Essen. Kurz vor Saisonende entließ Rot-Weiss Essen den bisherigen Trainer Christian Neidhart. Nach dem Aufstieg meldet sich nun der Ex-Coach zu Wort.
Zwei Spiele vor Saisonende wurde Christian Neidhart als Trainer von Rot-Weiss Essen beurlaubt. Der 53-Jährige gilt im Umfeld trotzdem als der Aufstiegstrainer. Der Mann, der RWE nach 14 Jahren zurück in den Profifußball brachte.
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Zur Erinnerung: Neidhart holte in seiner ersten RWE-Saison 90 Punkte, gewann den Niederrheinpokal aus der Saison davor und zog sensationell ins DFB-Pokal-Viertelfinale ein. In seiner zweiten Spielzeit musste er bei 81 Punkten und dem Niederrheinpokal-Halbfinal-Aus gehen. Trotzdem steht Neidhart steht nach dem Aufstieg der Essener noch bis zum 30. Juni 2023 auf der Lohnliste der Rot-Weissen. Am vergangenen Samstag fieberte der Ex-RWE-Trainer mit "seinen Jungs", wie er die Mannschaft immer noch nennt, vor dem Livestream gegen Rot Weiss Ahlen mit.
Christian Neidhart, wie haben Sie den RWE-Aufstieg verfolgt?
Christian Neidhart: Ich saß vor dem PC und habe mir den Livestream angeschaut. Ich war nervös und habe mit meinen Jungs komplett mit gefiebert. Ich gönne es der Mannschaft von Herzen. Sie hat dafür zwei Jahre lang aufopferungsvoll gekämpft und hart gearbeitet.
Sie waren eigentlich auch zum Spiel eingeladen...
Ja, das stimmt. Marcus Uhlig hat mich angerufen und zum Spiel eingeladen. Das habe ich zur Kenntnis genommen. Aber es war klar, dass ich nicht komme. Ich wollte keine Aufmerksamkeit erzeugen, keine Unruhe schüren, der Fokus sollte voll auf dem Spiel liegen. Ich habe mir das Spiel im Livestream angeschaut und das war für diesen Moment die beste Entscheidung.
Wäre Rot-Weiss Essen auch mit Christian Neidhart aufgestiegen?
Davon bin ich felsenfest überzeugt. Für mich war das klar, dass die Mannschaft einen Impuls brauchte und das war das 0:0 von Wiedenbrück gegen Münster. Wie ich vorher gesagt habe: wenn Münster patzt, dann sind wir da. Das wären wir auch mit mir in Rödinghausen und Ahlen gewesen. Aber das ist jetzt auch nicht mehr relevant.
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Haben Sie nach dem Spiel viele Nachrichten erhalten?
Das war unglaublich! Ich denke, dass 70 Prozent der Spieler aus dem Kader sich bei mir per WhatsApp oder Facetime gemeldet haben. Es waren tolle Anrufe und Videos dabei, in denen die Jungs gesagt haben: 'Trainer, das ist unser Ding. Wir haben es geschafft.' Das ist natürlich toll zu sehen und zu hören. Ich freue mich einfach für die Mannschaft, für den Verein, für die Fans. Solange hat RWE darauf gewartet. Wir haben die Mission zusammen erfüllt. Ich bin vor zwei Jahren in Essen angetreten, um aufzusteigen. Ich kann sagen: wir haben die Mission erfüllt.
Wie geht es für Sie persönlich weiter?
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Ich dachte, dass ich erst einmal Urlaub mache (lacht). Aber dem ist nicht so. Das Geschäft ist schnelllebig. Es tut sich was, es gab schon konkret zwei Anfragen. Aber das ist noch zu früh. Ich muss die Zeit bei RWE auch erst einmal verarbeiten und Abstand gewinnen. An dieser Stelle möchte ich auch noch ein großes Lob und Glückwünsche an das gesamte Trainerteam aussprechen. 'Erle' Wolters, Lars Fleischer, Sven Linnemann, Manuel Lenz und Fabio Audia und alle anderen, die zum Team um das Team herum dazugehören, haben einen unfassbar geilen Job gemacht. Ohne sie wäre das alles nicht möglich gewesen. Es war toll, diese Männer an meiner Seite zu haben. Ich wünsche ihnen alles Gute für die Zukunft.
Sie kennen die 3. Liga: Was erwartet Rot-Weiss Essen in der Spielklasse?
Wenn man die Mannschaft punktuell auf gewissen Positionen verstärkt, so wie wir das vorhatten, dann wird RWE eine gute Rolle spielen. Davon bin ich überzeugt. Es ist eine ausgeglichene Liga. RWE wird nicht immer der Favorit sein. Das wird der Mannschaft, dem Klub auch mal gut tun. Die letzten Jahre war es ja gefühlt so, dass Essen aus 40 Spielen 120 Punkte holen muss. Das wird in Liga drei nicht gehen und anders sein. Zudem dürfen sich alle natürlich auf die Stadien, auf die Gegner freuen. Und: Die 3. Liga darf sich auch auf Rot-Weiss Essen und seine tollen Fans freuen. Alles Gute - und danke für die Unterstützung in den zwei Jahren.