Jeongseon/Yongpyong. Aksel Lund Svindal gewann die olympische Abfahrt - dabei ist er schon 35 Jahre alt. Thomas Dreßen wurde Fünfter, Viktoria Rebensburg Vierte.
Als Aksel Lund Svindal Olympiasieger geworden war und angekündigt hatte, dass die Spiele von Pyeongchang unwiderruflich seine letzten sein würden, denn „ich bin alt, das ist der Anfang vom Ende“ – da hätte dem 35-Jährigen der Rest der Welt egal sein können. Erster norwegischer Goldmedaillengewinner in der Abfahrt, der Königsdisziplin Olympias, mit einer Zeit von 1:40,25 Minuten. Wunderbar. Dazu ältester Sieger in einem alpinen Wettbewerb. Das schafft nicht jeder. Auf dem Podium neben ihm Landsmann Kjetil Jansrud, der Zweiter geworden war vor dem Schweizer Beat Feuz. Ein Doppelsieg, wie fein. Doch Svindal störte eine Sache.
Sein Blick richtete sich auf die Haupttribüne des Skistadions. 3500 Menschen hätten darauf Platz nehmen können, trotz Sonnenschein und leichter Plusgrade war aber nur rund die Hälfte der Plätze besetzt. „Es ist seltsam und traurig. Wenn wir dieses Rennen in Österreich, Norwegen oder Schweden gehabt hätten, wären 50 000 Leute gekommen.“
Dreßen muss sich nicht schämen
Letztlich war das kein Grund für Svindal, den geschundenen Körper weiter zu malträtieren. Das Kreuzband war kaputt, Meniskus und Achillessehne, dazu Brüche wichtiger Knochen, zuletzt schmerzte das Knie. Doch er kämpfte sich zurück. „Ein ziemlich guter Zeitpunkt, um rechtzeitig fit zu werden“, sagte Svindal und strahlte nach seinem zweiten Olympiasieg nach Vancouver 2010, damals im Super-G. Ein Ziel in seiner langen Karriere hat Svindal noch: „Ich habe nie die Abfahrt in Kitzbühel gewonnen“, sagte er. „Deshalb ist meine Karriere nicht komplett.“
Ein Sieg auf der Streif – mit seinen gerade mal 24 Jahren hat Thomas Dreßen das dem großen Svindal sogar voraus. Der Triumph Mitte Januar hatte den deutschen Senkrechtstarter der Saison zu einem Mitfavoriten in Südkorea gemacht. Am Ende wurde Dreßen, mit der Nummer eins gestartet, guter Fünfter mit 0,78 Sekunden Rückstand. Für keinen der vor ihm liegenden Konkurrenten, Vierter wurde der Südtiroler Dominik Paris, musste er sich schämen. „Und wen ich noch hinter mir gelassen habe!“, sagte der Mittenwalder zufrieden. Dass Dreßen auch aus diesem Rennen, in dem Andreas Sander Zehnter wurde, einen Lerneffekt zog, zeigt die sportliche Reife: „Wahrscheinlich bin ich die eine oder andere Passage zu sauber gefahren, aber mei. Ich habe gezeigt, dass ich mich jetzt in der Weltspitze etabliert habe.“
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Mit Dreßens Platz war die erste Medaillenhoffnung des Deutschen Skiverbandes an diesem Super-Donnerstag geplatzt. Nur wenig später, im eine halbe Stunde Autofahrt entfernt gelegenen Skigebiet Yongpyong, wurde auch aus der zweiten nichts: Viktoria Rebensburg hatte sich schon auf den Weg aus dem Skistadion gemacht, als sie von Maria Rosa Quario gedrückt wurde. Die Italienerin war früher selbst Skirennläuferin, jetzt ist sie Journalistin und Fan ihrer Tochter Frederica Brignone. Und die hatte im Gegensatz zu Rebensburg Grund zur Freude, weil sie im olympischen Riesenslalom zwölf Hundertstelsekunden schneller fuhr als die Deutsche und damit Bronze gewann hinter Siegerin Mikaela Shiffrin aus den USA und der Norwegerin Ragnhild Mowinckel.
Rebensburg enttäuscht
Für Viktoria Rebensburg gab es nur Blech, wieder einmal. „Es ist bitter, aber es ist so, wie es jetzt ist. Das ist das Leben, meins wird trotzdem weitergehen“, sagte die 28 Jahre alte Kreutherin. Die Erfahrung, das Podest ganz knapp zu verpassen, hat sie vor fast genau einem Jahr schon einmal gemacht, bei der WM in St. Moritz war sie Vierte im Super-G geworden. „Das hätte ich nicht unbedingt noch einmal gebraucht.“