Essen. Jörn Nowak spricht über Erkenntnisse nach der Hälfte der Vorbereitung. RWE hofft auf mehr Tempo und Torgefahr, Konkurrenz interessiert nicht.

Rot-Weiss Essen hat das Trainingslager in Herzlake beendet. Sechs Tage arbeitete Trainer Christian Neidhart und sein Team in Niedersachsen für den Saisonstart am 14. August beim Bonner SC. Ein Testspiel gegen den niederländischen Zweitligisten FC Emmen verlor RWE mit 0:3 (0:0), die Vorbereitungspartie zum Abschluss des Aufenthaltes gegen den Bezirksligisten ASC GW Wielen endete 9:0 (4:0). RWE-Sportdirektor Jörn Nowak blickt auf den Aufenthalt der Rot-Weissen in Herzlake zurück und zieht ein erstes Fazit.

Hallo Herr Nowak, die Tage im Trainingslager in Herzlake haben Sie hinter sich. Froh, dass es vorbei ist?

Nowak: Ich denke, dass wir die richtige Dauer für das Trainingslager gewählt haben. Die Spieler hatten genügend Zeit, sich kennenzulernen, ohne dass ein Lagerkoller entstanden ist. Spieler und Trainer üben und schwitzen auf dem Rasen und lernen sich auch privat besser kennen.

Prozesse und Aufgabenverteilung auf und neben dem Platz

Sie kennen solche Trainingslager ja selbst aus Ihrer aktiven Zeit. Was nehmen Sie als Sportdirektor mit?

Ich bin dankbar, dass wir die Möglichkeit haben, im Sommer ins Trainingslager zu fahren. Das ist nicht selbstverständlich. Ich finde es aber sehr wichtig, um einen Teamspirit für die Saison zu entwickeln und als Mannschaft zusammenzuwachsen.

Sie waren natürlich als Beobachter bei den Trainingseinheiten dabei. Womit haben Sie sich noch beschäftigt?

Jörn Nowak, Sportdirektor von Rot-Weiss Essen, hofft auch auf eine ähnlich starke Heimserie wie in der Vorsaison.
Jörn Nowak, Sportdirektor von Rot-Weiss Essen, hofft auch auf eine ähnlich starke Heimserie wie in der Vorsaison. © Unbekannt | Thorsten Tillmann

Im Trainingslager ging es für mich hauptsächlich darum, die Prozesse und Aufgabenverteilungen auf und neben dem Platz zu beobachten. Hier und da greifen noch nicht alle Rädchen ineinander, was bei einer neuformierten Gruppe ganz normal ist. Gemeinsam mit Christian Neidhart begleite ich diesen Ordnungsprozess intensiv.

Drei Wochen ist die Mannschaft jetzt wieder am Ball, die Hälfte der Vorbereitung ist vorbei. Es ist noch relativ früh für ein Urteil, aber sind Sie zufrieden mit dem, was sie bislang gesehen haben? Haben sich die Erwartungen soweit schon erfüllt?

Die Vorbereitung ist sehr intensiv, aber alle ziehen gut mit. Die Spieler verinnerlichen die geforderten Abläufe von Tag zu Tag mehr. Aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen. Trotzdem stimmen uns die Eindrücke optimistisch, dass wir das, was wir vorhaben, auch umsetzen können.

RWE zuversichtlich, dass Neuzugang Niemeyer bald einsteigt

Wie sehr beschäftigt Rot-Weiss der bisherige Ausfall von Linksverteidiger Michel Niemeyer, in den sie ja aufgrund seiner sportlichen Vita große Hoffnungen setzen?

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Das Michel bisher nicht am Mannschaftstraining teilnehmen konnte, ist alles andere als optimal. Den kurzfristigen Ausfall von Michel können wir intern kompensieren, daher verfallen wir nicht in Panik. Wir sind aber vorbereitet, falls wir Handlungsbedarf sehen.

Die Verletzung stammt aus dem letzten Spiel der vergangenen Saison. Hatte sich beim medizinischen Check die Problematik angedeutet?

Wir haben beim obligatorischen Medizincheck von dem Unfallereignis erfahren. Die darauf folgenden ärztlichen und therapeutischen Untersuchungen samt MRT und Ultraschall haben keinerlei Bedenken hinsichtlich eines längerfristigen Ausfalls zum Vorschein gebracht. Michel ist weitestgehend beschwerdefrei und belastbar. Einzig bei gleichbleibender Laufbelastung hat seine Muskulatur zugemacht. Wir sind aber guter Dinge, dass die Ursache zügig behoben wird und Michel ins Mannschaftstraining einsteigt.

Das Toreschießen auf mehrere Schultern verteilen

Was waren die grundlegenden Erkenntnisse aus der Vorsaison? Worauf haben Sie reagiert oder ihrer Meinung nach bei der Kaderplanung reagieren müssen, damit es in dieser Saison mit dem Aufstieg klappt?

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Zunächst einmal war die letzte Saison aufgrund der Vielzahl der Spiele, aber vor allem auch aufgrund der Pandemie die wahrscheinlich kräftezehrendste Saison jemals für alle Beteiligten. Dass diese besondere Saison mit zwei großen Enttäuschungen endete, kostete noch mal viel Energie. Da sich darüber hinaus kaum ein Spieler aus der zweiten Reihe mit seiner Reservistenrolle abfinden wollte, wir aber keinem einen Stammplatz in der neuen Mannschaft zugetraut haben, war für uns der ursprünglich nicht geplante große Umbruch letztlich doch notwendig. Im Vergleich zum letzten Jahr wollen wir die Verantwortung des Toreschießens auf noch mehr Schultern verteilen und gerade in schwierigen, ausgeglichenen Spielen mit einfacheren Mitteln zum Torerfolg kommen. Dafür haben wir insbesondere Tempo und Fähigkeiten im Eins-gegen-Eins gesucht. Außerdem gilt es, die vielen guten Dinge aus der Vorsaison auch in der neuen Saison wieder umzusetzen.

Worauf dürfen sich die RWE-Fans freuen, wenn sie wieder live im Stadion ihre Mannschaft sehen können?

Fokus immer auf das nächste Spiel richten

Auf jeden Fall auf eine Mannschaft, die sich darauf freut, endlich wieder vor Zuschauern spielen zu dürfen. Wir wollen unsere Heimserie ausbauen und den Beweis antreten, dass wir gemeinsam mit unseren Fans noch stärker sind.

Hier und da wird vor allem Preußen Münster als einer der Hauptkonkurrenten im Aufstiegskampf genannt. Ein paar weitere wie Fortuna Köln oder RWO könnten dazukommen. Eine solch herausragende Spielzeit wie die abgelaufene ist nur schwer zu toppen. Glauben Sie, dass es für Rot-Weiss diesmal noch schwieriger werden könnte im Titelrennen?

Es ist mir ehrlich gesagt egal, welche Vereine sich den Aufstieg als Ziel setzen. Für die Attraktivität der Liga ist es sicher förderlich, wenn die Vereine mit dem größten Zuschauerpotenzial oben mitspielen. Wir wollen es aber schaffen, unseren Fokus immer auf das nächste Spiel zu richten. Es bringt uns nichts, jedes Ergebnis auf das Saisonende zu projizieren. Wir sind weder nach dem ersten Sieg schon aufgestiegen, noch ist die Saison nach dem ersten Punktverlust verloren. Ich glaube, dass wir Jahr für Jahr die Voraussetzungen für eine erfolgreiche Saison verbessert haben. Der Rest muss auf dem Platz entschieden werden.