Kitzbühel/St. Moritz. Bei der Abfahrt auf der diesmal verkürzten Streif in Kitzbühel setzt sich im Norweger Kjetil Jansrud einer der Top-Favoriten durch, in St. Moritz patzt US-Superstar Lindsey Vonn bei der Damen-Schussfahrt dagegen schwer. Viktoria Rebensburg verpasst knapp das Podest.
Rang eins auf der Streif light in Kitzbühel sorgte bei Kjetil Jansrud für große Emotionen. "Für mich ist das ein wahnsinniger Tag. Es ist einer der größten Siege für mich", kommentierte der norwegische Skirennfahrer überwältigt. Mit einem Mini-Vorsprung von 0,02 Sekunden auf Dominik Paris aus Italien setzte er sich bei der legendären Schussfahrt durch. "Zum Glück waren die Hundertstel auf meiner Seite", konstatierte Jansrud nach seinem 58,16-Sekunden-Sprint. Kürzer als bei den 75. Hahnenkammrennen war eine Weltcup-Fahrt auf der Streif noch nie. Nebel hatte am Samstag wiederholt zu Verschiebungen und schließlich für einen Start vom Seidlalm-Sprung geführt.
Als Paris als letzter Fahrer der Topgruppe ins Ziel gekommen war, schlug sich der Super-G-Olympiasieger die Hände vors Gesicht, ehe die Erleichterung einsetzte. "Ein Bild sagt mehr als tausend Worte", sagte Jansrud und versuchte erst gar nicht seine Gefühle in dem Moment zu erklären. "Ich bin schon die ganze Woche gut gefahren. Auch heute hatte ich eine gute Fahrt", bilanzierte er zufrieden. Dritter wurde der Franzose Guillermo Fayed. Bester Österreicher in Tirol war Georg Streitberger auf Rang vier.
Durchwachsenes Ergebnis der DSV-Starter
Die Deutschen Andreas Sander (16.) und Klaus Brandner (18.) schrammten nach guten Fahrten jeweils knapp an der halben Norm für die in einer guten Woche beginnenden Weltmeisterschaften vorbei. Sie dürfen sich aber berechtigte Hoffnungen machen dennoch ins Flugzeug gen USA zu steigen. Josef Ferstl, der die interne Vorgabe des Deutschen Skiverbandes (DSV) bereits erfüllt hat, sammelte als 37. keine Weltcup-Punkte. "Auf der kurzen Strecke wirkt sich das umso mehr aus", kommentierte er seinen Fehler in der Traverse.
Weiter nach vorn schaffte es 220 Kilometer Luftlinie entfernt Viktoria Rebensburg beim Heimsieg der Schweizerin Lara Gut in St. Moritz. Die 25-Jährige verpasste bei der Damen-Abfahrt als Vierte nur um elf Hundertstelsekunden ihren dritten Podiumsplatz im WM-Winter. "Es war keine schlechte Fahrt, aber ich habe unten leider ein bisschen verloren durch einen Fehler, den ich gemacht habe", konstatierte die einstige Riesenslalom-Spezialistin Rebensburg. "Ihr ist mit zu viel Aggressivität ein Fehler passiert, da hat sie viel hergeschenkt", sagte Bundestrainer Markus Anwander, der deshalb noch "großes Optimierungspotenzial" ausmachte.
Doch schon jetzt sind Rebensburgs Aussichten im Hinblick auf die WM gut. Immer mehr entwickelt sich die einzige DSV-Athletin, die im Damen-Bereich die WM-Norm erfüllt hat, zur Weltklasse-Speedfahrerin. Im Abfahrtsbereich sei "einiges nach vorne gegangen", bilanzierte Rebensburg. "Ich habe Lunte gerochen in der Disziplin und möchte da jetzt Konstanz zeigen." Bislang gelang ihr das formidabel: In Val d'Isere schaffte sie es auf Platz zwei, in Cortina d'Ampezzo wurde sie Dritte. Dazu kommen weitere Top-Resultate in den Weltcup-Abfahrten der WM-Saison: Fünfte in Lake Louise, jetzt bei bestem Winterwetter Vierte in St. Moritz.
Vonn nach Fehler im Mittelteil nur auf Rang 23
US-Superstar Lindsey Vonn kam mit mehr als zwei Sekunden Rückstand nur auf Rang 23 - ein schwerer Fehler im Mittelteil hatte der Weltcup-Rekordsiegerin in der Schweiz frühzeitig alle Hoffnungen auf eine Topplatzierung geraubt. "Wenn du viel riskierst, dann kann das manchmal passieren. Hoffentlich passiert das bei der WM nicht", sagte die geschlagene Dominatorin in den schnellen Disziplinen.
Vonns Missgeschick trug immerhin dazu bei, dass die drittplatzierte Edit Miklos Wintersportgeschichte in ihrem Land schreiben konnte. Als erste Ungarin schaffte es die 26-Jährige in einem Weltcup-Event aller Sportarten des Skiweltverbandes FIS (Alpin, Langlauf, Nordisch, Freestyle und Snowboard) aufs Podest. Ein ungewohntes Gefühl. "Ich weiß gar nicht, was ich hier mache", meinte Miklos ungläubig, als die Stadionmoderatoren auf einmal ein Interview mit ihr anfragten.
Von den weiteren Deutschen schaffte es einzig Michaela Wenig als 27. noch in die Weltcup-Punkteränge. Ann Katrin Magg (51.) und Patrizia Dorsch (54.) waren weit zurück, Marina Wallner schied nach einem Sturz im Zielhang aus und verletzte sich leicht am Sprunggelenk. (dpa)