Mainz/Essen..
Die Zuschauerzahlen sind rückläufig. Die Fußball-Liga könnte gegen Regelverstoß der späten Ausstrahlung vorgehen. Das ZDF-Sportstudio gerät zusehends in die Kritik.
Die Zuschauer schätzen das wöchentliche ZDF-Sportformat mit Tradition, das 1963 erstmals gesendet wurde. Das Aktuelle Sportstudio (ASS) nutzt den zeitlichen Abstand zum Spieltag der Fußball-Bundesliga am Nachmittag, um mehr als klassische 1:0-Berichterstattung zu bieten. Es erzählt Geschichten, bietet Hintergründe und nimmt sich viel Zeit für Studiogäste.
Thema: WM-Vergabe nach Russland
An diesem Samstag kommt Andrew Jennings. Der schottische Journalist ist Kenner der internationalen Fußballszene und wird erklären, was alles bei der WM-Vergabe nach Russland (2018) und Katar (2022) nicht mit rechten Dingen zuging. Außerdem zeigt das ASS nun in der zweiten Saison die ersten Free-TV-Bilder des Samstagabend-Spiels der Bundesliga. „Für uns ein Gewinn, der uns 200 000 bis 400 000 Zuschauer extra gebracht hat“, sagt Dieter Gruschwitz, Chef der ZDF-Sportredaktion. Trotzdem wird sich die Zahl der Zuschauer beim Aktuellen Sportstudio, das mal live und mal als Aufzeichnung gesendet wird, auch an diesem Samstag wieder in Grenzen halten.
Zu Saisonbeginn der Bundesliga hat das ZDF den Sendebeginn des ASS, das vorher zwischen 22 und 23 Uhr begann, auf Punkt 23 Uhr verlegt. Dieser Schritt wurde mit „einer verlässlichen Anfangszeit“ (Gruschwitz) begründet. Das Problem: Viel-Plauderer Thomas Gottschalk ist bei „Wetten, dass…?“ ein Freund der Unplanbarkeit und damit Dauer-Überzieher. Kommt „Wetten, dass…?“, wird aus dem Sportstudio das Spätstudio. Sendebeginn ist erst gegen 23.30 Uhr. Die Folgen der Verlegung und des wechselhaften Beginns sind messbar. Die Sehbeteiligung liegt in der laufenden Saison bei durchschnittlich knapp zwei Millionen Zuschauern (Vorsaison: 2,37 Mio.), der Marktanteil ist bis Ende November von 11,7 Prozent aus der Vorsaison auf knapp elf Prozent gesunken.
Rückläufige Zuschauerzahlen
Zahlen, die den Sender nicht begeistern. Beim ZDF will man deshalb im kommenden Jahr den neuen Sendebeginn des Sportstudios, dessen Quoten auch immer wieder durch spätabendliche Box-Veranstaltungen negativ beeinflusst werden, überprüfen.
Die Deutsche Fußball-Liga, die die Rechte der Fußball-Bundesliga vergibt, toleriert im Moment noch den Regelverstoß durch den späten Sportstudio-Anstoß. Denn laut Vertrag muss die Übertragung der Bundesligen im Zeitfenster von 22 bis 0 Uhr abgeschlossen sein. Plaudert aber Gottschalk vor dem Sportstudio, sendet das denkbar spät die Bilder des Abendspiels und endet gar erst gegen 0:45 Uhr mit dem beliebten Torwandschießen.
Wechsel zu 3sat
Fußballfans haben längst ihren eigenen Weg gefunden und nehmen nachts um 2.45 Uhr die Wiederholung des Sportstudios auf 3sat auf. Dass Nachtschwärmer bei dem dann und dort pünktlichen Sendebeginn zudem regelmäßig einschalten, beschert dem nischigen Kultursender beachtliche Nachtquoten.