London. Atemberaubende 9,63 Sekunden dauerte sein Kurzauftritt auf der Bahn. Keine zehn Sekunden für 100 Meter, die ihn noch reicher machen werden, als der Jamaikaner eh schon ist. Seine Einzigartigkeit liegt nicht nur an seiner spielerischen Leichtigkeit. Ein Kommentar.

Wir wollen jetzt nicht über die jamaikanische Süßkartoffel und auch nicht über Wachstumshormone sprechen. Lassen wir auch mal die Zweifel beiseite, mit denen der schnellste Mensch auf dem Planeten, auch Usain Bolt, leben muss. Reden wir einfach mal über die Eigenschaft, die Usain Bolt von allen Sportlern unterscheidet, die ihn mit noch nicht einmal 26 Jahren schon zu einer Legende macht. Es ist seine unglaubliche Lockerheit. Auf und abseits der roten Tartanbahn.

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Zwei Millionen Ticket-Anfragen gab es für den Sonntagabend. 80.000 Zuschauer durften die größte Show der XXX. Olympischen Sommerspiele in London erleben. Alle kamen wegen Bolt. Und Bolt, der von den Medien weltweit als Usain Gold, Blitz-Bolt, Thunderbolt, der König der Könige, und, und und gefeiert wird, zeigte das, was ihn so unverwechselbar macht. Kein anderer Sprinter läuft so locker wie Bolt.

Bolts Bewegungen sehen schwerelos aus

Während seine bulligen Rivalen Yohan Blake und Justin Gatlin verkrampft ihre muskulösen Schultern in Richtung Ohren schieben und wie wilde Stiere durch die Casco Viejo in Pamplona stampfen, ist Bolt so entspannt, dass in der Zeitlupe zu sehen ist, wie seine Wangenmuskeln im Takt seiner eleganten Schritte mitschwingen. Bolt ist ein Phänomen, weil seine Flüge über die Bahn so schwerelos aussehen.

Atemberaubende 9,63 Sekunden dauerte sein Kurzauftritt auf der Bahn. Keine zehn Sekunden für 100 Meter, die ihn noch reicher machen werden, als der Jamaikaner eh schon ist. Seine Einzigartigkeit liegt nicht nur an seiner spielerischen Leichtigkeit. Es ist auch seine Lockerheit vor und nach seinen Rennen. Bolt braucht keinen inneren Tunnel, in den er sich bis zum Startschuss einschließt. Die für viele Sportler so wichtige Abschottung ist nicht sein Ding. Bolt ist immer gut drauf. Der Jamaikaner macht Faxen, zieht Grimassen. Er liebt den Kontakt zum Publikum - und die Zuschauer lieben ihn dafür. Bolt geht tänzelnd, pfeifend zur Arbeit. Tun wir es ihm nach, auch wenn wir nicht schon nach 9,63 Sekunden Feierabend machen können.