Essen. Joseph Boyamba soll Rot-Weiss Essen mehr Offensiv-Power verleihen. In Elversberg war er nur Joker. Wie kann er RWE helfen? Eine Transfer-Analyse.
- Joseph Boyamba war der letzte Spieler, den Rot-Weiss Essen im Zuge des Umbruchs verpflichtet hat. Der Flügelspieler kommt vom Zweitligisten SV Elversberg.
- Der 28-Jährige war bei seinem alten Klub nur Joker und benötigt noch Wettkampfhärte. Bei RWE feierte er im ersten Drittliga-Spiel gleich sein Startelf-Debüt.
- Boyamba ist ein erfahrener Angreifer, der sich in der 3. Liga schon bewiesen hat. Was seine Stärken und Schwächen sind und wie er zu RWE passt, erklären wir in dieser Transfer-Analyse.
Christoph Dabrowski hat keine Zeit zu verlieren. Der Trainer des Fußball-Drittligisten Rot-Weiss Essen muss einige seiner Neuzugänge aktuell ins kalte Wasser werfen. Joseph Boyamba (28), der erst seit dem 2. September Teil des RWE-Teams ist, stand in beiden Pflichtspielen gegen den Mülheimer FC und gegen Wehen Wiesbaden in der Startelf, obwohl er seine Bestform noch nicht erreicht hat. Auch Ahmet Arslan, Julian Eitschberger und Kelsey Meisel durften es nicht langsam angehen lassen. Nur mit den nötigen Einsatzzeiten können die neuen Essener das Niveau erreichen, das man sich in Essen von ihnen erhofft. Arslan sprach davon, dass der Trainer „in Vorleistung gehe“ und die Spieler dies zeitnah zurückzahlen müssten.
Joseph Boyamba kam auf den letzten Drücker vom Zweitligisten SV Elversberg an der Essener Hafenstraße. Der Flügelspieler gehörte unter Trainer Horst Steffen nicht zum Stammpersonal. An Spiele von Beginn an muss sich der Flügelspieler noch gewöhnen. Das ergeht einigen neuen RWE-Akteuren aktuell so und dürfte Teil der Erklärung für den schwachen Saisonstart sein. Mit der Spielpraxis soll die Formkurve nach oben zeigen, auch bei Boyamba, der beim 0:3 gegen Wiesbaden immerhin gute Ansätze zeigte. Wie gut der frühere BVB-, Schalke- und MSV-Spieler im Vollbesitz seiner Kräfte ist und wie er RWE weiterhelfen kann, zeigt eine Auswertung der Datenprofis von Createfootball. Eine Transfer-Analyse.
Rot-Weiss Essen: Spielstil, Stärken und Schwächen von Joseph Boyamba
Im Spiel gegen den Ball hat der 28-Jährige Luft nach oben. Boyamba zeigt sich gegen den Ball bei seinen früheren Stationen zwar effizient, aber wenig einsatzfreudig. Der Flügelflitzer ist nicht für eine hohe Intensität ohne Ball bekannt, dennoch gewann er während seiner Laufbahn in allen Zweit- und Drittliga-Spielen 58 Prozent seiner Defensivduelle. Er führt wenige Pressingduelle und fängt selten Pässe ab, attackiert dazu kaum freie Bälle. Dafür beweist Boyamba in seinen Pressingaktionen aber ein gutes Timing und kann einige Balleroberungen aufweisen. Der neue RWE-Angreifer hat hier noch Luft nach oben.
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Ist seine Mannschaft im Ballbesitz, hält sich Boyamba oft aus dem Spielaufbau raus und spielt nur wenige Pässe, diese zudem oft in finalen Feldzonen. Der Offensivmann setzt seine Mitspieler durch seine starke Übersicht auch unter hohem Druck per Zuspiel in den Lauf in Szene. Boyamba forciert am Ball das Duell mit dem Gegner und weiß sich clever durchzusetzen, zudem verfügt er über eine hohe Agilität und einen schnellen Antritt. Was schon in seinen ersten Einsätzen für RWE aufgefallen ist: Boyamba zieht mit dem Ball zumeist von der Außenbahn Richtung Zentrum, steht bei seinen Ballaktionen dementsprechend häufig unter Raum- und Gegnerdruck und entweicht diesen Situationen selten. Hier kommt seine Ballsicherheit ins Spiel, die zu seinen Stärken gehört. Boyamba leistet sich kaum Ballverluste und leitet somit auch selten Konter des Gegners ein. Das ist eine Qualität, die man sich aktuell auch von anderen Essenern wünschen würde.
RWE-Stürmer Boyamba hat Qualität im Dribbling
Zu den Stärken Boyambas zählt darüber hinaus die Chancenkreation. Er ist enorm dribbelstark, gewinnt gute 50 Prozent seiner Dribblings, von denen er im Schnitt pro 90 Minuten Spielzeit mehr als fünf bestreitet. Er geht häufig auf Höhe der Mittellinie oder in Strafraumnähe ins direkte Duell und ist oft nur per Foul zu stoppen. Auffällig ist zudem sein hohe Frequenz an Flachpässen in den Strafraum, dadurch kann er starke 0,9 Torschussvorlagen pro 90 Minuten vorweisen. Boyamba kann seine Präzision an Bällen in die Box aber noch weiter steigern, unter anderem bei Flanken. Er schafft zudem ohne Ball nur sehr wenige Laufangebote und hat trotz seiner Stärke im Antritt und seiner Agilität nur eine mittelmäßige Endgeschwindigkeit. An seinen Gegenüber Kelsey Owusu kommt Boyamba zumindest in Sachen Topspeed nicht heran.
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Wichtig wird es für RWE sein, dass er seine Torgefährlichkeit einbringen kann. Seit drei Spielen warten die Essener auf einen eigenen Treffer, Boyamba kann auf Dauer dabei helfen, mehr Treffer zu erzielen. Er ist sehr torgefährlich dank guter Schusspositionen und hoher Präzision im Sechzehner. Sein expected-Goals-Wert (0,18 pro Schuss) ist sehr stark. Mindestens zehn Scorerpunkte pro Saison zwischen 2016/17 und 2022/23 sind Ausdruck der Konstanz in seinen Leistungen. Boyamba versucht häufig, am Ball in die Box einzudringen und dann selbst den Abschluss zu suchen, liefert dafür aber kaum Boxpräsenz bei Flanken.
Fazit: Kann Joseph Boyamba eine Verstärkung für Rot-Weiss Essen sein?
Joseph Boyamba ist ein typischer „Inside Forward“, der am Ball mit seinem starken linken Fuß von der rechten Außenbahn ins Zentrum zieht und sich mit seinem starken Antritt in Szene setzt. Aus dem Spielaufbau hält er sich oft heraus, seine Spielweise definiert sich stark über die finalen Aktionen, denn fast jede seiner Ballaktionen hat einen Steckpass zum Mitspieler oder einen eigenen Abschluss als Ziel. In Elversberg war Boyamba trotz seiner Qualitäten nur Teilzeitkraft, konnte in den Jahren zuvor auf Drittliga-Niveau mit seinen Stärken im Dribbling, im finalen Passspiel und Abschluss glänzen und war bei 1860 München und Waldhof Mannheim Leistungsträger.
Mit seiner Dribbelstärke, seinem schnellen Antritt und seiner ausgeprägten Zielstrebigkeit wird Joseph Boyamba auch bei RWE als offensiver rechter Flügelspieler mit Zug ins Zentrum eingesetzt werden, er kann aber auch auf der linken Außenbahn als „klassischer“ Flügelspieler agieren. Somit verschafft Boyamba der Essener Offensive noch mehr Variabilität. Als Kind des Ruhrpotts und erfahrener Drittligaspieler wird er in Essen kaum Anlaufzeit benötigen. Um auf Anhieb die gehoffte Verstärkung zu werden, muss Boyamba allerdings ohne Ball deutlich mehr arbeiten als zuletzt, häufiger Freiräume schaffen und sich mehr an der Abwehrarbeit beteiligen.
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