Essen. . Die Funktionäre ziehen am Donnerstag olympische Bilanz - eine Änderung der Sportförderung ist nicht absehbar. Der DOSB scheint an einer komplett neuen Ausrichtung wenig Interesse zu haben. Laut Tagesordnung soll das aktuelle Förderkonzept „fortgeschrieben” werden.

Gut vier Wochen nach der Schlussfeier der Olympischen Spiele bewerten Deutschlands Sportfunktionäre das Abschneiden der Athleten und beraten über die Ausrichtung der Sportförderung. Viele Experten hatten kritisiert, dass diese zu sehr auf Medaillen fixiert sei. Grundlegende Änderungen scheint der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) jedoch abzulehnen.

Während der Sommerspiele in London waren die Medaillenvorgaben an die Öffentlichkeit gelangt und hatten eine intensive Debatte ausgelöst: 86 Medaillen standen im Plan, am Ende wurden es 44. DOSB-Generaldirektor Michael Vesper benannte die viel kritisierten Zielvereinbarungen daraufhin schnell in Fördervereinbarungen um. Abschaffen will der DOSB die Medaillenziele aber nicht.

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Am heutigen Donnerstag diskutieren zwei Dutzend Sportfunktionäre aus Präsidialausschuss und dem Beirat für Leistungssportentwicklung gemeinsam über die Struktur der Sportförderung. In diesen Gremien sitzen Vertreter der Sportverbände, der Landessportbünde, der Athleten und des Innenministeriums.

In jüngster Zeit hatte manch ein Funktionär den DOSB kritisiert. Die Verteilung „vollkommen neu organisieren” will etwa Frank Hensel, Generalsekretär des Leichtathletik-Verbandes. Er schlug vor, dem DOSB – der bisher als Gutachter zwischen Verbänden und dem Geld gebenden Innenministerium vermittelt – Macht zu entziehen: „Aus meiner Sicht wäre die Möglichkeit einer direkten Kommunikation zwischen Ministerium und Verbänden wünschenswert.“

Sportförderung definiert sich sehr stark über den Gewinn von Medaillen

Besonders häufig wird kritisiert, dass sich die Sportförderung in Deutschland sehr stark über den Gewinn von Medaillen definiert. Derzeit bekommen Sportverbände eine Grundförderung und eine Projektförderung. Für die Grundförderung zählt vor allem, wie viele Medaillen die Verbände in der Vergangenheit gewonnen haben. Bei der Projektförderung bekommen jene Verbände besonders viele Mittel, die „zusätzliche Medaillenpotenziale“ haben.

Der DOSB scheint an einer komplett neuen Ausrichtung allerdings wenig Interesse zu haben. Laut Tagesordnung soll das aktuelle Förderkonzept „fortgeschrieben” werden. Die Förderung für die Jahre 2013 bis 2016 ist bereits von einer Arbeitsgruppe aus Vertretern des DOSB und des Innenministeriums vorbereitet worden. Externe Experten wie die Sportwissenschaftler Eike Emrich und Arne Güllich, die sich mehrfach kritisch geäußert hatten, sind vom DOSB bislang nicht um Mithilfe gebeten worden.