Essen. Was für ein Kracher-Spiel in der Regionalliga West: Rot-Weiss Essen empfängt RWO. Vorher war Essens Trainer Neidhart zu Gast im WAZ-Live-Talk.
Christian Neidhart ziert sich erst ein wenig, als er gefragt wird, ob er ein bestimmtes Ritual hat. Aber dann sagt der Trainer von Rot-Weiss Essen: „Ich kann meine Jeanshose langsam in die Ecke stellen, die steht von alleine.“ Wenn RWE gewinnt, wechselt der Trainer die Klamotten nicht. „Eigentlich müsste das doch jedem aufgefallen sein, so oft haben wir ja nicht verloren.“
Nachgezählt: Fünfmal nur in 48 Ligaspielen, dazu einmal im DFB-Pokal, einmal im Niederrheinpokal – macht sieben Pflichtspielniederlagen. Sieben Siege dagegen hat RWE alleine in dieser Regionalliga-Saison schon eingefahren. Rot-Weiss Essen und Christian Neidhart, das ist bislang eine Erfolgsgeschichte, und die soll weitergehen. Nachdem zuletzt Sportdirektor Jörn Nowak einen neuen Vertrag bis 2025 bekam, dürfte Neidhart der nächste sein. Sein aktueller Vertrag läuft bis zum Saisonende.
Rot-Weiss Essen: Trainer Neidhart kommt gut an
Wie Neidhart am Mittwoch bei „WAZ live an der Hafenstraße“ verriet, verlängert sich sein Vertrag im Aufstiegsfall aber automatisch. Wenn er nicht schon vorher verlängert wird. Es soll "zeitnah" Gespräche geben.
Im Gespräch mit Moderator Christopher Kremer und den Reportern Ralf Wilhelm und Rolf Hantel sprach der 52-Jährige auch über seine persönliche Zukunft bei den Rot-Weissen, erklärte aber auch, was ihn an der Arbeit in Essen so reizt. Den Schritt vom Drittligisten Meppen zum Viertligisten RWE habe er nämlich nicht einmal bereut, so der Trainer.
Mit seiner direkten Art kommt er auch bei den Fans gut an – und Neidhart setzt voll darauf, dass die außergewöhnliche Stimmung rund um den Viertligisten kein Hemmnis, sondern Rückenwind ist. Für Neidhart können die Fans den Unterschied ausmachen: „Die Corona-Geisterspiele haben keinen Spaß gemacht“, sagt er – obwohl RWE eine nahezu perfekte Heimbilanz in den Geisterspielen hatte.
Einige Leute hatten Bedenken, dass die Kulisse die Mannschaft wieder hemmen würde, ein volles Stadion für Druck sorgt. Neidhart meint aber: „Wenn das so ist, dann mach etwas anderes. Geh nach Hause, back einen Kuchen – aber führe nicht den Beruf eines Fußballers aus. Es gibt nichts Besseres, als wenn die Hafenstraße voll ist. Und die Mannschaft freut sich auf die Spiele.“
Die Fans können für RWE den Unterschied ausmachen
Er nennt zwei Beispiele für ein besonders gelungenes Zusammenspiel von Fans und Spielern – die Heimsiege gegen Fortuna Köln und gegen die U23 des FC Schalke. Neidhart: „Wichtig ist, wie viel Vertrauen eine Mannschaft sich erarbeitet. Und ich glaube, dass die Fans das schon sehr wahrnehmen, dass hier viel passiert und gute Arbeit geleistet wird. Und das wird auch honoriert.“ Gegen Köln (das erste Heimspiel nach dem 1:4 gegen Straelen) blieben die Fans trotz Rückstand dran, es gab kein Murren von der Tribüne, am Ende drehten die Essener das Spiel „sensationell“, wie der Trainer fand.
Neidhart: „Die Zuschauer haben uns nach vorne gepeitscht, weil die Leistung gestimmt hat. Mit den Zuschauern das Spiel zu drehen, das ist doch geil.“ Und beim 1:0 gegen Schalke habe die Stimmung im Stadion die Mannschaft zu Sieg getragen. „Die haben gemerkt, die Mannschaft am Ende der Englischen Woche mit dem Spiel in Münster geht auf dem Zahnfleisch.“ Es gebe nichts besseres, als wenn dieses Zusammenspiel aus Fans und Mannschaft funktioniert.
Neidhart deutet Vertragsverlängerung an
Dass seine Worte zu RWE keine Lippenbekenntnisse sind, bewies Neidhart im Sommer, als er ein Gesprächsangebot von Eintracht Braunschweig ablehnte, Drittligist und vor allem Heimatverein des RWE-Trainers. Er will mit RWE in die Dritte Liga. Und erstmal das Derby gegen RWO gewinnen.
Dabei kann er sich wieder auf die RWE-Fans verlassen. 12.500 Zuschauer sind gegen RWO zugelassen. Alle Karten im Heimbereich sind ausverkauft, im Gästebereich gibt es nur noch Resttickets. Christian Neidhart wird dieselbe Hose tragen wie vor einer Woche.