London. Deutschlands Luftgewehrschützinnen haben den ersten deutschen Finalplatz bei Olympia verpasst. Für Jessica Mager und Beate Gauß reichte es nur für die Ränge 20 und 32. Das erste Gold in London sicherte sich die Chinesin Yi Siling.
Insgeheim hatte Michael Vesper gehofft, zumindest den ersten deutschen Finalplatz bei den Olympischen Spielen in London feiern zu können. Doch dann war der Chef de Mission nach der Qualifikation der Luftgewehrschützinnen am Samstag als Seelentröster gefordert. "Du warst dabei, du hast den ersten Wettkampf gut bestritten", sprach der Generaldirektor des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) Jessica Mager Trost zu. Die Solingerin hatte nur 394 Ringe erzielt, was Platz 20 bedeutete. Noch enttäuschender endete das Olympia-Debüt für Beate Gauß, die mit 392 Ringen auf Platz 32 landete.
Erste Goldmedaille der Spiele erkämpft Chinesin Yi Siling
Die Mitinhaberin des Weltrekords aus Ammerbuch, war am Boden zerstört. Nachdem sie sich mit einem Taschentuch die Tränen aus den Augen gewischt hatte, antwortete sie auf die Frage, wann sie zuletzt so schlecht geschossen habe: "Damals, vor dem Krieg. Ich weiß nicht, was mir der Herrgott damit sagen will."
Die erste Goldmedaille der Londoner Spiele ergatterte die Chinesin Yi Siling. Die Weltmeisterin schoss im Finale 502,9 Ringe und verwies Sylwia Bogacka aus Polen (502,2 Ringe) damit auf den Silber-Rang. Bronze ging an Yu Dan aus China (501,5).
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Im Luftpistolen-Wettbewerb der Männer war das frühe Aus für Florian Schmidt keine Überraschung. Der 26-Jährige aus Frankfurt/Oder belegte in der Qualifikation mit 575 Ringen Platz 25. Damit verbesserte er sich im Vergleich zu Peking um drei Ränge.
Schlechter Olympia-Auftritt hat im deutschen Team bereits Tradition
Jessica Mager gab zu, aufgeregt gewesen zu sein. "Ich hatte einen so hohen Puls, der hätte jedes Messgerät gesprengt. Ich habe so gezittert im linken Arm. So schlimm hätte ich das alles nicht erwartet", sagte die 24-Jährige. Nach zwei Neunern in der ersten Serie kam sie besser in den Wettkampf, leistete sich nach einer Aufholjagd aber im vierten Durchgang erneut zwei Fehlschüsse. Noch schlechter lief es für Beate Gauß. Die vier Neuner gleich zu Beginn waren der Anfang vom Ende. "Ich kann mir das alles nicht erklären. Ich war nervös, hatte aber alles im Griff", jammerte Gauß.
Mit dem verpassten Finale setzten die deutschen Schützinnen die Tradition der schlechten Olympia-Auftritte fort. Bei den vergangenen drei Sommerspielen hatte Sonja Pfeilschifter dem Druck der ersten Entscheidung nicht standgehalten. Für London verweigerte der Deutsche Schützenbund (DSB) der 41-Jährigen einen Start in der Disziplin Luftgewehr. Die Münchnerin darf nur im Dreistellungskampf antreten und soll eine Medaille gewinnen. Der Schuss, beim Luftgewehr auf die WM-Fünfte und WM-Sechste zu setzen statt auf die Weltranglisten-Zweite Pfeilschifter, ging erstmal nach hinten los.
Schützin aus Malaysia startete hochschwanger in den Wettkampf
"Diese taktische Variante hat nicht geklappt. Aber wir wollten als Verband Mut zeigen und etwas riskieren. Wir wollten unsere starke Disziplin Dreistellungskampf vom Luftgewehr trennen. Heute eine Medaille zu gewinnen, war nicht der Plan", erklärte DSB-Sportdirektor Heiner Gabelmann. Aber auf einen Platz im Finale der besten Acht hatte der Verband schon spekuliert.
Mit 392 Ringen wie Gauß erreichte die hochschwangere Nur Suryani Mohamed Taibi Platz 34. Die Malaysierin, die im September eine Tochter zur Welt bringen wird, war zufrieden. "Dem Baby geht es gut. Sie hat während Training und Wettkampf keinen Aufstand gemacht. Ich habe ihr gesagt, dass sie sich ruhig verhalten solle. Während des Wettkampfs spürte ich nur drei oder vier Tritte", sagte die Malaysierin. (dapd)