Essen. . 20 Jahre lang hat sich das Bezahlfernsehen abgerackert. Doch von einem Erfolgsmodell kann bis heute keine Rede sein. Jetzt sollen ein Sport-Kanal und 3D Sky auf die Beine helfen.
Es klang wie das Versprechen für eine bessere Zukunft, die in der Gegenwart beginnen sollte: Als der Pay-TV-Sender Premiere, der heute als Sky firmiert, vor genau 20 Jahren im Frühjahr 1991 den Sendebetrieb aufnahm, lautete ein Werbeslogan: „Fernsehen war gestern, heute ist Premiere.“ Die Aussicht auf ein modernes wie innovatives Programm sollte die Abonnenten darüber hinwegtrösten, dass neben der unvermeidlichen GEZ-Gebühr zusätzliches Geld für dieses neue Fernsehen fällig wurde.
Premiere zeigte Premieren
Das Nischenprodukt glänzte tatsächlich mit aufregenden Inhalten: Premiere zeigte Premieren: attraktive Filme, lange bevor diese im freien Fernsehen, von Werbepausen zerstückelt, gesendet wurden. Premiere sicherte sich die Rechte der Fußball-Bundesliga und strahlte fortan alle Spiele live aus. Ein Novum. Und Premiere wagte innovative wie ausgezeichnete Formate, die unverschlüsselt gesendet wurden und damit auch für Nicht-Abonnenten zu sehen waren: Das Interviewmagazin „0137“ mit den damals kaum bekannten Moderatoren Roger Willemsen und Sandra Maischberger. Oder die TV-Satire „Kalkofes Mattscheibe“ von und mit Oliver Kalkofe.
Premiere war so zwar das neue, das andere Fernsehen, konnte ein weiteres Versprechen aber nicht erfüllen: So wie auf den Herbst der Winter folgt, so verkündeten die wechselnden Manager des Pay-TV-Senders alljährlich das nahende Erreichen der Ertragsschwelle. Die Abonnenten-Zahlen wuchsen tatsächlich, gedeihten aber nie so sehr, dass aus dem Erlösmodell wirklich mal ein Gewinnmodell wurde. Während Pay-TV in Ländern wie den USA, England, Italien oder Spanien längst gute Gewinne einfährt, erreichte Premiere in Deutschland nie genügend Abonnenten, um nachhaltig profitabel zu sein. Auch nicht unter dem umtriebigen Südtiroler Medien-Manager Georg Kofler, der den Sender 2005 an die Börse brachte. Zu groß war und ist die Konkurrenz und Programmvielfalt im freien TV. So macht es sich der geneigte Fußball-Fan am Samstag lieber beim Gruppenschauen in der Kneipe gemütlich oder wartet auf Vorabendsendungen wie ran bei Sat.1 oder die ARD-Sportschau, als 35 Euro (früher: 45 D-Mark) für Premiere/Sky zu bezahlen. Bis heute versenkten prominente Medien-Akteure wie Leo Kirch, die Bertelsmann AG und jetzt Rupert Murdoch geschätzte sechs Milliarden Euro bei Pay-TV-Sendern mit Namen Teleclub, DF1, Premiere und Sky.
Aus dem Verlustmodell soll ein Gewinnmodell werden
Immerhin: Im Frühjahr 2011, 20 Jahre nach der Premiere-Premiere in Deutschland, blüht die gereifte Pflanze Pay-TV tatsächlich noch einmal auf. Die 2,65 Abonnenten bei Sky sind zwar noch weit von den 2008 forsch formulierten zehn Millionen Kunden entfernt, aber die Zahl nähert sich der Drei-Millionen-Grenze an. Und bei der soll aus dem Verlustmodell ein Gewinnmodell werden. Positiv für den Münchener Pay-TV-Monopolisten: Das Abonnenten-Wachstum ist stabil, die einst hohen Kündigungszahlen haben sich auf Normalniveau eingependelt. Der monatliche Abo-Umsatz pro Nutzer hat erstmals die 30-Euro-Grenze geknackt. Und der Umsatz des Konzerns nähert sich wieder der Milliardengrenze an. „In den Ergebnissen sehen wir ermutigende Zeichen, dass wir die richtigen Maßnahmen für gesundes Wachstum ergreifen“, sagt Brian Sullivan, vierter Vorstandsboss des Konzerns in den letzten vier Jahren.
Dazu ist sein Sender tatsächlich wieder innovativ: HD- und 3-D-Formate werden forciert. Dazu wird Ende des Jahres ein neuer TV-Kanal mit Sportnachrichten rund um die Uhr starten. Eine Premiere in Deutschland.