Halle. Der Schweizer Star Roger Federer geht mit seiner großen Familie auf Tennis-Tour. Wir haben mit ihm am Rande des Turniers in Halle gesprochen.
Roger Federer erreichte beim Tennis-Rasenturnier im westfälischen Halle durch einen Sieg gegen Philipp Kohlschreiber das Achtelfinale. Danach sprach der Schweizer über seine besondere Beziehung zu Halle, über Wimbledon und seine Familie.
Herr Federer, Sie haben sieben Mal die Gerry Weber Open gewonnen, so oft wie sonst nur Wimbledon und Dubai, sind der Rekordchampion in Halle. Nun aber wären Sie fast in der ersten Runde an Ihrem Freund und Trainingspartner Kohlschreiber gescheitert.
Roger Federer: Es war am Ende ein Lotteriespiel. Jeder von uns hätte gewinnen können, es war auch eine Glückssache. Das Los war natürlich blöd, die Tatsache, dass einer von uns so früh schon raus musste.
Die Gerry Weber Open, das ist auch der einzige Turnierauftritt in Deutschland, jetzt wird sogar in einer höheren Kategorie gespielt.
Federer: Ich bin wirklich ein alter Bekannter in Halle, ich habe dort schon gespielt, bevor ich meinen großen Durchbruch erlebte. Es ist schon verblüffend, was dort über die Jahre entstanden ist. Inzwischen kommt ja auch der ganze Federer-Tross mit, sehr gerne auch.
2015 erlebt das Rasentennis einen Höhepunkt seiner Renaissance, mit einer jetzt dreiwöchigen Vorbereitungszeit auf Wimbledon. Wie bewerten Sie das?
Federer: Es ist nur gerecht so. Man muss sich einfach daran erinnern, dass früher drei Grand Slam-Turniere auf Rasen entschieden wurden, auch bei den US Open und den Australian Open. Heute gilt das nur noch für Wimbledon. Es war richtig, dass Wimbledon irgendwann ein Zeichen gesetzt und gesagt hat: Wir spielen bei uns eine Woche später, machen so den Weg frei für eine verlängerte Rasensaison. Ich bin glücklich über diese Entwicklung.
Erwarten Sie insgesamt eine größere Qualität, jetzt, wo einfach länger auf Rasen gespielt wird.
Federer: Ich bin sicher, dass das Niveau der Matches besser wird. Ja, ganz klar. Die Spieler werden an den verschiedenen Standorten eine bessere Vorbereitung haben. Sie werden in vielen Fällen auch eine größere Pause zwischen Sand- und Rasensaison haben. Und sie werden mehr auf Rasen spielen. Für mich sind diese Rasenwochen das absolute Highlight, die schönste Zeit.
Sie haben schon Ihre Familie angesprochen. Wie leicht oder schwer ist es, mit nun vier Kindern den Tenniscircuit zu bereisen?
Federer: Es ist viel leichter, als ich gedacht habe. Natürlich gibt es hier und da Problemchen, aber andererseits weiß ich: Ohne meine Familie würde ich gar nicht mehr Tennis spielen, da wäre ich jetzt nicht mehr unterwegs. Wir sind ein eingespieltes Team, in dem meine Frau natürlich die Hauptlast mit den Kindern trägt. Dafür bin ich ihr jeden Tag dankbar, dass sie mir so den Rücken freihält.
Wie erleben Ihre schon etwas älteren Töchter diese Reisen?
Federer: Es ist für sie eine große Freude, umher zu reisen. Sie haben mittlerweile überall auf der Welt ihre Freundinnen und Freunde, wissen auch meistens, was sie an den Schauplätzen zu erwarten haben. Es ist schön, was sie alles in einem Jahr erleben können: Die Kulturen, die Sprachen, die vielen Eindrücke.
Gibt es Orte, wo die Kinder sagen: Nein, da will ich nicht hin?
Federer: Es ist eher so, dass sie sagen: Müssen wir hier schon wieder weg? Oder: Wann fahren wir wieder nach Australien? Dann sage ich: In neun Monaten. Dann sagen sie: Nein, wir wollen da aber jetzt hin. Eigentlich gefällt es ihnen überall.
Sie hatten in Ihre Jahresplanung auch ganz neue Turniere aufgenommen, etwa Istanbul. Was hat Sie dazu bewogen?
Federer: Ich spüre immer mehr das Bedürfnis, Neues auszuprobieren und aus der eingefahrenen Routine herauszubrechen. Ich möchte auch Überraschendes erleben.
Hatten Sie jemals Schwierigkeiten, sich zu motivieren? Vor allem nun in den Dreißigern?
Federer: Nein, es gab und gibt überhaupt keine Probleme mit der Motivation, mit dem Ehrgeiz, mit dem Hunger auf Erfolg. Ich ging noch nie unwillig auf einen Trainingscourt oder in einen Wettkampf. Das wäre auch ein Alarmzeichen für mich. Wenn ich antrete, dann immer mit hundert Prozent Power.
Wie lange wollen Sie noch auf der Tour bleiben?
Federer: Ich kenne das Datum noch nicht. Ich bin fit, fühle mich gut, sehe mich in der Lage, jederzeit Titel zu holen.