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Er hielt stets seine Nase ins Bild und hat tausende Anekdoten zu erzählen: Am Samstag berichtet Sportreporter Rolf Töpperwien von seinem 1444. und letzten Spiel aus der Fußball-Bundesliga.

Wahrscheinlich hat er sich wirklich bemüht, uns in guter Erinnerung zu bleiben. Als der Fußball-Feldreporter schlechthin. Immer so nah dran an den Jungs, dass seine Gesprächspartner nicht nur den Augen-, sondern auch den Nasenkontakt fürchten mussten. Warum wir das so genau wissen? Weil Rolf Töpperwien beim Interview am Spielfeldrand hübsch darauf geachtet hat, dass sein Kopf immer mit im Bild war. Schon zu Zeiten, als Fußball im TV noch nicht als lärmende Show mit Werbeunterbrechungen daherkam und den Be­richterstat­tern die Sache wichtiger war als der eigene Auftritt.

Wüssten wir sonst, dass sein wohlwollendes Wackeldac­kel-Nicken jede Antwort be­gleitet? Und das demütige Grinsen, gepaart mit der Miene steter Begeisterung, mit der man sein Gegenüber bittet, nett zu bleiben? Am Samstag fertigt Töpperwien seinen letzten Bericht fürs ZDF-Sportstudio. Nach 37 Jahren. Sonntag wird er 60. Ein Stück Fernsehgeschichte. So oder so.

Michael Ballack (r.) im Interview mit ZDF Reporter Rolf Töpperwien.
Michael Ballack (r.) im Interview mit ZDF Reporter Rolf Töpperwien. © Unbekannt | Unbekannt





Mit Journalismus hatte seine Arbeit oft nicht so viel zu tun. Kritische Fragen waren sein Ding nicht, und wenn er eine ansetzte, relativierte er sie in deren Verlauf so lange, bis sie es nicht mehr war. Der Mann, den sie gerne „Töppi“ nennen, machte in der Regel einen harmoniebedürftigen Eindruck: Ich tu euch nichts, tut mir bitte auch nichts. Ein Mensch ge­wordener roter Teppich, lange bevor „Waldi“ Hartmann im Ersten zum Dauerdiener an­setzte. Töpperwiens serviles Verhältnis zum Reporterfresser Otto Rehhagel brachte ihm in der „Süddeutschen“ einst den Titel „Putzerfischchen“ ein. Journalisten mit Schmerzgefühl denken spätestens da mal über ihre Arbeit nach.

Töpperwien war ei­ne Marke

Beim Zweiten stand Rolf Töpperwien dennoch nie in Frage, es war wohl eher die vermutete Beliebtheit des Frontkämpfers bei den Zu­schauern. Töpperwien war ei­ne Marke. So oder so.

Unfreiwillige Aufmerksamkeit er­regte er mit privaten Kapriolen. Beim Hantieren mit 80-prozentigem Strohrum und Streichhölzern zündete er sich nach einer Party einmal selbst an. In seinem Blut fand man Kokainspuren. „Fakt ist, dass man mir eine Ecstasy-Tablette ins Bier ge­schüttet hat, man wollte mich wohl vorführen wie einen Tanzbären. Das weiß ich definitiv“, ließ er sich damals in der „Bunte“ zitieren. Ein paar Jahre später reklamierte er eine aus seiner Sicht überhöhte Bordellrechnung über 4000 Mark. Wäre wo­möglich sein Privatding geblieben. Töpperwien aber schickte die Be­schwerde auf Papier ab, das den offiziellen ZDF-Briefkopf trug.

Als er einen schwedischen Einwechselspieler, dessen Na­men er nicht auf dem Zettel hatte, „Kalle Blomquist“ taufte, wurde er mit dem Entenorden eines Recklinghausener Karnevalsvereins belohnt. Ei­ne Ehrung. So oder so.