Essen. Erstmals werden Olympische Spiele 2018 bis 2024 nicht in ARD und ZDF gezeigt. Die wichtigsten Fakten für Fernsehzuschauer.
Wenn am 9. Februar 2018 bei den Winterspielen in der südkoreanischen Stadt Pyeongchang das Feuer entzündet wird, wird auch ein Kapitel deutscher Fernsehgeschichte geschrieben. Erstmals werden bei Olympischen Spielen die deutschen Fernsehzuschauer weder in der ersten Reihe sitzen noch das Zweite dabei sein. ARD und ZDF konnten sich mit dem US-Medienunternehmen Discovery nicht über eine Sublizenz für die TV-Rechte der Olympischen Spiele 2018 bis 2024 einigen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen, die sich nach den gescheiterten Verhandlungen stellen.
Schaut der deutsche Fernsehzuschauer in Zukunft bei Olympischen Spielen in die Röhre?
Nein. Der Mutterkonzern Discovery wird die Rechte an seine deutschen Tochterunternehmen weitergeben. Livebilder werden bei Eurosport und bei DMAX im Free-TV zu sehen sein. Bisher ist die HD-Variante des Eurosport-Senders kostenpflichtig.
Kann ich alle olympischen Entscheidungen gratis sehen?
Nein. Aber das Internationale Olympische Komitee, das im vergangenen Jahr die europäischen Übertragungsrechte von 2018 bis 2024 für 1,3 Milliarden Euro an Discovery verkaufte, hat zur Bedingung gemacht, dass von Winterspielen 100 und von Sommerspielen 200 Stunden im frei empfangbaren Fernsehen übertragen werden. In Deutschland also bei Eurosport und DMAX. Bezahl-Angebote wird es im Pay-TV-Sender Eurosport 2 und bei der bisher kostenpflichtigen Online-Plattform Eurosport Player geben.
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Warum haben ARD und ZDF die Sublizenzen nicht gekauft?
Es lag am Geld. Exklusivrechte hätten die öffentlich-rechtlichen Sender nicht erwerben können, denn Eurosport hätte auf jeden Fall auch übertragen. Für die Sublizenzen soll Discovery 300 Millionen Euro gefordert, ARD und ZDF aber nur 200 Millionen geboten haben.
Wie haben die öffentlich-rechtlichen Sender reagiert?
ARD-Intendant Ulrich Wilhelm betonte, dass finanzielle Gründe entscheidend waren: „Wir müssen erkennen, dass die Forderungen von Discovery bei Weitem über dem liegen, was von uns verantwortet werden kann. Wir sind zu wirtschaftlichem Umgang mit Beitragsgeldern verpflichtet.“ Sein ZDF-Kollege Thomas Bellut sagte: „Wir sind bis an unsere Schmerzgrenze gegangen.“
Ist Eurosport für eine so große Aufgabe gewappnet?
Der Sender ist kein Newcomer. Eurosport berichtet seit seiner Gründung im Jahr 1989 weltweit von sportlichen Höhepunkten. Sicherlich mit Blick auf die Olympischen Spiele 2018 hat der Sender für diese Weltcupsaison nach Skisprung-Star Martin Schmitt auch dessen früheren Teamkollegen Sven Hannawald verpflichtet.
Werden die deutschen Sportler so ausführlich verfolgt wie bisher?
Das muss sich noch herausstellen. Rund 340 Stunden live zeigten ARD und ZDF an 19 Übertragungstagen. Zusätzlich gab es sechs parallele Livestreams auf den Internetseiten mit mehr als 1000 Stunden. Der Schwerpunkt lag auf Berichten über die deutschen Sportler. Eurosport kündigte an, das solle sich nicht ändern.
Könnte es doch noch zu einem Umdenken bei Discovery kommen?
Es ist möglich, aber unwahrscheinlich. ZDF-Intendant Bellut hält die Tür offen: „Sollte Discovery auf unser Angebot zurückkommen wollen, sind wir jederzeit zu Gesprächen bereit.“