Essen. In zehn Monaten werden die Sportler des Jahres gewählt. Zwischen Winter und Jahresende vergehen aber zehn Monate. Ein Kommentar.
Erst Ende des Jahres werden die besten Sportler 2018 gewählt. Schon jetzt schieben sich die ersten Kandidaten in den Vordergrund. Der Nordische Kombinierer Eric Frenzel. Die Biathletin Laura Dahlmeier. Der Skispringer Andreas Wellinger. Und vielleicht Streif-Gewinner Thomas Dreßen. Leider sind sie im Nachteil, wenn deutsche Sportjournalisten die Sportler des Jahres wählen und ihre Stimmen abgeben.
Die Wahl findet in zehn Monaten statt. Wer weiß, was noch alles in der Zwischenzeit passiert. Welche Höchstleistungen uns begeistern. Bei der Leichtathletik-EM in Berlin. Bei der Fußball-WM in Russland. Bei der Hockey- und Volleyball-WM.
Zwischen Winter und Jahresende vergehen halt zehn Monate. Unser Kurzzeitgedächtnis reicht dann allenfalls noch bis Frühjahr zurück, sobald der Wahlzettel der Agentur Internationale Sport-Korrespondenz vor einem liegt. Das ist nicht fair, ja.
Im vergangenen Jahrzehnt wurde nur ein Mann des Winters Sportler des Jahres. Bei den Frauen waren es immerhin drei Winter-Athletinnen (Magdalena Neuner sogar dreimal), auch aus Mangel an Alternativen.
Dieses Jahr soll alles anders sein. Auf dem Novemberblatt im Kalender werden nämlich die Olympiasieger von Pyeongchang Name für Name in Erinnerung gebracht. Dazu alle, die Deutschlands Führung im Medaillenspiegel weiter ausbauen. Und mindestens einmal im Monat geht ein Fluch Richtung München, wo man gegen Olympia gestimmt hat.
Leider gibt es diesen Gedanken nicht zum ersten Mal. Es wie immer mit den guten Vorsätzen zu Beginn des Jahres. Irgendwann verliert auch der aufrichtigste und beste Vorsatz seinen Zauber. Die Wintersportler kennen das. Vom Gewichtheben und Basketball, vom Triathlon und Motorsport gibt es seit zehn Jahren jeweils genau so viele Sportler des Jahres wie von allen Disziplinen des gesamten Wintersports zusammen.
Man möge mich daran erinnern, wenn im Herbst die letzten Blätter von den Bäumen fallen.