London. . Auch dank Handbikerin Andrea Eskau und Schwimmerin Daniela Schulte hat der Deutsche Behindertensportverband (DBS) nach neun von elf Wettkampftagen bereits zwei Triumphe mehr auf dem Konto als vor vier Jahren in der Abschlussbilanz von Peking.
Erst rückte Handbikerin Andrea Eskau durch einen Gala-Auftritt in den Kreis der Paralympics-Doppelsieger auf, dann schwamm Daniela Schulte kurz vor dem zweiten Sieg des früheren Formel-1-Piloten Alex Zanardi zu Deutschlands 16. Goldmedaille in London: Der Deutsche Behindertensportverband (DBS) hat nach neun von elf Wettkampftagen bereits zwei Triumphe mehr auf dem Konto als vor vier Jahren in der Abschlussbilanz von Peking.
Nach der Silbermedaille der Tischtennis-Mannschaft und für Radsportler Vico Merklein sowie der Bronzemedaille der Handbikerin Dorothee Vieth fehlten Deutschland am frühen Abend mit offiziell 57-mal Edelmetall (16-23-18) nur noch zwei Plaketten zum Gesamtergebnis von Peking (14-25-20). Allerdings hat Deutschland eine weitere Medaille bereits sicher, da die Rollstuhl-Basketballerinnen am Abend ab 21:15 Uhr Ortszeit (22.15 MESZ) im Finale gegen Australien um Gold spielten.
Eskau ließ der Konkurrenz nicht den Hauch einer Chance
Eskau, die seit einem Fahrradunfall 1998 querschnittsgelähmt ist, ließ der Konkurrenz auf der Motorsportstrecke von Brands Hatch wie im Zeitfahren vor zwei Tagen nicht den Hauch einer Chance und hatte im Ziel nach 48 Kilometern eine Vorsprung von 10:16 Minuten auf die Niederländerin Laura de Vaan, die sich im Sprintduell um Silber gegen Vieth (Hamburg) durchsetzte.
„Ich habe darauf trainiert, direkt am Anfang einen guten Vorsprung herauszufahren, und das hat super geklappt. Danach konnte ich ruhig meine Zeit und Werte fahren“, sagte die Magdeburgerin.
Vor Eskau, die bereits 2008 Siegerin im Straßenrennen war, hatten aus dem deutschen Lager in London bereits die Leichtathletin Birgit Kober (Leverkusen) und Dressurreiterin Hannelore Brenner (Petersau) Doppel-Gold eingeheimst. Nach ihrem großen Sieg gilt Eskaus ganze Konzenentration nun den Winterspielen in Sotschi, wo sie 2014 siebenmal an den Start gehen will. In Vancouver 2010 holte die Diplom-Psychologin Silber im Langlauf und Bronze im Biathlon.
Nach dem unglücklichen vierten Platz im Zeitfahren fuhr Merklein (Nenndorf) hinter Rafal Wilk (Polen) auf den Silberrang, obwohl der Querschnittsgelähmte durch einen Bruch der Radgabel 90 Minuten vor Rennstart in der Konzentration gestört wurde. „Das hat mich aber sehr aggressiv gemacht. Dass ich Gold nicht gewinnen kann, war klar, umso zufriedener bin ich mit Silber“, sagte der 35-Jährige.
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Der 45-jährige Zanardi (Italien) setzte sich nach seinem Sieg im Kampf gegen die Uhr auch überraschend im Straßenrennen durch. Dem Cottbuser Norbert Mosandl blieb nach Silber im Zeitfahren diesmal nur Rang sechs. „Die richtige Freude wird noch kommen, wenn ich meine Freunde sehe und feiern kann. Aber dass ich dieses Rennen gewonnen habe, auf eine solch dramatische Weise, mit einem Sprint am Schluss, macht mich richtig stolz“, sagte Zanardi.
„Das ist ein Traum“
Deutschlands Fahnenträgerin Schulte erklomm durch ihren Sieg über 400 m Freistil in ihrem fünften Start im Aquatics Center erstmals das Podest bei den Paralympics in der britischen Metropole. „Das ist ein Traum. Beim Anschlag habe ich nur gedacht: Habe ich wirklich gewonnen“, sagte die blinde Berlinerin.
Die Tischtennis-Mannschaft der Klasse 3 verpasste derweil die Goldmedaille. Im Finale unterlag Deutschland gegen China mit 2:3, nachdem Thomas Schmidberger (Plattling) und Thomas Brüchle (Landau) im abschließenden Doppel eine 1:3-Niederlage gegen Zhao Ping/Feng Panfeng kassiert hatten. „Leider ist das Happy-End ausgeblieben, aber wir können die Halle erhobenen Hauptes verlassen. Wir haben es geschafft, dass die Chinesen nervös wurden und bis an ihre Grenzen gehen mussten“, sagte Trainer Michele Comparato.
Zuvor hatten der Einzel-Dritte Schmidberger und Brüchle jeweils eines ihrer beiden Einzel gewonnen. Zur deutschen Mannschaft gehörten zudem Holger Nikelis (Köln), der in London nach 2004 in Athen sein zweites Einzelgold gewann, und Jan Gürtler (Berlin).
Im Wettbewerb der Klassen 6 bis 8 verpasste Deutschland um Einzelsieger Jochen Wollmert nach einem 0:3 gegen Großbritannien die Bronzemedaille.
Rennrollstuhl-Sprinter Marc Schuh (Bergisch Gladbach) verpasste über die 400 m nach einer schwachen Schlussphase eine Medaille und kam am Ende in 48,42 Sekunden beim Sieg von Zhang Lixin (China/46,88) nur auf den sechsten Platz.
Der kleinwüchsige Speerwerfer Mathias Mester (Leverkusen) belegte beim Erfolg des Chinesen Wang Zhiming den siebten Platz und lederte hinterher gegen die Konkurrenz. „Ehrlich gesagt fühlt man sich schon ein bisschen verarscht“, sagte der 25-Jährige. „Den Chinesen, der gewonnen hat, habe ich vorher nie gesehen. Und ich weiß auch nicht, wie er in diese Klasse gekommen ist. Es ist schon seltsam, wenn einer mit 36 Metern Vorleistung gemeldet ist und dann einen Weltrekord von 47,95 m wirft.“ (sid)
Deutsche Rollstuhl-Basketballerinnen holen Gold
Das Daumendrücken von NBA-Star Dirk Nowitzki hat geholfen: Deutschlands Rollstuhl-Basketballerinnen haben in London ihr erstes Paralympics-Gold seit 1984 gewonnen. Die Mannschaft von Bundestrainer Holger Glinicki setzte sich im Endspiel gegen Australien nach einer starken Leistung mit 58:44 (26:19) durch.
Vor dem Spiel hatte Nowitzki von den Dallas Mavericks dem Team über Nationalspielerin Edina Müller via Twitter viel Glück gewünscht: "Ich drück die Daumen."
Die Australierinnen, die im Halbfinale Peking-Sieger USA ausgeschaltet hatten, erwischten den besseren Start und führten schnell mit 10:4, ehe Deutschland zehn Punkte in Folge gelangen. Nachdem das Team aus Down Under zunächst immer wieder den Kontakt hielt, setzte sich das Glinicki-Team Ende des zweiten Viertels erstmals ab und hielt den Vorsprung relativ konstant bei sechs bis acht Punkten und baute ihn in den letzten fünf Minuten dann entscheidend aus. (dapd)