Hamburg. Nach der Bewerbungsniederlage gegen Leipzig 2002 bewirbt sich Hamburg für 2024 oder 2028 als Austragungsort der Olympischen Spiele. Dazu muss die Hansestadt sich aber am 21. März gegen Berlin durchsetzen, ehe sie gegen den “Rest der Welt“ antreten kann.
Die Hansestadt Hamburg wirbt für Olympische Spiele 2024 oder 2028 mit dem Flair am Wasser, kurzen Wegen und einem nachhaltigen Konzept. Anders als Berlin bietet Hamburg mit zentralen Olympia-Stätten am Hafenrand nach Ansicht des bisherigen SPD-Senats eine einmalige Kulisse. Zum anderen können beinahe alle Wettkämpfe direkt in der Stadt ausgetragen werden.
"Es werden keine olympischen Areale am Stadtrand entwickelt. Im Gegenteil: Die Spiele werden in den Stadtkern integriert", heißt es in Hamburgs "Perspektiven einer künftigen Olympia-Bewerbung". Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) entscheidet am 21. März, ob er mit Berlin oder Hamburg ins Rennen geht.
DOSB lobt Hamburg
Der DOSB hat der Hansestadt erneut ein gutes Zeugnis für seine Bewerbung ausgestellt. "Das Konzept hat von Beginn an überzeugt", sagte DOSB-Präsident Alfons Hörmann. "Man muss den Verantwortlichen in Hamburg bescheinigen, bisher fehlerfrei agiert zu haben, was in einem solchen Projekt wie der Bewerbung kein einfaches Unterfangen ist". Die DOSB-Spitze war am Dienstag mit dem bisher regierenden SPD-Senat zusammengekommen. "Wir haben uns noch einmal von der schönsten Seite gezeigt", sagte Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD).
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Zentrum des Sportspektakels in Hamburg soll eine "Olympic City" auf einer Elbinsel, dem Kleinen Grasbrook, werden. Auf dem derzeit mit Gewerbe bebauten Gelände sind auf rund 775.000 Quadratmetern ein Olympiastadion mit 70.000 Plätzen, eine Olympia-Halle und ein Schwimmstadion mit jeweils 15.000 Plätzen geplant. Außerdem soll dort das olympische Dorf mit rund 3000 Wohnungen etwa 17.500 Athleten und Offiziellen Platz bieten.
Sämtliche Wettkämpfe in Hamburg sollen vom olympischen Dorf aus in weniger als einer halben Stunde zu erreichen sein. Außerhalb der Stadt können sich die Planer Handballspiele in Kiel oder Flensburg vorstellen, für Volleyball und Basketball könnten Hallen in Bremen, Rostock und Schwerin einbezogen werden. Das Vielseitigkeitsreiten sei im niedersächsischen Luhmühlen vorgesehen, die Sportschützen könnten in Garlstorf antreten und die Golfer auf Gut Kaden spielen. Für die Segelwettkämpfe bieten sich an der Ostsee Kiel, Lübeck-Travemünde oder Rostock-Warnemünde an.
Investitionen in Höhe von 2,17 Milliarden Euro
Das Großereignis wird es für Hamburg nicht zum Nulltarif geben, aber die Politik will es ohne Neuverschuldung schaffen. "Neue Schulden für Olympia wird es daher nicht geben", beteuern die Planer und verweisen auf die kommende Schuldenbremse. Die Anlaufphase mit der Olympia-Bewerbung wird auf rund 50 Millionen Euro Kosten geschätzt - und davon will die Hälfte die Wirtschaft tragen. Aber allein für die Sanierung von Sportanlagen und den Neubau der zentralen Sportstätten prognostiziert der Senat Kosten von rund 1,38 Milliarden Euro.
Unter Einbeziehung von Planungs- und Kostenrisiken sowie Preissteigerungen bis zum Jahr 2024 beziehungsweise 2028 geht der Senat von Investitionen in Höhe von 2,09 beziehungsweise 2,17 Milliarden Euro aus. Nicht eingerechnet seien Kosten für die Infrastruktur wie Straßen und Bahnen - in bislang unbekannter Höhe. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind laut Handelskammer jene rund drei Milliarden Euro, welche das Internationale Olympische Komitee (IOC) für die Spiele selbst aufwenden muss.
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Trotz der Belastungen sieht Hamburgs Bürgermeister Olaf Scholz (SPD) in den Spielen eine einmalige Chance für die Weiterentwicklung der ohnehin wachsenden Stadt und ihr internationales Ansehen. "Für Hamburg wären sie ein wichtiger Beitrag, die Stadt entlang ihrer Wasserstraßen ostwärts und über die Elbe südwärts weiter zu entwickeln. Wir könnten das, was wir ohnehin planen, beschleunigen." Die Wirtschaft spricht von einem einmaligen Konjunkturprogramm, die Tourismus-Branche vom Imagegewinn.
Olympiastadion soll nach Spielen zurückgebaut werden
Um politischen Gegnern wie den Linken oder den kostenbewussten Grünen den Wind aus den Segeln zu nehmen, versichern die Planer: "Hamburg wird das olympische und paralympische Programm streng darauf ausrichten, dass es für jede Einrichtung eine über Olympia hinausreichende Nutzungsoption gibt." So würden die Unterkünfte im olympischen und im Medien-Dorf im Anschluss zu je einem Drittel als geförderte Wohnungen, als frei finanzierte Mietwohnungen und als Eigentumswohnungen genutzt. Das Olympiastadion soll auf 20.000 Plätze zurückgebaut und die Olympia-Halle ein Kreuzfahrtterminal werden.
Europas "Umwelthauptstadt 2011" will außerdem die Energieversorgung der Infrastruktur aus erneuerbaren Quellen speisen. Die Gebäude würden in Niedrigenergie- oder Passivhausbauweise errichtet. Zuletzt gab es jedoch Kritik der Umweltorganisation Nabu, dass Umweltverbände zu wichtigen Veranstaltungen gar nicht erst eingeladen würden. (dpa)