Doorwerth. Jimmy Kaparos kam aus der U23 von Schalke 04 zu Rot-Weiss Essen. Trainer Christoph Dabrowski attestiert ihm eine „hervorragende Entwicklung“
Das Trainingslager von Rot-Weiss Essen ist für Neuzugang Jimmy Kaparos auch eine Reise in die Vergangenheit, der 22-Jährige hat seine ersten Jahre in Arnheim verbracht. „Ja, meine Familie wohnt noch hier. Noch haben wir uns nicht gesehen, aber sie kommen bestimmt noch hier vorbei“, glaubt der Niederländer.
Wobei die Zeit im Nachbarland schon länger zurückliegt. Mit Mutter und zwei Schwestern in Holland aufgewachsen, wollte die Mutter dann doch, dass Jimmy bei seinem Vater in Stuttgart aufwächst. So ging es dann mit elf Jahren ins Schwabenland, zuerst in die Jugendabteilung des FSV Waiblingen, wo schnell die Späher des VfB Stuttgart auf ihn aufmerksam wurden. Dann kam die Karriere ins Rollen, mit 16 ging es dann weiter in die Schalker Knappenschmiede.
Zwischenzeitlicher Höhepunkt der jungen Karriere natürlich sein erster und bislang einziger Bundesliga-Einsatz am 8. Mai 2021 gegen die TSG Hoffenheim (2:4). „Bei solch einem Spiel dabei zu sein, in dem jungen Alter, das war schon eine geile Erfahrung“, so Kaparos, obwohl die Schalker da schon als Absteiger zum Saisonende feststanden. Aber der Kurzeinsatz hatte dem defensiven Mittelfeldspieler nicht den Kopf verdreht, eine behutsame Karriereplanung zeichnet den 1,87 Meter großen Defensivspezialisten bislang aus.
Vom PEC Zwolle zurück in die vertraute Umgebung
Von Gelsenkirchen ging es in die zweite holländische Liga zum PEC Zwolle. „In dem Jahr sind wir gleich aufgestiegen, aber wir hatten da auch eine gute Mannschaft, haben viel gewonnen. Da war es auch schwer für mich, mich dort durchzusetzen“, erinnert er sich, „aber, es war trotzdem die richtige Entscheidung, ich konnte da viel lernen und habe einiges mitgenommen.“ Und da man manchmal in der Karriere einen Schritt zurück machen muss, um voranzukommen, ging es wieder zurück zum FC Schalke. „Jakob Fimpel und sein Trainerteam wollten mich wieder zurück haben - da bin ich wieder zurück in die vertraute Umgebung“, so Kaparos.
Und in der zurückliegenden Saison war er einer der Leistungsträger in der Regionalliga-Mannschaft der Knappen. Kaparos war bereit für den nächsten Karriereschritt, es gab einige Angebote aus der Dritten Liga, am Ende erhielt Rot Weiss Essen den Zuschlag. Zu dem Zeitpunkt war Vinko Sapina noch die beherrschende Spielfigur im RWE-Mittelfeld - und Jimmy Kaparos sollte sein „Adjutant“ werden. Nun ist die Stelle verwaist - und der Neuzugang sieht sich plötzlich als erster Anwärter auf die vakante Position. „Im Fußball geht es manchmal schnell, damit muss man immer rechnen. Von einem Rucksack würde ich deswegen aber nicht sprechen.“ Schwer zu sagen, ob das Zusammenspiel mit dem ehemaligen RWE-Kapitän, der überraschend zu Dynamo Dresden gewechselt ist, funktioniert hätte: „Ich habe ihn nur ein paar Mal spielen gesehen.“
In der Schalker Regionalliga-Saison einer der Leistungsträger
Ein Drittliga-Spiel hat er ja noch nicht gemacht, was er bislang aber feststellte: „Das Niveau ist ein bisschen besser als in der Regionalliga, das merkt man schon.“ Und die Ansprüche an ihn sind auch gestiegen, das bekam er vergangenen Sonntag im Testspiel gegen die U23 der TSG Hoffenheim zu spüren, als zwei seiner Fehler zu Großchancen der Gäste führten. „Wir hatten eine anstrengende Trainingswoche in den Beinen, ich denke, jeder hat mal so ein Spiel“, beschwichtigt er.
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Alles ganz normal, die Umstellung auf die neue Mannschaft - nur Rios Alonso kannte der junge Familienvater eines drei Monate alten Sohnes aus seiner Stuttgarter Zeit - dauere nun mal eine Zeit: „Ich muss erst mal die anderen und deren Abläufe kennenlernen, wir arbeiten jeden Tag daran, die Trainer helfen mir, die Spieler auch. Ich denke, dass ich mit der Zeit immer besser reinkomme.“ Wie zur Bestätigung kommt während des Interviews im Mannschaftshotel Trainer Christoph Dabrowski vorbei, klopft seinem Neuzugang anerkennend auf die Schultern und meint: „Der Jimmy macht gerade eine hervorragende Entwicklung durch.“
Rot-Weiss Essen: Kaparos will am Kopfballspiel arbeiten
Da huscht ein Lächeln über sein Gesicht, eine Bestätigung seiner eigenen Entscheidung, zur Hafenstraße zu wechseln: „Ich habe mir alles angeguckt und bin zu dem Schluss gekommen, dass RWE zum jetzigen Zeitpunkt für meine Karriere der richtige Schritt ist.“ Natürlich sei seine Entwicklung als Spieler noch längst nicht abgeschlossen: „Ich bin ein Sechser, der abräumen kann, der aber auch gerne den Ball hat. Aber an meinem Kopfballspiel muss ich sicher noch arbeiten“, meint er selbstkritisch - bevor es wieder raus geht zur zweiten Schicht an diesem Mittwoch.