Vancouver. Maria Riesch und Magdalena Neuner holen bei den Winterspielen in Vancouver zusammen vier von zehn deutschen Goldmedaillen. Überhaupt macht erst Frauen-Power das deutsche Olympia-Team stark. Besonders dramatisch war das Eisschnelllauf-Halbfinale der Damen.
Maria Riesch krönt sich als zweifache Alpin-Siegerin zur Ski-Königin von Whistler und wandelt mit Doppel-Gold auf den Spuren von „Gold-Rosi“ Mittermaier und Katja Seizinger. Biathlon-Darling Magdalena Neuner steht ebenfalls zweimal ganz oben auf dem Treppchen und verzaubert alle mit ihrem strahlenden Siegerlächeln. Insgesamt gehen acht von zehn deutschen Goldmedaillen in Kanada auf das Konto der starken Frauen.
Riesch triumphiert in Super-Kombination und Slalom und gewinnt damit so ganz nebenbei auch das Duell gegen ihre Freundin und Dauerrivalin Lindsey Vonn aus den USA, die sich mit dem Sieg in der Abfahrt trösten kann. „Daran hätte ich niemals gedacht. Dieser Abschluss ist die absolute Krönung“, sagt die Bayerin nach ihrem abschließenden Erfolg im Torlauf, in den sie als Weltmeisterin gestartet war. In der Super-Kombi lässt sie die zweitplatzierte Julia Mancuso aus den USA gar um fast eine Sekunde hinter sich. Im Sog der Partenkirchenerin fährt Viktoria Rebensburg zu Überraschungs-Gold im Riesenslalom und macht das deutsche Alpin-Glück perfekt.
Neuner-Festspiele beginnen mit Silber
Die Neuner-Festspiele im Callaghan Valley beginnen mit Silber im Sprint bereits verheißungsvoll. Dann ist die Strahlefrau im deutschen Team nicht mehr zu stoppen und holt mit den Siegen in der Verfolgung und im Massenstart die erhofften Goldmedaillen. Die Chance auf den goldenen Hattrick vergibt Neuner, indem sie ihren Verzicht auf einen Start in der Staffel erklärt. Das sorgt zunächst für einige Irritationen. „Ich habe alles erreicht, definitiv“, macht Neuner klar. Ohne ihr Aushängeschild sichert sich das von Andrea Henkel angeführte Quartett immerhin Bronze.
Der Mann mit den schnellsten Kufen hat bereits am zweiten Wettkampftag der Spiele die Goldspur für das deutsche Team gelegt. Felix Loch krönt sich nach vier nahezu perfekten Durchgängen im schwierigen Eiskanal von Whistler zum jüngsten Rodel-Olympiasieger der Geschichte. „Das waren die vier besten Laufe in dieser Saison“, schwärmt der Bayer nach seinem Triumph. In seinem Windschatten fährt Teamkollege David Möller zur Silbermedaille. Da wollen die Frauen natürlich nicht nachstehen: Vier Jahre nach dem Bronze-Gewinn in Turin sichert sich Tatjana Hüfner den ersehnten Olympiasieg.
Gold-Hattrick im Vierer misslingt
Bobpilot Andre Lange holt mit Anschieber Kevin Kuske zum zweiten Mal Gold im Zweier und siegt vor seinen Teamkollegen Thomas Florschütz und Richard Adjei. Der Gold-Hattrick im Vierer misslingt dem Thüringer dagegen. Am Olympia-Schlusstag muss er sich im großen Schlitten dem US-Amerikaner Steve Holcomb geschlagen geben.
In den Einzelwettbewerben schwach, gemeinsam zu Gold - so lautet die Bilanz für Evi Sachenbacher-Stehle und Claudia Nystad. Nach dem Überraschungscoup im Teamsprint können die beiden Langläuferinnen ihr Glück kaum fassen. „Gold - das ist ja Wahnsinn“, ruft Nystad, die 0,6 Sekunden Vorsprung auf die Schwedin Anna Haag ins Ziel rettet. Axel Teichmann und Tim Tscharnke sind drauf und dran, es den beiden Gold-Mädels gleichzutun, für sie reicht es im Teamsprint immerhin zu Silber. Über 50 Kilometer klassisch fehlen Teichmann auf Platz zwei nur 0,3 Sekunden, um ganz oben auf dem Podest zu stehen.
Anni Friesinger-Postma bäuchlings ins Ziel
Am seidenen Faden hängt für die deutschen Eisschnellläuferinnen das erhoffte Gold in der Teamverfolgung. Als Anni Friesinger-Postma im Halbfinale am Ende der letzten Kurve stürzt, scheint für das Trio der Medaillen-Traum geplatzt. Doch die Inzellerin rettet sich bäuchlings und mit Armen und Beinen strampelnd über die Ziellinie. Zwei Stunden später setzen sich Daniela Anschütz-Thoms, Stephanie Beckert und Katrin Mattscherodt in einem Wimpernschlagfinale mit zwei Hundertstelsekunden vor Japan durch und holen das zehnte und letzte Gold für das deutsche Olympia-Team an der kanadischen Westküste. (dpa)