Tokio/Essen. NBA-Superstar Luka Doncic überragt im ersten Spiel Sloweniens beim olympischen Basketball-Turnier. In Amerika löste er Nowitzki ab.

Die vielen Angriffssysteme, bei denen jeder Basketballer genau weiß, wann er wo zu stehen, wohin zu laufen, zu wem zu passen und wann zu werfen hat. Ausgetüftelt in den Büros diverser Trainer-Generationen. Alle ein Fall fürs Altpapier – wenn man jemanden wie Luka Doncic in seiner Mannschaft hat. Er braucht die taktischen Vorgaben einfach nicht.

Da können die Verteidiger noch so eng an ihm kleben wie die Argentinier am Montag. Ein Dribbling nach vorne, zwei Schritte zurück, den Ball abgefeuert in einem hohen Bogen Richtung Korb. Volltreffer. Wieder drei Punkte aus der Distanz. Am Ende waren es stolze 48 bei Sloweniens 118:100-Erfolg gegen den Olympiasieger von 2004. Nur dem Brasilianer Oscar Schmidt gelangen 1988 mehr in einer Partie bei den Olympischen Spielen (55). „Für mich – und ich habe das schon vor zwei Jahren gesagt – ist er der beste Spieler auf der Welt“, meinte Argentiniens Trainer Sergio Hernandez nach der One-Man-Show. „Und sollte ich jegliche Zweifel daran gehabt haben, habe ich nach diesem Spiel keine Zweifel mehr.“

Luka Doncic ist der Star der Dallas Mavericks

Doncic macht in Tokio da weiter, wo er in der nordamerikanischen Spitzenliga NBA aufgehört hat. Seine Statistiken sind teils besser als die von Basketball-Legende Michael Jordan, als dieser in Doncics Alter war. Seinen Klub Dallas Mavericks soll er nach dem Karriereende von Dirk Nowitzki zurück in glanzvolle Zeiten führen. Neutrale Beobachter verzückt Doncic mit teils spektakulären Würfen in Bedrängnis. Die Spielweise ist unkonventionell, für alle Herausforderungen scheint er intuitiv Lösungen zu finde. Können? Oder doch Zauberei? Die Amerikaner haben ihm nicht umsonst den Spitznamen Luka Magic, den Magischen, verpasst.

Obwohl Doncic erst 22 Jahre alt, sollte man sich nicht von seinem spitzbübischen Grinsen nicht täuschen lassen. Sechs Jahre lang ist er schon Profi-Basketballer, gewann mit Real Madrid die Euroleague und wurde da zum wertvollsten Spieler gewählt. Mit 19. Präsident Florentino Perez machte den guten Bekannten von Fußballer Toni Kroos zum Ehrenmitglied.

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Seit 2018 läuft Doncic für Dallas auf – und steht stellvertretend für die neue Generation internationaler Basketballer in den USA. Doncic gilt als kommendes Aushängeschild der Liga. Der Grieche Giannis Antetokounmpo (26) verhalf vor wenigen Wochen den Milwaukee Bucks zum NBA-Triumph. Nikola Jokic (26) aus Serbien wurde zum besten Spieler der Liga gewählt. Vorbei die Zeiten, in denen die Amerikaner alle anderen Nationen als unwürdig verspotten konnten.

Antetokounmpo und Jokic fehlen in Tokio. Doncic ließ es sich nicht nehmen, trotz einer langen Saison sein Heimatland bei dessen erster Olympia-Teilnahme zu vertreten. In seiner noch jungen Heimat gilt er schon als Volksheld. Im Jahr 2017 führte er die ehemalige jugoslawische Teilrepublik zum Europameister-Titel. Jetzt rechnen sich die Slowenen sogar Chancen auf eine Medaille aus. Nächster Gruppengegner ist am Donnerstag Japan (6.40 Uhr deutscher Zeit) um Fahnenträger und NBA-Profi Rui Hachimura (23/Washington Wizards). Auch gegen den Gastgeber wird Doncic wieder die Verteidiger abschütteln. Ganz ohne taktische Zwänge.