Schladming. Die WM kann kommen: Weniger als eine Woche vor der Eröffnungsfeier in Vail demonstrieren die deutschen Skirennfahrer um Felix Neureuther beim legendären Flutlicht-Slalom in Schladming ihre Klasse - und sind so gut wie schon seit mehr als 40 Jahren nicht mehr.
Mit den Platzierungen drei, vier und fünf haben die deutschen Skirennfahrer um Felix Neureuther beim Slalom in Schladming für eine herausragende WM-Generalprobe gesorgt. Neureuther unterstrich im WM-Ort von 2013 mit seinem siebten Podestplatz der laufenden Saison zudem seine Medaillenform vor den Titelkämpfen in Vail und Beaver Creek. Fritz Dopfer wurde Vierter, Linus Strasser gelang als Fünfter die beste Weltcup-Platzierung seiner Karriere.
Weniger als eine Woche vor der Eröffnungsfeier schaffte Alexander Choroschilow den ersten Weltcup-Sieg eines Russen seit mehr als 33 Jahren. Sein Vorsprung auf Rang zwei und den Italiener Stefano Gross betrug 1,44 Sekunden. "Das ist gewaltig. Er ist saucool da runter gefahren und hat sich den Sieg so sehr verdient", sagte Neureuther über das Stadionmikrofon vor 42 500 Zuschauern in Österreich.
Das gute Team-Ergebnis des Deutschen Skiverbands (DSV) komplettierte Dominik Stehle auf Rang 22. "Die Jungs bringen herausragende Leistungen, immer und immer wieder diese Saison", sagte Alpindirektor Wolfgang Maier. Drei deutsche Slalom-Herren in den Top Ten hatte es in einem Weltcup-Rennen zuletzt vor mehr als 40 Jahren gegeben. Im Dezember 1974 gelang das in Madonna di Campiglio Otto Berger, Neureuthers Vater Christian und Max Rieger. Insbesondere Strassers Fahrt mit Startnummer 29 beeindruckte: "Dass er stark ist, wussten wir. Aber dass er so stark wird, ist Wahnsinn", sagte Herren-Bundestrainer Mathias Berthold.
Auch Linus Strasser bestätigt ansteigende Form
Ein starkes deutsches Abschneiden hatte sich vor den begeisterten Ski-Fans schon im ersten Lauf abgezeichnet. Neureuther als Zweiter und Dopfer als Dritter lagen aussichtreich im Rennen, auch Linus Strasser als zwischenzeitlich Neunter präsentierte sich erneut stark. In den vergangenen vier Weltcup-Slaloms konnte er punkten, am Sonntag in Kitzbühel hatte er noch mit Rang 14 sein bis dato bestes Resultat eingefahren. Wie in Tirol schaffte er es nun in der Steiermark im ersten Durchgang in die Top Ten.
Sein Erfolgsgeheimnis? "Das lockere Skifahren", berichtete der 22-Jährige. "Ich probiere nichts anderes als im Training: Ich stell' mich da oben an den Start und schaffe es ganz gut, das Drumherum und alles auszublenden." Im zweiten Lauf gelang ihm das aber nicht ganz - zum Glück: "Ich hab vom Stadionsprecher, hab ich mir eingebildet, gehört, dass ich zu langsam bin, da hab ich mir gedacht: beiß die Arschbacken zusammen", berichtete er im Bayerischen Rundfunk.
Heftiger Schneefall
Heftiger Schneefall hatte den ersten Durchgang geprägt. Schlechte Sicht war die Folge - auch bei den beiden WM-Medaillenanwärtern aus Deutschland. "Ich habe durchgehend nicht das optimale Gefühl gehabt, weil ich sehr wenig gesehen habe. Der Schneefall ist sehr dicht", klagte Dopfer. Neureuther schloss sich an: "Das ging mir genauso, aber die Bedingungen sind ja für alle gleich."
Der Partenkirchner, zuvor schon sechsmal in dieser Weltcup-Saison auf dem Podest, versprach volles Risiko: "Ich muss im zweiten Durchgang alles riskieren", kommentierte Neureuther vor dem zweiten Lauf mit vier Deutschen. Nur Philipp Schmid war ausgeschieden.
Ende der Woche geht's für das deutsche Technik-Team um Neureuther in die USA, wo am Montag die Weltmeisterschaften beginnen. Gleich im ersten Wettbewerb stehen die deutschen Aussichten auf eine Medaille nicht schlecht: Vancouver-Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg zählt im Super-G am Dienstag zu den Kandidatinnen für eine Topplatzierung. Neureuther und Dopfer trainieren erst noch in Park City. Den ersten Einsatz haben sie frühestens am 10. Februar im Teamwettbewerb. (dpa)