London. Kein schöner Anblick: Bei den Olympischen Spielen sind bislang viele Sitzplätze leer geblieben. Besonders bei Sportarten wie Turnen, Tennis und Volleyball war viel Freiraum auf den Rängen. Jetzt sollen Schüler, Soldaten und Lehrer die verwaisten Plätze füllen.
Dass die Sache ernst wurde, war klar, als beim täglichen Medien-Briefing von Internationalem Olympischem Komitee (IOC) und Organisationskomitee LOCOG kurzfristig das Namensschild von Sebastian Coe auf das Podium gestellt wurde. Der Vorsitzende des Organisationskomitees der Spiele wusste, dass es heiß werden würde. Diverse leere Sitzplätze an den Veranstaltungsorten, insbesondere beim Turnen, Tennis, Volleyball, Basketball und Schwimmen waren in den Fernsehbildern zu sehen. Kein schöner Anblick und eines der größten Probleme für LOCOG zum Auftakt der Olympischen Spiele.
"Wir nehmen diese Sache sehr ernst", sagte Coe. Bereits am Samstag wurden teilweise die freien Sitze mit Angehörigen des Militärs, Schülern, Studenten und Lehrern gefüllt. Ähnlich wurde bereits vor vier Jahren in Peking für Stimmung gesorgt, als Schulklassen zum Jubeln in leere Stadien abkommandiert wurden. In London haben offensichtlich vor allem Sponsoren-Vertreter und Funktionäre ihre Freikarten nicht wahrgenommen.
Unbekannte Studentin marschiert im indischen Team mit
Coe ist sich jedoch sicher, dass dies nicht so bleibt: "Es ist zu Beginn ganz normal, dass die Leute sich erst einmal sortieren müssen, wann sie wo hingehen." Forderungen nach einem 30-Minuten-Limit, nachdem die leeren Plätze an "normale" Sportfans verkauft werden sollen, lehnte IOC-Sprecher Mark Adams ab: "Das würde organisatorisch zu noch mehr Problemen führen."
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Die verwaisten Sitze waren allerdings bei Weitem nicht das Einzige, woran es am Eröffnungswochenende noch hakte. Da ist zum Beispiel die Studentin aus Bangalore, die bei der Eröffnungsfeier in der ersten Reihe mit dem indischen Team einmarschierte. Niemand kannte die junge Frau in der roten Jacke. Ein Versagen der Sicherheitssysteme, ohne Zweifel, auch wenn sie eine Mitwirkende am Showprogramm im Stadion war. "Wir untersuchen den Fall und werden daraus lernen – für die nächste Eröffnungsfeier", sagte Coe.
Deutsche Beachvolleyballer aus Olympischem Dorf ausgezogen
Den Humor hatte der 55-Jährige noch nicht verloren. Obwohl er mit seinen Mitarbeitern diverse Punkte abarbeiten musste, die "suboptimal" gelaufen waren. Am Sonntag saßen hunderte Fußballfans in London fest, weil auf der Strecke nach Manchester nur zwei Züge eingesetzt wurden, die völlig überfüllt waren. Shuttlebusse stehen regelmäßig im Stau oder Fahrer kennen den Weg nicht. Das führte bereits dazu, dass deutsche Beachvolleyballer vor Frühspielen aus dem Olympischen Dorf ausziehen, um garantiert pünktlich am Austragungsort in der City zu sein. "Wenn wir ein Frühspiel haben, ist die Sache einfach zu unsicher", sagte Katrin Holtwick.
Beim Straßen-Radrennen der Männer am Sonntag war zwischenzeitlich das Funknetz zusammengebrochen, weil Zuschauer ihre Erlebnisse twittern wollten oder einfach mobil telefonierten. Die Folge war, dass TV-Sender, Medien und auch die Teams nicht ausreichend über die Zeitabstände im Feld informiert wurden. "Wir arbeiten dran", versprach IOC-Sprecher Mark Adams, "es gab einfach Plätze in London, wo mehrere 100.000 Zuschauer gleichzeitig waren."
Anderswo waren leere Besucherblöcke in den Hallen zu sehen, obwohl die Veranstaltungen selbstverständlich ausverkauft waren. Basketballfan Jane Smith aus London war entsprechend sauer: "Das zu sehen, ist sehr enttäuschend. Vor allem, weil wir alle so viel Mühe aufgewandt haben, um an Tickets zu kommen." (dapd)