Lippstadt. Rot-Weiss Essen lässt beim 2:1 in Lippstadt nicht zum ersten Mal zu viele Chancen ungenutzt. Das Derby gegen RWO wird zum Gipfeltreffen.

Nach ausgelassener Freude über den sechsten Sieg in Folge sah das gerade nicht aus. Sportdirektor Jörn Nowak und Trainer Christian Neidhart standen kurz vor der Pressekonferenz vor dem VIP-Raum der Liebelt-Arena und ließen die Eindrücke der vergangenen 90 Minuten erst einmal sacken. Die Fakten: Rot-Weiss Essen hatte SV Lippstadt mit 2:1 (1:0) besiegt und die Tabellenführung verteidigt. Zudem gab es im Verfolgerduell zwischen Preußen Münster und Wuppertal keinen Sieger. Somit ist das Revierderby gegen Rot-Weiß Oberhausen am kommenden Samstag auch gleichzeitig das Gipfeltreffen in der Regionalliga (14 Uhr, Hafenstraße).

Es war ein hochverdienter Erfolg für die Gäste, das steht außer Zweifel. Nur am Ende reicht es dann doch nur für ein eher nüchternes Fazit: Hauptsache gewonnen. Aber das haben sich die Rot-Weissen selbst zuzuschreiben.

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Rot-Weiss Essen zeigt 45 Minuten lang beeindruckende Vorstellung

Ständiger Unruheherd: Der Rot-WEisse Isaiah Young wird vom Lippstädter Marvin Mika bedrängt.
Ständiger Unruheherd: Der Rot-WEisse Isaiah Young wird vom Lippstädter Marvin Mika bedrängt. © Unbekannt | Thorsten Tillmann

In Hälfte eins gab der Liga-Primus von der Hafenstraße eine wirklich beeindruckende Vorstellung. Spielerisch war das Premiumklasse, allein die Chancenverwertung konnte da nicht mithalten. Reihenweise spielte RWE die Möglichkeiten heraus, doch der Abschluss war mangelhaft. Dabei hatte Neidhart ganz auf Offensive gesetzt und Torjäger Simon Engelmann den Routinier Zlatko Janjic zur Seite gestellt.

In den ersten zehn Minuten war der Hausherr noch lästig, störte den gegnerischen Spielaufbau, dann aber kam der Favorit ins Rollen und lieferte. Prima Kombinationen, super Chancen. Engelmann traf nach Zuspiel des starken Isaiah Young nur den Pfosten (11). Kevin Holzweiler bewarb sich aus kurzer Distanz als Kandidat beim Scheibenschießen aufs Klubhaus (23.). Dürholtz (35.) und Janjic (41.) fanden ihren Meister in SVL-Keeper Christopher Balkenhoff. Dazu wurden zwei Treffer (Plechaty, Janjic) wegen Abseits nicht anerkannt. Und dass Felix Schüsselburg seinen ehemaligen Teamkollegen Young im Strafraum grenzwertig attackierte, wurde nicht geahndet.

Torwart Davari: „Zur Halbzeit hätte es mindestens 4:0 stehen müssen“

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„Wir haben uns unfassbar viele Torchancen herausgespielt, die wir dann leider nicht genutzt haben. Das ist schon ein Makel, woran wir arbeiten müssen. Eine gute Halbzeit reicht einfach nicht“, musste Neidhart zugeben. „Zur Halbzeit hätte es schon mindestens 4:0 stehen müssen. Dann hätten wir das Ganze entspannt angehen können“, meinte auch RWE-Torwart Daniel Davari, der am Ende mit zwei starken Paraden, den Dreier gesichert hatte. Es reichte bis zur Pause nur zu einem mageren 1:0 (39.), das Innenverteidiger Rios Alonso nach einer Ecke per Kopf erzielt hatte.

Das Bild änderte sich grundlegend nach dem Wechsel. „Wir konnten froh sein, dass wir in der ersten Hälfte am Leben gelassen worden sind“, sagte Lippstadts Trainer Felix Bechtold. „Wir haben uns noch mal eingeschworen und die Chance genutzt,“ schilderte er und resümierte zufrieden: „Wir leben, wir spielen guten Fußball und wissen nun, dass, wenn wir am Anschlag arbeiten, auch Rot-Weiss Essen einen schwierigen Nachmittag bereiten können.“

Lippstadts Trainer Bechtold erst im zweiten Durchgang dabei

Auch der Essener Oguzhan Kefkir (rechts) hatte nach seiner Einwechslung eine Torchance; hier im Zweikampf mit Fabian Lübbers.
Auch der Essener Oguzhan Kefkir (rechts) hatte nach seiner Einwechslung eine Torchance; hier im Zweikampf mit Fabian Lübbers. © Unbekannt | Thorsten Tillmann

In der Tat. Bechtold war wegen eines privaten Termins erst zur zweiten Halbzeit im Stadion eingetroffen. Bemerkt hatte seine Abwesenheit wohl kaum einer, nur plötzlich schallten Anweisungen von der Lippstädter Bank durchs Stadion und entsprechend aufgeweckt wirkte der Gastgeber. Der ist zwar mit RWE fast schon freundschaftlich verbandelt, aber zu verschenken hatte er natürlich nichts.

Und es kam, wie es so oft kommt. Einmal passte die Essener Hintermannschaft nicht auf, Paolo Maiella lief sich frei, bekam prompt den Ball und schob ihn ins Netz zum 1:1 (69.). Erste Chance, erstes Tor – Ausgleich.

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Es war einseitig gewesen, nun wurde es spannend, RWE konnte sich nicht mehr sicher sein. „Typisch“, fand Keeper Davari. „Wenn du die Tore nicht machst, klingelt es irgendwann im eigenen Tor. Wir sind aber ruhig geblieben und haben verdient das 2:1 erzielt.“

SV Lippstadt nimmt Niederlage relativ gelassen

Na ja, wirklich ruhig wirkten die Essener Aktionen nicht mehr. Nach einem beherzten Solo-Lauf des eingewechselten Sascha Voelcke erzielte Sandro Plechaty jedoch die erneute Führung (75.). „Da haben wir endlich mal den Konter abgeklärt zu Ende gebracht“, sagte Neidhart. Zittern musste sein Team dennoch bis zum Abpfiff.

„Ich kann nicht eine Halbzeit nicht stattfinden und dann verlangen, dass ich das Ding dann noch drehe“, nahm Lippstadts Coach die Niederlage gelassen und schloss mit den Worten: „Ich wünsche euch den Aufstieg, es war geil gegen euch zu spielen.“ In der zweiten Halbzeit auf jeden Fall.

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