1991 auf Kiawah Island schob er aus gut einem Meter Entfernung den potenziellen Siegputt vorbei; die Gastgeber staubten den Cup noch ab. Und Langer gehörte, bei allem Gottesglauben und Gutmenschentum, zu jenen Profis, die sich in den 80er Jahren von den Rassisten in Südafrika für viel Geld zu Turnieren ans Kap locken ließen (wo er in Sun City gleich gewann).

Langer schlägt nicht mehr ganz so weit wie die jungen Haudraufs. Das gleicht er durch Bestwerte im Putten und bei den Annäherungsschlägen aus. Langer ist ein Präzisions- und Konzentrationswunder. Sechsmal in den vergangenen sieben Jahren gewann er die US-Geldrangliste Ü 50 und stellte im Vorjahr mit gut drei Millionen Dollar Preisgeld einen Rekord auf. „2014 war eines meiner besten Jahre überhaupt“, sagt er und meint nicht das Geld, sondern seinen Schwung. „Ich will immer besser werden, das gilt auch im höheren Alter.“

Der US-Neuropsychologe Fran Pirozzollo, seit Jahrzehnten ein Star in der Profibranche, ist sein Mentalberater. „Ich werde oft gefragt“, sagte er neulich dem Golf-Magazin, „wer der härteste und zielstrebigste unter den Athleten ist, die ich betreue oder betreut habe? Die meisten erwarten den Namen Evander Holyfield. Tatsächlich aber ist es Bernhard, und das mit großem Abstand.“

Letztmals St. Andrews?

Jetzt also Royal St. Andrews in Schottland. Qualifiziert hat sich Langer als Gewinner der Senior-Open 2014. Auf das Turnier freue er sich besonders: wegen St. Andrews an sich, weil der Platz nicht ganz so lang ist, und weil es seine letzten Open sein könnten, zumindest an dieser ruhmreichsten Adresse im Weltgolf.

Zweimal war Bernhard Langer Zweiter bei „The Open“. Mithalten mit den Jungen kann er immer noch: 2013 lag er bei den Masters in Augusta am Schlusstag zeitweilig auf Siegkurs. Mit Langer sind bei der 144. Auflage der British Open der leicht formverbesserte Martin Kaymer und Marcel Siem am Start. Auf der Website schreiben die Veranstalter, Langer sei seit 1972 als Profi unterwegs. Mit 14 angefangen? Sorry, aber das schaffte selbst junge Bernhard nicht.