Essen. Rot-Weiss Essen hat dem Hamburger SV einen großen Kampf geliefert. Erst in der Verlängerung verlor der Außenseiter 3:4 gegen den Zweitligisten.
Verlängerte Pokalschicht an der Hafenstraße, und am Ende zog der Hamburger SV den Kopf aus der Schlinge: Der 4:3-Sieg des Zweitliga-Spitzenteams nach Verlängerung war sicherlich keine Empfehlung für die Ligasaison, während Rot-Weiss Essen die Aufgaben in der Dritten Liga mit breiter Brust angehen kann.
Die Luft flirrte an der Hafenstraße, als beide Mannschaften um kurz vor Eins den Rasen betraten, die Energie auf den Rängen, sie war deutlich zu spüren. Derart energiegeladen gingen die elf Rot-Weissen auch zu Werk. Felix Götze war für Thomas Eisfeld in die Anfangself gerückt, und seine dringlichste Aufgabe war, bei HSV-Angriffen eine Fünferkette zu komplettieren.
Und die Hamburger hatten natürlich von Anpfiff weg die größeren Spielanteile. Schon nach drei Minuten legte Bakery Jatta per Kopf zurück auf Levin Öztunali, doch der HSV-Angreifer köpfte wuchtig drüber. Die Essener setzten auf vereinzelte schnelle Konter, als Vinko Sapina einen Steilpass auf Andreas Wiegel schickte, wurde dessen Schuss vor der Strafraumlinie abgeblockt.
Die Gastgeber lauerten auf Fehler der Hanseaten – und die kamen: Eljiah Krahn spielte einen Katastrophen-Rückpass, den Isi Young erlief, aber sein Abschluss landete am Außennetz. Plötzlich hatten die Essener die besseren Chancen: Lucas Brumme setzte sich auf links schön durch, flankte scharf nach innen, Moussa Doumbouya nahm die Kugel direkt – und jagte sie knapp über die Latte (23.). Es war die beste Phase von RWE in Hälfte eins: Torben Müsel zirkelte einen Freistoß auf den Kopf von Felix Bastians, der ihn im Flug knapp daneben setzte (31.). Und als Young zu einem Solo ansetzte, sah er nicht die mitgelaufenen Doumbouya und Marvin Obuz, sondern dribbelte in vier HSV-Verteidiger hinein (34.). Da hätte man am liebsten gerufen: Kopf hoch, Isi.
Rot-Weiss Essen liegt zurück durch Fehler von Felix Bastians
Als sich alle allmählich auf eine torlose erste Halbzeit einstellten, schlug der Favorit doch noch zu: Rios Alonso, schlecht angespielt von Bastians, ließ sich vor dem Strafraum von Jatte (fair) den Ball abnehmen und jagte ihn nach ein paar Schritten ins kurze Eck: 0:1 nach 38 Minuten, das war viel zu einfach.
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Da hatte der RWE-Kapitän wohl etwas gutzumachen: bei einer Umschaltaktion ging er energisch nach vorne und war 20 Meter vor dem HSV-Tor nur durch Foul zu stoppen. Müsel legte sich den Ball zurecht, die HSV-Mauer bildete beim folgenden Schuss eine schöne Schneise – und es stand 1:1 (42.). Es wurde laut auf den Rängen. Das Remis zur Halbzeit wurde als Teilerfolg gefeiert.
Und die Partie verlor auch nach dem Wechsel nicht an Fahrt. Der HSV hatte die erste Glasklare: Auf links setzte sich Dompé durch, Torjäger Robert Glatzel kam im Torraum frei zum Kopfball – und setzte ihn tatsächlich an die Latte (51.)! Aber die HSV-Führung, sie war nur aufgeschoben, freundlich assistiert von der RWE-Abwehr mit ihrem gewollten Kurzpassspiel, begrüßt von Trainer Dabrowski. Torhüter Golz passte auf Bastians, der verhaspelte sich in der Ballführung, Jatta nahm lässig den Ball ab und traf ins leere Tor (55.). Eine amateurhafte Aktion.
Aber kein Grund, um Trübsal zu blasen: Schon zwei Minuten später setzte Wiegel endlich einmal zu seinen gefürchteten Flankenläufen an, scharfe Hereingabe – und Neuzugang Doumbouya drückte ihn ins Netz: 2:2. Die Hafenstraße implodierte. Nun spielten beide Teams mit offenem Visier.
Und wieder legte der HSV vor: Dompé zog aus 20 Metern nach einem abgewehrten Eckball ab, Wiegel fälschte noch unglücklich ab, der Ball fiel Glatzel praktisch vor die Füße, und diesmal ließ sich der HSV-Goalgetter die Chance aus fünf Metern nicht entgehen: 2:3 (66.). Konnte der Underdog noch einmal zurückkommen?
Rot-Weiss Essen: Hätte, hätte- dann kam Brumme
In der Schlussviertelstunde kamen mit Sturmbrecher Ron Berlinski und Mittelfeldspieler Thomas Eisfeld noch einmal frisches Personal, weil der Zweitligist in einigen Situationen bedenkich wackelte, obwohl Nemeth mit seinem Lattenkopfball fast für die Entscheidung gesorgt hätte.
Hätte, hätte – dann kam Brumme: Eisfeld führte gedankenschnell die Ecke aus und Brumme wuchtete sie per Brummschädel ins Netz: 3:3 (83.) – hier war noch lange nicht Schluss. Hätte es aber, denn RWE hatte die Riesenchance in der regulären Spielzeit: Young strebte auf rechts allein aufs Tor zu, heraus kam kein Schuss und keine Vorlage, der Ball flog weit am langen Eck vorbei (90.). Was für eine Chance! Stattdessen: Verlängerung…..
In der war von einem Klassenunterschied längst nichts mehr zu sehen, Krämpfe gab es auf beiden Seiten, alle mussten ans Limit gehen. Und langweilig geht anders. Eisfeld spielte einen Tricky-Freistoßlupfer auf Bastians, doch der brachte die Kugel aus drei Metern nicht unter Kontrolle (106.).
Das Elfmeterschießen rückte in greifbare Nähe, bis zur 117. Minute: Da kam Benes aus 18 Metern frei zum Schuss und schlug bei Golz im rechten Eck ein. Irgendwie auch nicht ganz unhaltbar. Ausgeträumt.