Essen. Wegen der Corona-Pandemie ruht der Sport, doch die Organisatoren von Olympia 2020 in Tokio pochen auf die Ausrichtung. Es geht um sehr viel Geld.

Das Entzünden des Olympischen Feuers ist mehr als eine Tradition: Wenn im Heiligen Hain von Olympia die Fackel entzündet wird, ist es ein Moment der Vorfreude auf die Olympischen Spiele, ein Symbol für den Auftakt des sportlichen Wettkampfs der Nationen. Es ist der Moment, in dem die Präsidenten des Olympischen Komitees (IOC) stets große Worte wählen, von einem Symbol für Frieden und Hoffnung sprechen, die verbindende Macht der Spiele beschwören.

Thomas Bach sprach ähnliche Worte, doch der feierliche Akt war trotzdem ein anderer als in den Jahren zuvor: Statt Tausender Sportfans waren lediglich 100 Ehrengäste vor Ort am Donnerstag, am Freitag wurde der Staffellauf des Feuers in Griechenland gar komplett abgebrochen, statt wie üblich rund 3200 Kilometer durch 31 Städte und 15 antike Stätten bis Athen zu absolvieren. Der Grund: Hunderte Einwohner Spartas waren trotz Corona-Warnungen auf den Straßen.

US-Präsident regt Verschiebung an

Das Ganze hat etwas Symbolisches, die Vorzeichen für die Olympischen Sommerspiele im japanischen Tokio (24. Juli bis 9. August) sind keine guten. Die Corona-Pandemie lässt den Sport auf der ganzen Welt ruhen, viele Großveranstaltungen in den kommenden Wochen wurden abgesagt, für andere gibt es Verlegungspläne. Doch Olympia, das größte Sportereignis der Welt, wehrt sich weiter standhaft. Denn auch dies sprach Thomas Bach: „Wir arbeiten mit vollem Engagement auf den Erfolg der Olympischen Spiele mit der Eröffnungsfeier am 24. Juli hin.“

Auch interessant

Wieder große Worte, die in Zeiten von Corona recht fragwürdig klingen. In Zeiten der Pandemie gibt es lediglich die Hoffnung auf eine schnelle Heilung, statt verbindendende Kraft gelten die Spiele als potenzieller Ansteckungsherd. US-Präsident Donald Trump hatte am Donnerstag im Weißen Haus gar angeregt: „Vielleicht, aber das ist nur meine Meinung, verschieben sie sie um ein Jahr.“ Auch wenn Trump nach einem Telefonat mit Japans Premierminister Shinzo Abe kleinlaut zurückruderte, war es doch ein logischer Gedanke, sind doch ohnehin die meisten Qualifikationswettbewerbe wegen Corona bereits ausgefallen oder verlegt worden.

Gouverneurin von Tokio: Absage ist undenkbar

Dennoch kann sich die Gouverneurin von Tokio das Unvermeidliche noch nicht vorstellen. Eine Absage der Sommerspiele „ist undenkbar“, betonte Yuriko Koike. Denn ja: Eine Absage würde nicht nur das IOC durch den Verlust von TV- und Sponsorengeldern hart treffen, sondern vor allem das Austragungsland Japan. Trotz der versprochenen kostengünstigeren und kompakten Spiele sind die Kosten für die Olympia-Bauten in Tokio mit über 20 Milliarden Euro siebenmal höher ausgefallen als geplant. Jüngst ließ sich ein Mitglied des japanischen Organisationskomitees im „Wall Street Journal“ zur Aussage hinreißen, dass für ihn eine Verschiebung der Spiele realistischer sei als deren Absage. Zwar wurde Haruyuki Takahashi von seinen Komitee-Kollegen sofort zurückgepfiffen, doch halten sich seitdem immerhin die Gerüchte, dass es doch einen Notfallplan gibt: die Verlegung der Spiele um zwei Jahre.

Rund 1400 Corona-Fälle in Japan

In Japan gibt es derzeit rund 1400 Corona-Erkrankte, die Zahl steigt weiter. Doch selbst wenn das Land in den kommenden vier Monaten eine gesundheitliche Wende herbeiruft, droht bei einer Sportveranstaltung mit 11.000 Athleten und Zuschauern jenseits der 500.000-Marke neue Ansteckungsgefahr.

Auch interessant

Die Olympischen Spiele haben die Boykottzeit der 70er- und 80er-Jahre überstanden, selbst den Kalten Krieg. Auch das Zika-Virus, 2016 eine Gefahr für die Spiele in Rio de Janeiro, konnte das Turnier mit den fünf Ringen nicht stoppen. Anders als Zika ist Corona aber ein weltweites Problem. Und so ahnt auch der deutsche Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler: „Wir werden uns täglich neuen Entwicklungen stellen müssen.“ Thomas Bach sprach derweil nach wiederholter Nachfrage kleinere Worte, die auf ein Einlenken hoffen lassen: „Wir werden dem Rat der Weltgesundheitsorganisation folgen.“