Essen. Der Saisonstart in der 3. Liga steht vor der Tür. Die RWE-Vorstände Marc-Nicolai Pfeifer und Alexander Rang beziehen im Doppelinterview Stellung.
Seit einem Monat hat Fußball-Drittligist Rot-Weiss Essen einen neuen Mann an der Vereinsspitze: Marc-Nicolai Pfeifer ist am 1. Juli als Nachfolger von Marcus Uhlig als Vorstandsvorsitzender an der Hafenstraße an den Start gegangen. Am kommenden Samstag (14 Uhr, Magenta Sport) geht es erstmals unter seiner Regie um Punkte. Alemannia Aachen wird im Stadion an der Hafenstraße zu Gast sein. Ein elektrisierendes Duell, das längst ausverkauft ist. Vorfreude spüren auch Pfeifer und sein Vorstandskollege Alexander Rang. Im zweiten Teil des Doppelinterviews mit dieser Redaktion sprechen beide über den Auftakt, die Entwicklung der 3. Liga und stratgische Ziele.
Marc-Nicolai, Pfeifer, Alexander Rang, Sie haben davon gesprochen, durch eine angestrebte Erhöhung des Etats die Wahrscheinlichkeit auf sportliche Erfolge erhöhen zu wollen. Welche langfristigen Ziele verfolgt der Klub?
Alexander Rang: Aktuell wünschen sich natürlich viele Fans den Aufstieg und fragen sich, wie dieser zu realisieren ist. Ja, der Aufstieg ist das große Ziel in den nächsten Jahren. Wir brauchen die richtigen Strukturen und Prozesse, die richtigen Mitarbeiter und Partner. Des Weiteren in allen Bereichen Wachstum und Entwicklung.
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Den Aufstieg in die 2. Bundesliga nehmen sich in der 3. Liga viele Vereine vor. Die Liga hatte lange keinen guten Ruf, viele Klubs sind in finanzielle Schwierigkeiten geraten, denn die Einnahmen aus TV-Erlösen sind mit der 2. Bundesliga nicht vergleichbar. Kann sich RWE mehrere Jahre 3. Liga leisten?
Marc-Nicolai Pfeifer: In dieser Diskussion sind wir als gewählte Ligavertreter im Drittliga-Ausschuss mit den Verantwortlichen des DFB. Klar, in der 3. Liga hat man nicht die Erlöse, die als Zweitligist generiert werden, auch wenn wir Traditionsvereine teilweise Reichweiten und Einschaltquoten ähnlich wie Zweitligisten erzielen. In dem Umfang werden wir allerdings nicht belohnt. Dieses Ungleichgewicht bleibt eine Aufgabe, die es zu lösen gilt. Andererseits ist die grundsätzliche Entwicklung der 3. Liga in Teilen positiv zu bewerten.
Rot-Weiss Essen: Rang glaubt an erneuten Zuschauerrekord
Rang: Die Attraktivität wird in der bevorstehenden Spielzeit weiter steigen. Wir haben zwar eine Zweitvertretung mehr als im letzten Jahr, aber auf der anderen Seite mit Rostock und Osnabrück attraktive zuschauerstarke Absteiger. Es gibt viele traditionsreiche Spiele in dieser Liga. Ich bin davon überzeugt, dass wir den Zuschauerrekord der letzten Saison in dieser Spielzeit übertreffen werden.
Weiteres strategisches Thema: Gibt es beim Stadionausbau einen neuen Stand? Die Planungsmittel wurden freigegeben. Gab es schon Signale?
Pfeifer: Wir waren gemeinschaftlich beim Oberbürgermeister Kufen, bei Sportdezernentin Raskop und in weiteren politischen Kreisen unterwegs, um uns nochmal herzlich zu bedanken. Es ist ein sehr positives Zeichen, dass die Politik die Notwendigkeit sieht, weiter in den Sport und die Infrastruktur zu investieren. Wir wissen das sehr zu schätzen. Die Gespräche zur konkreten Umsetzung laufen bereits.
Rot-Weiss Essen: Pfeifer ein Monat im Amt
Herr Pfeifer, Sie sind nun genau einen Monat im Amt bei RWE. Wie ist nun Ihr Blick auf den Verein und wie war er, bevor Sie für Rot-Weiss Essen gearbeitet haben?
Pfeifer: Vor dem ersten Arbeitstag habe ich versucht, mir durch Gespräche, Zahlen und Bilanzen ein objektives Bild zu machen. Jetzt nehme ich wahr, wie emotional der Verein tatsächlich ist. Die Menschen im Verein sind sehr offen, wollen alle mit anpacken und etwas erreichen. Alle sind fleißig, die Kommunikation im Team ist auf Augenhöhe. Wichtig ist, dass die handelnden Menschen den Erfolg des Vereins im Fokus haben. Das ist hier der Fall. Die vielen einzelnen Gespräche haben mir das gezeigt. Auch außerhalb des Klubs, ob in der Politik oder auf den Straßen, vernehme ich eine positive Grundstimmung.
Werden Sie denn schon beispielsweise auf der Rüttenscheider Straße von Leuten angesprochen?
Pfeifer: Mein Stimmungsbarometer hängt davon nicht ab. Mein Credo ist es, lieber im Maschinenraum als Erster über die Ziellinie zu kommen, als auf dem Sonnendeck zu stehen und weniger erfolgreich zu sein. So nehme ich auch Alex wahr. Ich vernehme keine Befindlichkeiten, wir arbeiten Schulter an Schulter und sind ein Team.
Rang: Ich kann aus meiner Sicht sagen, dass Marc hier sehr gut hinpasst. Er ist der richtige Mann beim richtigen Verein. Natürlich war es für mich spannend zu sehen, wer da durch die Tür kommt. Es handelt sich schließlich um den neuen Vorstandsvorsitzenden. Ich bin nun aber nach dem ersten Monat überzeugt davon, dass er gut ins Team passt. Das sehen auch die anderen Mitarbeiter so. Die Tugenden des Reviers, für die Rot-Weiss Essen steht, nämlich Fleiß, Ehrlichkeit, Offenheit, bringt er mit. Jetzt müsste er nur noch seinen Dialekt loswerden (lacht). Spaß beiseite, der erste Monat war wirklich gut. Wir sind ein ordentliches Stück weitergekommen und freuen uns nun auf die neue Saison.
„Die Tugenden des Reviers, für die Rot-Weiss Essen steht, nämlich Fleiß, Ehrlichkeit, Offenheit, bringt er mit. “
Thema Baustellen: An einigen Stellen hat es Abgänge gegeben, etwa im Bereich Medien und Kommunikation. Dort sind zwei wichtige Mitarbeiter gegangen. Wie fangen Sie das auf?
Rang: Wir hatten in Summe viele personelle Veränderungen. Grundsätzlich haben wir in der Kommunikations-Abteilung bereits einen Mitarbeiter ersetzt, mit einem zweiten führen wir aktuell Gespräche.
Rot-Weiss Essen verlor die letzten beiden Auftaktspiele
War der Verwaltungsapparat vorher zu groß?
Rang: Das würde ich so nicht sagen. Wir haben einen neuen Vorstand und haben an der einen oder anderen Stelle neue Überlegungen, andere Erfahrungen und schätzen Dinge anders ein.
Kommen wir nochmal zum Sport. Samstag geht es gegen Alemannia Aachen. In den letzten beiden Drittliga-Spielzeiten wurde das Auftaktspiel verloren. Welche Bedeutung messen Sie einem guten Start bei?
Pfeifer: Es wäre für alle wünschenswert, wenn wir den ersten Lohn für die Arbeit erhalten. Mit Erfolgen wächst Vertrauen. Natürlich wollen wir das bestmögliche Ergebnis erzielen. Wir wissen aber auch, wie stark die Aufsteiger in dieser Liga zuletzt waren und aus einer Stabilität kommen. Letztlich ist es aber auch nur eines von 38 Spielen.
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Sportlich sieht es nach den Verpflichtungen von Arslan und Wintzheimer nochmal anders aus. Glauben Sie, dass RWE von der Konkurrenz nun anders wahrgenommen wird?
Pfeifer: Für uns ist das gar nicht entscheidend, wir schauen auf uns. Manchmal ist es sogar ein Vorteil, wenn man etwas mehr unter dem Radar fliegt. Wir lassen uns nicht davon beeinflussen, was andere Mannschaften denken und konzentrieren uns auf unseren Weg.
Sind Sie überrascht, dass sich die vermeintlich kritische Lage nach den zahlreichen Abgängen in Wohlgefallen aufgelöst hat?
Rang: Es ist nach einer überdurchschnittlich guten Saison zu erwarten gewesen, dass unsere Spieler Begehrlichkeiten wecken. Mit so etwas beschäftigen wir uns auch während einer Saison. Wir haben nie daran gezweifelt, dass wir eine wettbewerbsfähige Mannschaft auf die Beine stellen. Ich verstehe jeden Fan, der sich über Abgänge ärgert. Aber mit so einer Situation müssen wir auch in Zukunft umgehen, so wie auch andere Verein.