Falun. Nach 28 Jahren gewann das deutsche Team erstmals wieder den WM-Titel in der Nordischen Kombination. Die DSV-Springer holten Gold im Mixed.
Johannes Rydzek hatte sogar noch Zeit, sich ein kleines deutsches Fähnchen zu schnappen. Dann fiel er nach der ersten Team-Goldmedaille für die deutschen Kombinierer bei einer Nordischen Ski-WM seit 28 Jahren seinen wartenden Teamkollegen in die Arme. Zwei Stunden später war es beim Mixed-Skispringen im schwedischen Falun viel knapper für das deutsche Quartett. Nach dem finalen Sprung schaute Severin Freund gebannt zur Anzeigetafel, ehe dort die 1 aufleuchtete und bereits die vierte deutsche Goldmedaille dieser Titelkämpfe perfekt war. Mit einem Mini-Vorsprung von 2,3 Punkten vor Norwegen.
Es war die Krönung eines Wochenendes vor 70.000 Zuschauern, an dem Severin Freund im Einzelspringen am Samstag die Goldmedaille nur um 0,4 Punkte verpasst hatte. „Viermal Gold in der ersten Woche. Das ist einfach Wahnsinn“, sagte Kombinierer Bundestrainer-Hermann Weinbuch und nannte die Gründe für den Erfolg: „Das deutsche Team funktioniert hier wie eine Familie.“
Eine Familie, die auf Rekordkurs ist. 1974 in Falun hatte das DDR-Team als einzige deutsche Mannschaft der Geschichte mit fünfmal Gold die Medaillenwertung einer Nordischen Ski-WM gewonnen. Dieses Ergebnis könnte diesmal übertroffen werden. Denn der Sonntag war eine Kopie des Freitags: 48 Stunden zuvor hatte Rydzek erst Einzel-Gold bei den Kombinierern gewonnen und anschließend Carina Vogt den Weltmeistertitel bei den Skispringern.
"Ein perfektes Wochenende"
Die Olympiasiegerin gehörte auch diesmal neben Katharina Althaus, Richard Freitag und Freund zum Skisprung-Team, das erstmals in der WM-Geschichte den Wettbewerb für Deutschland entschied. „Gold und Silber – das ist einfach ein perfektes Wochenende“, sagte Freund. Er behielt als Schlussspringer die Nerven und distanzierte Rune Velta für Norwegen. 24 Stunden war es noch genau umgekehrt gewesen: Um 20 Zentimeter hatte er Gold im Einzelwettbewerb von der Normalschanze gegen Velta verpasst. Es wäre der erste deutsche WM-Einzeltitel seit dem Triumph von Martin Schmitt vor 14 Jahren in Lahti gewesen. So war es immerhin die ersehnte erste Einzel-Medaille bei einer Nordischen Ski-WM in der Karriere des Team-Olympiasiegers Severin Freund. „Man ärgert sich schon einen Moment. Natürlich wär‘ eine goldene schön gewesen“, gab der 26-Jährige zu: „Aber die habe ich mir ja dann am Sonntag geholt.“
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Bei den Kombinierern hatte Chefcoach Weinbuch zuvor mit Tränen in den Augen in der goldenen Abendsonne gestanden. 1987 hatte er in Oberstdorf selbst im letzten deutschen Kombinierer-Team gestanden, dass einen Weltmeistertitel gewonnen hatte. „Endlich. Nach so vielen Jahren haben wir uns das mehr als verdient“, sagte Weinbuch. Im Zielraum brüllte Rydzek seine Freude heraus – nach seinem Einzel-Titel war es sein zweiter Weltmeistertitel in 48 Stunden: „Wir sind einfach überhappy. Es war so kitschig und schön, im Sonnenuntergang und mit der deutschen Fahne als Weltmeister über die Ziellinie zu laufen.“
Im Superman-T-Shirt unterwegs
Sechsmal WM-Silber hatte es im Teamwettbewerb für Deutschland zwischen 2003 und 2011 gegeben, dazu zwischen 2002 und 2014 dreimal Silber bei Olympischen Winterspielen. Doch an diesem 22. Februar gab es endlich Gold.
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Rydzek hatte es natürlich schon zu Beginn dieses historischen Tages gewusst. „Wenn nicht heut‘, wann dann?“, sagte er und zog den Reißverschluss seines Sprunganzugs nach unten. Darunter wurde ein Superman-T-Shirt sichtbar. Genau jenes, mit dem der Comic-Fan schon sensationell Einzel-Gold gewonnen hatte. Als Schlussläufer lief Rydzek dann dem gefürchteten Norweger Jörgen Graabak, der bei den Winterspielen von Sotschi noch den Sprint um Gold gegen Deutschland gewonnen hatte, mit „Superkräften“ einfach davon. Der Rest war Jubel.