London/Essen. Verteidigungsminister Thomas de Maizière Minister hatte Olympia um eine Debatte bereichert, die den Fußball seit dem deutschen EM-Halbfinal-Aus prägt: die über fehlende Siegermentalität. Doch besteht der deutsche Sport nun aus Laumalochern oder verweichlichten Wohlstandsjünglingen? Ein Kommentar.

Es war der Tag, an dem sich der Verteidigungsminister Thomas de Maizière bestätigt gefühlt haben dürfte. Lauter Silbermedaillen purzelten da am Dienstag in die deutsche Bilanz, vier zweite Plätze, vier Mal Silber – doch wo bleibt das ersehnte Gold; jene Plakette, die de Maizière mit Blick auf den Medaillenspiegel wenig verklausuliert zur Messlatte erhoben hatte?

Der Minister hatte ja auch Olympia um eine Debatte bereichert, die den Fußball seit dem deutschen EM-Halbfinal-Aus wieder prägt: die über fehlende Siegermentalität. In den Worten des obersten Soldaten hieß das: „Was wir brauchen im Sport und in der Gesellschaft, ist ein Brennen für den Sieg und nicht nur ein ‘Dabei sein ist alles’.“ Matthias Sammer hätte es kaum schöner sagen können.

Doch besteht der deutsche Sport nun aus Laumalochern oder verweichlichten Wohlstandsjünglingen? Es hilft schon, sich exemplarisch die gestrigen Podiumsplätze zu Gemüte zu führen. Maximilian Levy unterlag in einem Sechser-Finale lediglich dem Briten Sir Chris Hoy, dem König des Sports. Die deutsche Dressur-Equipe – ohne „Wunderpferd“ Totilas im Viereck – musste sich den famosen Briten beugen. Und Marcel Nguyen sowie Fabian Hambüchen holten Silber in einer Sportart, in der Deutschland ansonsten traditionell leer ausgeht.

Und dann, am späten Abend, kam Robert Harting. Der Diskuswerfer mit dem unerschütterlichen Selbstbewusstsein, ein echter Sieger-Typ, der neue Olympiasieger, der strahlende deutsche Held dieser Spiele – einer, den Thomas de Maizière nun vermutlich gern zum Vorzeige-Athleten stilisieren würde. Gegen Hartings Gold verblasst in der Tat alles.

Aber deshalb sind Silbermedaillen-Gewinner noch längst keine satten Weicheier.