Essen. Die Olympischen Spiele in Tokio sind beendet. An 17 Tagen gab es eine umfassende Berichterstattung. Zeit für eine TV-Kritik.

Die Fernsehspiele von Tokio sind beendet. Ohne die milliardenschweren Zahlungen der Fernsehanstalten wären die Olympischen Spiele in der japanischen Hauptstadt nicht über die Bühne gegangen. ARD und ZDF waren erst spät nach zähen Verhandlungen mit Discovery auf den Olympiazug aufgesprungen. Ursprünglich hatte sich nur Discovery, Mutterkonzern von Eurosport, die TV-Rechte gesichert. Der Deal hat sich gelohnt. ARD und ZDF waren mit den Marktanteilen von über 30 Prozent in der Spitze zufrieden und hängten Eurosport um Längen ab. Die Fernsehzuschauer bekamen an den 17 olympischen Tagen ein hochwertiges und durch die Livestreams in den Mediatheken auch ein nahezu vollständiges Angebot der 339 Wettbewerbe in 33 Sportarten.

Starke Olympia-Experten bei ARD und ZDF

Bronze haben sich die Experten bei ARD und ZDF verdient. Was Kristina Vogel bei den Bahnrad-Wettbewerben, Ronny Ziesmer beim Kunstturnen, Christian Keller beim Schwimmen oder Frank Busemann bei der Leichtathletik den Fernsehzuschauern boten, war genau das, was man bei Weltmeister Bastian Schweinsteiger bei der Fußball-EM vermisst hatte. Sie glänzten mit erfrischenden Kommentaren und erstklassigem Fachwissen, das sie nicht in einem Fachchinesisch, sondern in anschaulichen Beschreibungen herüberbrachten.

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Silber geht an Hajo Seppelt. Der ARD-Doping-Fachmann sucht nach den Schattenseiten im Sport, weil nur so der Glanz einer sauberen Leistung strahlen kann. Und er steht immer auf der Seite der Verfolgten. So ließ er auch per Video-Gespräch die belarussische Sprinterin Kristina Tiwanowskaja eindrücklich erzählen, wie sie vom Lukaschenko-Regime aus Tokio entführt werden sollte und wie sie deshalb nach Polen geflüchtet ist.

Gold haben die Mediatheken von ARD und ZDF verdient. Analoges Fernsehen war gestern. Wer nicht nachts aufstehen wollte, um Malaika Mihambos Goldsprung zu bewundern, wer nicht die deutschen Sprintstaffeln rennen sehen wollte, während Deutschlands Tischtennis-Asse China herausforderten, der konnte sich seine Wünsche in den Mediatheken erfüllen. Der TV-Zuschauer als Regisseur: per Livestream zum Sporthöhepunkt seiner Wahl oder per Relive-Funktion zur Aufzeichnung. So geht Fernsehen im Jahr 2021.