London. Kenki Sato wird seine erste Enttäuschung über den zwölften Platz in der Teamwertung der Vielseitigkeitsreiter schnell verarbeiten. Für den Japaner ist das Reiten mehr als ein Hobby, aber er weiß um die zweitrangige Bedeutung des Sports im Leben.

Es gibt kaum etwas Schöneres, aber deutlich Wichtigeres für Sato auf der Welt. Der nur 1,63 Meter große Sato ist buddhistischer Mensch. 19 Stunden lang könne er mit aneinander gedrückten Händen und geschlossenen Augen auf dem Boden sitzen, sagt Sato. So hat er es auch vor dem olympischen Wettkampf getan. Natürlich nicht so lange. Er sei noch kein perfekter Mönch und auch kein perfekter Reiter, sagt er.

Der 28-jährige ist in einem Kloster nahe der japanischen Olympiastadion von 1998, Nagano, aufgewachsen. Sein Vater leitet die Tempelanlage von Ogawa. Seit über 400 Jahren sind die Vorfahren des Vielseitigkeitsreiters Mönche. Kenki ist der 26. Priester in der Familiengeschichte. Der Tempel liegt so abgeschieden, dass Kenki Sato schon als Kind zum Reiten gekommen ist. „Als kleiner Junge habe ich nie ein Auto gesehen“, sagt er. Das Reiten liegt in der Familie. Sein Vater war für das Vielseitigkeits-Team Japans für die Spiele in Moskau 1980 nominiert, musste dann aber wegen des Boykotts daheim zuschauen. Sein Bruder Eiken nahm 2008 als Springreiter teil.

Schrade und Jung sind seine Freunde

Trotz seines zwölften Platzes hatte Kenki Sato aber auch in London Grund zur Freude. Die deutschen Olympiasieger Dirk Schrade und Michael Jung sind seine Freunde. Monatelang hat er sich bei ihnen in Sprockhövel und im baden-württembergischen Horb-Altheim Tipps ausbilden lassen. Jetzt geht es allerdings wieder zurück nach Japan. Die Gespräche bei den Olympischen Spielen mit Menschen unterschiedlicher Religionen und Völker seien für ihn auf dem Pfad zur buddhistischen Erleuchtung eine große Hilfe gewesen, sagt Kenki Sato: „Ich will mein Leben in Demut führen.“ Es ist schön, dass es im Kommerz-Rummel auch noch ein solches Gesicht Olympias gibt.