Essen. Rot-Weiss Essen hatte vor Jahren die „Zweite“ abgemeldet. Nun bemüht sich der Drittligist aus gutem Grund, mit der Reserve wieder aufzusteigen.
Für seinen Rapport auf der Mitgliederversammlung in der Messe Essen wählte Jörn Nowak einen besonderen Einstieg. Der Sportdirektor von Rot-Weiss Essen startet seinen Bericht nicht mit dem Aufstieg in die Dritte Liga, sondern wandelte durch den Breitensport, zu denen, „die nicht im Rampenlicht stehen, aber zum guten Klima und zur Kultur im Verein beitragen“.
Erfolgreich war RWE allerdings auch dort in der vergangenen Saison. Die Inklusionsmannschaft „Team III“ ist im dritten Anlauf in die Kreisliga B aufgestiegen. Die von Benjamin De Biasi trainierte Mannschaft ist ein Inklusionsprojekt von Essener Chancen und Eggers-Stiftung. Eine verschworene Einheit, die unter anderem suchtkranken und Menschen mit psychischen Problemen Stabilität verleiht. „Was Tani Capitain und Benni De Biasi leisten, ist kaum zu beschreiben“, lobte Nowak den Chef der Essener Chancen bzw. den Projektleiter. Ein Paradebeispiel für das soziale Engagement an der Hafenstraße.
Rot-Weiss Essen hat Aufstieg mit der „Zweiten“ knapp verpasst
Die zweite Mannschaft indes hat den angestrebten Sprung in die Kreisliga A als Vizemeister mit nur einer Niederlage gegen Aufsteiger FC Stoppenberg knapp verpasst. Doch RWE II nimmt erneut Anlauf, das steht definitiv fest. „Diese Mannschaft ist uns wichtig für die Zukunftsplanung“, betonte Nowak. Man wolle mittelfristig mindestens bis in die Landesliga vorrücken und das Team deshalb in Zukunft noch mehr unterstützen. „Das ist uns ein wichtiges Anliegen.“
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Warum dieser Ehrgeiz? Die Erklärung beginnt in der Vergangenheit. Im Mai 2014 hatte RWE beschlossen, die durchaus erfolgreiche U23 vom Spielbetrieb abzumelden. Die kickte damals nur eine Klasse tiefer als die Erste in der Oberliga. Der damalige Vorsitzende Michael Welling und Sportdirektor Uwe Harttgen waren der Meinung, mit entsprechenden Fördermaßnahmen könnte man den Nachwuchs so noch gezielter fördern, an den Verein binden und in den Profibereich führen. Und Geld sparte man auch.
RWE-Fans kritisierten damals die Entscheidung heftig
Ein Trugschluss, der heute als „Fehlentscheidung“ angesehen wird. Fans hatten diese unpopuläre Maßnahme schon damals heftig kritisiert. Gleichwohl lag die Abmeldung von zweiten Mannschaften zu jener Zeit im Trend, Profiteams wie VfL Bochum, MSV Duisburg oder Bayer Leverkusen und Eintracht Frankfurt nahmen ihre U23-Teams vom Markt.
Nach einer fünfjährigen Pause schickte RWE zur Saison 2019/20 aber wieder unter der Leitung von Ikone Frank Kurth eine „Zwote“ in den Punktekampf - ganz unten in der Kreisliga C. Der erste Aufstieg klappte prompt, doch der Weg zurück nach oben ist steinig, wie die Rot-Weissen auch in dieser Saison erfahren mussten.
Die Kreisliga B ist sicher keine Bühne, um Spielern aus der Ersten, die oben nicht zum Einsatz kommen, oder hochtalentierten Jugendlichen, die zuvor in der U19-Bundesliga gespielt haben, angemessene Wettkampfpraxis zu bieten. Doch wohin mit dem Potenzial?
Sechs Jugendliche durften Erfahrungen im Regionalliga-Team sammeln
Sechs A-Jugendliche durften bei Rot-Weiss in der Vorsaison bereits Erfahrungen in der ersten Mannschaft sammeln mit Kurzeinsätzen in der Regionalliga, aber vor allem im Niederrheinpokal. Sie machten auch einen guten Job. Mustafa Kourouma, Timur Kesim und Nico Haiduk haben einen Vertrag bekommen, Ben Heuser darf noch ein Jahr in der U19 spielen. Mittelfeldspieler Guiliano Zimmerling allerdings, der U19-Kapitän, und Angreifer Oguzcan Büyükarslan haben den Verein verlassen.
Der Drittliga-Kader ist voll, die Konkurrenz dort wäre ohnehin zu groß gewesen, und andere Möglichkeiten, auf relativ hohem Niveau zu spielen, kann RWE den beiden nicht bieten.
„Da haben wir keine Chance und verlieren viele A-Jugendliche“, bedauert Nowak. Denn diese Jungs haben Potenzial. Büyükarslan hat bei Borussia Mönchengladbach U23 angeheuert, und Zimmerling soll nach Informationen dieser Redaktion ebenfalls das Ziel Regionalliga haben.
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