Essen. Acht Monate vor den Olympischen Spielen sind viele deutsche Nationalteams schon in der Qualifikation gescheitert. Im Fußball scheiterte die Generation um Benedikt Höwedes und Mats Hummels, im Basketball das Team um Superstar Dirk Nowitzki.

Es gab in Deutschland immer mal wieder Fußballer, bei denen der Ball nicht zum engeren Freundeskreis gehörte. Jürgen Kohler, Berti Vogts, Katsche Schwarzenbeck, um einige zu nennen. Lange her, aber mittlerweile ist alles schlimmer geworden. Im Moment merkt es nur kaum jemand. Doch wenn in knapp acht Monaten die Olympischen Sommerspiele in London beginnen, sieht es jeder Sportfan: Die Ballsportarten finden zum großen Teil ohne deutsche Mannschaften statt.

Fußball

Keine ganz schlechte Frage für „Wer wird Millionär“: Wann hat eigentlich zuletzt eine deutsche Fußball-Mannschaft bei Olympia gespielt? Es war 1988 in Seoul, als unter anderem Frank Mill, Oliver Reck und Gerhard Kleppinger durch einen 3:0-Sieg gegen Italien Bronze gewannen.

Im Sommer 2010 machte es die neue Generation Zukunft des deutschen Fußballs viel schlechter. Schon damals vergeigte die U21-Auswahl das Olympia-Ticket mit einer 1:4-Niederlage in – man traut sich kaum, es zu sagen – Island. Von den isländischen Torschützen, die Namen wie Kolbein SigThorsson trugen, hat im europäischen Spitzenfußball niemand mehr etwas gehört. Von den damaligen Spielern der deutschen U21 schon: Der Schalker Höwedes war dabei, die Dortmunder Hummels, Großkreutz und Schmelzer, die Brüder Lars und Sven Bender. Profis, über die Bundestrainer Joachim Löw für die EM nachdenkt. Zeit haben die Profis genug, nach London müssen sie jedenfalls nicht.

Auch die deutschen Frauen bleiben zu Hause. Das Viertelfinal-Aus bei der Heim-WM gegen Japan war nicht nur das unerwartet frühe Ende bei den Titelkämpfen. Es war zugleich auch das Aus für die Olympischen Spiele.

Basketball

Die deutschen Nationalteams der Männer und der Frauen unterscheiden sich fundamental voneinander: Die Männer haben Dirk Nowitzki, der die Dallas Mavericks in der nordamerikanischen Profiliga NBA zum Titel geführt hat. Die Frauen haben keinen Dirk Nowitzki. Trotzdem haben beide Teams unter dem Strich das Gleiche geschafft: Sie haben die Olympia-Qualifikation vermasselt.

Bei den Männern nahm Dirk Nowitzki das Scheitern auf seine Kappe: „Es war allein meine Schuld“, sagte er nach der Europameisterschaft in Litauen. Dort hätte das Erreichen des Viertelfinales gereicht, um sich das Olympia-Ticket für London 2012 zu sichern. Die deutschen Männern verpassten allerdings beides. Klar war am Ende nur eins: Ein Nowitzki ist zu wenig.

Die Frauen hatten ihr Negativ-Erlebnis zu diesem Zeitpunkt schon hinter sich. Bei der EM im Juni in Polen hatten sie sich mit dem letzten Platz in ihrer Vorrunden-Gruppe sang- und klanglos aus dem Olympia-Rennen verabschiedet.

Volleyball

Angelina Grün, von der manche Experten behaupten, dass sie die beste deutsche Volleyballerin der Geschichte sei, hat über die Jahreswende einen Triumph gefeiert. Erst einen Tag vor Heiligabend war sie zu ihrem neuen Klub, dem russischen Erstligisten Dinamo Moskau, geflogen. Wenige Tage später gewann sie mit dem Team durch einen Sieg im Finale gegen Kasan den russischen Pokal.

Doch Angelina Grün geht es ein wenig wie Dirk Nowitzki: Mit dem Nationalteam der Frauen blieb sie bisher in der Qualifikation für London hängen. Noch ist aber nichts zu spät: Beim Qualifikationsturnier in der Türkei (1. bis 6. Mai) ist es noch ein Olympia-Ticket für ein europäisches Team reserviert. Bei den Männern ist es ähnlich, sie müssen sich vom 8. bis zum 13. Mai im Europa-Turnier in Sofia durchschlagen, weil es bisher nicht gereicht hat.

Handball

Bei den Olympischen Spielen 2004 in Athen waren die deutschen Handballer die letzten Athleten, die um eine Medaille spielten. Eine Stunde vor der Abschlussfeier verloren sie das Finale gegen Kroatien. Deutschland hatte Silber gewonnen, aber Bundestrainer Heiner Brand trug am nächsten Morgen beim Warten auf den Rückflug nach Deutschland mehr Sorgenfalten im Gesicht als ein Handballfeld Linien hat. Möglicherweise wusste er schon, dass der Olympische Glanz damit erledigt war. 2008 in Peking verpassten die Deutschen die Finalrunde. Für London sind sie noch nicht mal qualifiziert, Platz elf bei der WM in Schweden war zu wenig.

Ganz ist der Bart allerdings noch nicht ab. Am 15. Januar beginnt in Serbien die EM. Gewinnt Deutschland den Titel, hat die Mannschaft auch das Olympiaticket in der Tasche. Ohne Titel gibt es auch noch eine Möglichkeit, doch das Kleingedruckte dieser Version des Weges nach London umfasst ungefähr vier Seiten.

Im Gegensatz dazu haben die Handballerinnen für klare Verhältnisse gesorgt: Ihr peinlicher WM-Auftritt in Brasilien reichte bereits locker fürs endgültige Olympia-Aus.

Wasserball

Bei der WM 2011 im chinesischen Schanghai gab es weder für die Männer, noch für die Frauen eine Fahrkarte nach London zu holen. Verloren ist aber noch nichts: Bei der EM im Januar in Eindhoven lässt sich der Schaden noch beheben.

Fazit

Bälle und Sport gehören in Deutschland trotz der schlechten Bilanz zusammen. Denn: In der Rhythmischen Sportgymnastik hat sich die deutsche Damen-Riege für London 2012 qualifiziert. Eine Übung haben sie dabei absolviert mit dem: Ball.