Gelsenkirchen. . Der deutsche Biathlet wird im Team mit Franziska Hildebrand Zweiter, lässt sich von 41.300 Fans feiern und will den Schwung zum Heim-Weltcup mitnehmen
Die finale Rakete des traditionellen Feuerwerks war beim Biathlon-Spektakel in der Schalker Arena bereits eine gute Stunde vorher gezündet worden. Aber trotz der klirrenden Kälte standen am Ausgang einige Dutzend unentwegt wartender Fans vor dem Ausgang. Einige reckten ihre Weihnachtsgeschenke in die Höhe, um dann mit dem neuen Smartphone einen Schnappschuss ihrer Biathlon-Helden in das weltweite Netz zu schicken, andere hielten noch klassisch die Programme der World Team Challenge in der Hand, um sie sich mit einem Autogramm veredeln zu lassen. Besonders beliebt waren die Unterschriften von Franziska Hildebrand und Erik Lesser, die sich nach ihrem zweiten Platz hinter dem ukrainischen Duo Walentina Semerenko und Sergej Semenow dann auch die Zeit nahmen, um die Wünsche der Wartenden geduldig zu erfüllen.
Biathlon auf Schalke, diese Mischung aus launigem Volksfest mit Glühwein und lockerem Sport mit Weltklasseleuten, funktioniert auch in der 13. Auflage. 41.300 Fans kamen diesmal in die Gelsenkirchener Winterlandschaft, so dass der 555.555. Besucher bei der seit 2002 ausgetragenen Show mit einem Geschenk bedacht wurde.
„Hier steht der Spaß im Vordergrund“, sagte Erik Lesser, der erstmals die spezielle Stimmung auf Schalke erlebte. „Hier wollen wir zeigen, wie geil unser Sport ist und was wir so drauf haben.“ Für die vier deutschen Biathleten – außer Hildebrand/Lesser starteten auch Laura Dahlmeier und Florian Graf – ging es in Gelsenkirchen auch um Werbung für Biathlon.
Die Zeiten sind schwierig für die Sportart Biathlon
Die Zeiten für die beliebteste Wintersportart der Deutschen sind schwieriger geworden, denn vor allem bei den Frauen haben in den vergangenen Jahren die Stars wie Kati Wilhelm und Andrea Henkel ihren Abschied genommen. Die größte Lücke hinterlässt allerdings Magdalena Neuner, deren immense Popularität auch in Gelsenkirchen zu spüren war, obwohl sie 2012 aufgehört hat und nur als Moderatorin durchs Programm führte.
„Wenn der Erik hier bei dieser einzigartigen Stimmung beim Schießen so die Ruhe bewahrt, dann schafft er es auch in Oberhof und Ruhpolding“, sagte Neuner. Nach dem Event im Ruhrgebiet gehen die deutschen Biathlon-Festtage weiter: Bereits am 6. Januar startet der Weltcup in Oberhof, eine Woche später (13. bis 18. Januar) stehen die Wettbewerbe in Ruhpolding auf dem Programm. Dann wird es ernst, weil es nicht nur um Weltcup-Punkte, sondern auch um den Stellenwert des Biathlons geht.
„Wir spüren schon den Druck, der auf uns lastet“, sagte Hildebrand. „Einerseits ist es sehr angenehm, weil das Interesse der Fans so riesig ist. Andererseits ist es auch unheimlich aufregend, weil es um so viel geht.“ Die 27-jährige Hildebrand ist im nacholympischen Jahr die älteste und erfahrenste Biathletin im deutschen Team. Mit Franziska Preuß (20), Vanessa Hinz (22), Laura Dahlmeier (21) und Luise Kummer (21) scharen sich um Hildebrand einige Talente. „Sie haben ein großes Potenzial und zuletzt sogar schon eine Weltcup-Staffel gewonnen“, lobte Neuner ihre Nachfolgerinnen.
Dahlmeier vor großer Zukunft
Die größte Zukunft wird einer früheren Trainingskollegin von Neuner prognostiziert. Laura Dahlmeier bringt alles mit, um weit nach vorn zu kommen. „Man muss uns Mädels nur ein wenig Zeit geben“, bat die Garmischerin. „Wir haben super gearbeitet. Wenn man uns das Vertrauen schenkt, werden wir eine tolle Truppe haben.“
Auch Erik Lesser, der in Sotschi zweimal Silber holte, hat sich für Oberhof und Ruhpolding einiges vorgenommen. Bevor der Thüringer zu seinem Heim-Weltcup fuhr, verabschiedete er sich in Gelsenkirchen mit trockenem Humor: „Wenn ich 2015 wieder nach Schalke komme, werde ich mir ein Trikot von Erzgebirge Aue überziehen. Mal sehen, ob ich dann auch so bejubelt werde wie in diesem Jahr.“