Berlin/Hamburg. DOSB-Präsident Alfons Hörmann hat die Olympia-Pläne von Berlin und Hamburg begrüßt. Er will sich aber in der Frage, wann und mit welcher Stadt sich der deutsche Sport um das Großprojekt bewirbt, nicht unter Druck setzen lassen.
Berlins Regierender Bürgermeister Klaus Wowereit und sein Hamburger Kollege Olaf Scholz haben am Montag die Konzepte ihrer Städte für eine mögliche Olympia-Bewerbung um die Spiele 2024 oder 2028 präsentiert. Der deutsche Sport freut sich über die große Begeisterung beider Städte, will sich aber nicht unter Druck setzen lassen. Die Rahmenbedingungen der potenziellen Kandidaten müssten nun detailliert geprüft werden, erklärte DOSB-Präsident Alfons Hörmann am Montag in einer Pressemitteilung.
Mit einer Entscheidung, wann und vor allem mit welcher Stadt sich Deutschland beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) um Olympia bewerben will, ist wohl erst 2015 zu rechnen. Dabei müsse auch eine mögliche Bewerbung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) um die EM 2024 berücksichtigt werden, sagte Hörmann. Eine erste Analyse der Konzeptionen von Berlin und Hamburg ist für die Präsidiumssitzung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) am 11. September in Berlin angesetzt, eine zweite Lesung für die Präsidiumssitzung am 28. Oktober in Frankfurt geplant.
"Am Ende des nun folgenden Diskussionsprozesses ist zu entscheiden, ob wir uns mit Berlin oder Hamburg und gegebenenfalls zu welchem Zeitpunkt um Olympische Spiele bewerben", erklärte DOSB-Chef Hörmann. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper stellte klar, eine deutsche Kandidatur für die Ausrichtung der Spiele 2024 müsse erst im Herbst 2015 beim IOC eingereicht werden. Auf ihrer Mitgliederversammlung am 6. Dezember in Dresden will die Dachorganisation des deutschen Sports über das weitere Vorgehen entscheiden.
Der Fragenkatalog des DOSB
1. Warum will Ihre Stadt die Olympischen und Paralympischen Spiele ausrichten? Wie sollen die Bürger/innen in Ihrer Stadt und ganz Deutschland davon profitieren? Und was wäre gegebenenfalls der Gewinn der Spiele für die Olympische Bewegung und den Sport in Deutschland?
2. Wie passt das olympische Programm (u. a. etwa 35 Wettkampfstätten und 30 Trainingsstätten) in die nachhaltige und unabhängig von den Spielen geplante langfristige Entwicklung Ihrer Stadt?
3. Wo würden Sie das olympische (und paralympische) Dorf mit der notwendigen Kapazität planen?
4. Geben Sie uns bitte einen Überblick über die Anordnung der olympischen Sportstätten in Ihrer Stadt. Wo könnten Sie auf bestehende Anlagen zurückgreifen, wo müssten neue gebaut werden, und mit welcher Größenordnung eines Investitionsbudgets rechnen Sie?
5. Gibt es Sportarten, deren Wettbewerbe nicht in Ihrer Stadt durchgeführt werden können (z. B. die Segelwettbewerbe)? Wenn ja, was wäre Ihre bevorzugte Option für diese Wettbewerbe?
6. Der DOSB hat sich in besonderer Weise der Nachhaltigkeit verpflichtet. Wie würden Sie eine vernünftige und das Stadtleben bereichernde Nachnutzung der olympischen Anlagen sicherstellen?
7. Eine gesicherte Finanzierung der Bewerbung von Anfang an ist eine notwendige Voraussetzung für deren Erfolg. Mit welchen Kosten rechnen Sie, und welches Finanzierungskonzept streben Sie für die Bewerbung an?
8. Wie stehen Parlament und Regierung einer möglichen Bewerbung ihrer Stadt gegenüber?
9. Eine Olympiabewerbung braucht die Unterstützung und Akzeptanz der Mehrheit der Menschen. Wie steht die Bevölkerung Ihrer Stadt zu einer möglichen Bewerbung? In welcher Weise würden Sie sich der Zustimmung einer Mehrheit der Bevölkerung in Ihrer Stadt und in ganz Deutschland versichern?
10. Das IOC verlangt garantierte Hotelkapazitäten von mindestens 42 000 Zimmern, um die an der Durchführung und Berichterstattung über Olympische Spiele Beteiligten unterzubringen. Wie können Sie diese Anforderungen in Ihrer Stadt gewährleisten?
11. Wie sieht in Grundzügen Ihr Transportkonzept für die Olympischen und Paralympischen Spiele aus?
12. Mit der Durchführung Olympischer Spiele ist zwingend die anschließende Durchführung der Paralympics verbunden. Wie würden Sie dieser Anforderung gerecht werden?
13. Eine Bewerbung ist oft nicht im ersten Anlauf erfolgreich. Wären sie im Fall eines Scheiterns der Bewerbung grundsätzlich bereit und interessiert an einem weiteren Bewerbungsverfahren?
Die Ausgaben für die höchst unterschiedlichen Bewerbungen werden auf jeweils 50 Millionen Euro geschätzt, knapp zwei Milliarden Euro sollen die Spiele selbst in beiden Fällen kosten. Die Olympia-Gegner kritisieren diese Zahlen als unrealistisch.
Der Senat der Hauptstadt, die 1936 schon einmal Olympia-Gastgeber war, will mit einem dezentralen Plan, größtmöglicher Nachhaltigkeit und Bürgernähe punkten. "Wir wollen eine Rückbesinnung auf die olympische Idee. Die Athletinnen und der Athlet müssen im Mittelpunkt der Bewerbung stehen und nicht Funktionäre oder andere Randerscheinungen. Es geht um den Wettkampf und die besten Bedingungen für die Athletinnen und Athleten", sagte Wowereit und betonte erneut, dass im kommenden Jahr in Berlin ein Bürgervotum vor der endgültigen Entscheidung geplant sei.
Berlin will 15 bereits existierende Sportstätten nutzen
Gemeinsam mit Innensenator Frank Henkel (CDU) präsentierte das am 11. Dezember scheidende Stadtoberhaupt im Roten Rathaus die Antworten auf die 13 Fragen des DOSB. 15 bereits existierende Sportstätten sollen für Olympia genutzt werden.
Hamburg baut dagegen auf ein kompaktes Konzept. Dieses sieht auf der Elbinsel Kleiner Grasbrook das olympische Herzstück mit Olympiastadion, der Schwimmhalle, einer Multifunktionsarena und dem olympischen Dorf vor. Die meisten Sportstätten befinden sich vom Olympiastadion aus in einem Radius von zehn Kilometern. Auch das Umland soll miteinbezogen werden: Handball in Kiel und Flensburg, Reiten in Luhmühlen, Golf auf Gut Kaden, Segeln auf der Ost- oder Nordsee. "Wir werden auf eine Weise nachhaltig und kompakt sein, wie man das in der olympischen Geschichte noch nicht kennengelernt hat", sagte Scholz. Hamburg wolle den Beweis antreten, dass "eine Demokratie Olympische Spiele ausrichten kann, die sich nicht in Gigantismus spiegeln". (dpa)
Die bisherigen deutschen Olympia-Bewerbungen
In der olympischen Geschichte hat es bisher fünf erfolgreiche deutsche Bewerbungen und fünf Ablehnungen gegeben. Berlin (1936) und München (1972) waren Gastgeber von Sommerspielen, Garmisch-Partenkirchen war 1936 Veranstalter von Winterspielen. Die Zuschläge für Berlin 1916 und Garmisch-Partenkirchen 1940 fielen den beiden Weltkriegen zum Opfer. Nicht erfolgreich waren beim Internationalen Olympischen Komitee (IOC) die Bewerbungen für die Sommerspiele 2000 (Berlin) und 2012 (Leipzig) sowie für die Winterspiele 1960 (Garmisch-Partenkirchen), 1992 (Berchtesgaden) und München (2018).
Erfolgreiche Bewerbungen:
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Sommerspiele München 1972
Abgelehnte Bewerbungen:
Winterspiele Garmisch-Partenkirchen 1960
Winterspiele Berchtesgaden 1992
Sommerspiele Berlin 2000
Sommerspiele Leipzig 2012
Winterspiele München 2018