Rudi Cerne ist der Routinier unter den Olympia-Moderator(inn)en im TV: immer seriös, ohne steif zu wirken. Eine TV-Kritik mit persönlicher Note

Routinier im ZDF-Studio: Moderator Rudi Cerne.
Routinier im ZDF-Studio: Moderator Rudi Cerne. © imago | Unbekannt

Ich muss vorausschicken: Diesmal bin ich befangen. Rudi Cerne und ich haben zusammen auf der Penne in Wanne-Eickel in einer Klasse gesessen, wir mochten uns schon damals und freuen uns heute noch, wenn wir uns – leider viel zu selten – mal sehen.

Den Geschichtslehrer, der ihn quälte und vor der Klasse vorführte, weil er genau wusste, dass Rudi Cerne am Vortag für den nächsten großen Eiskunstlauf-Wettbewerb trainieren musste und keine Zeit zum Lernen hatte, hatten wir beide so gerne wie eine Zahnwurzelbehandlung. Und beim „Ruderlager“ am Möhnesee ließen wir Steuermann Rudi in hohem Bogen ins Wasser fliegen. So was verbindet.

Rudi Cerne war Deutscher Meister und Vize-Europameister im Eiskunstlaufen

Jahrzehnte später ist der frühere Deutsche Meister und Vize-Europameister der Routinier unter den TV-Moderatoren bei Olympia. Ich würde ihn kritisieren, wenn ich müsste. Aber es gibt nichts zu meckern: Der Kerl macht seine Sache einfach zu gut. Konzentriert und seriös, aber locker genug, um nicht steif zu wirken. Er hört einen Knall, sagt „Donner im Hintergrund“, zeigt lässig nach hinten und nimmt dann die Anmoderation wieder auf. Sauber gelöst.

Rudi Cernes Stärke ist der fehlende Drang zur Selbstdarstellung

Rudi Cerne steht in der Tradition unvergessener ZDF-Sportjournalisten wie Wolfram Esser und Oskar Wark, die einst sonntags die Sportreportage moderierten. Immer adrett gekleidet, nie übertrieben. Was den 62-Jährigen heutzutage von manchen Kolleginnen und Kollegen unterscheidet, ist sein fehlender Drang zur Selbstdarstellung. Über Rudi Cerne wird auch nur selten in Sozialen Medien gelästert. Weil er zu langweilig ist? Ach was. Weil er seinen Job richtig macht und sich selbst nie wichtiger nimmt als das Ereignis.