Pyeonchang. Zum ersten Mal bleibt Deutschland in einem Biathlon-Wettbewerb bei Olympia ohne Medaille. Lesser wird beim Boe-Sieg bester DSV-Starter.
Fünf Rennen, fünf Medaillen - dann war es in der Goldgrube Alpensia Centre erst mal vorbei mit der deutschen Biathlon-Herrlichkeit. Im Einzel über 20 km bildeten der Sprint-Olympiasieger Arnd Peiffer und seine Teamkollegen nur das Spalier für das spannende Duell der weltbesten Athleten ihres Sports: Norwegens dreimaliger Weltmeister Johannes Thingnes Bö gab in einem packenden Rennen am Donnerstag Verfolgungs-Champion Martin Fourcade das Nachsehen, der mit späten, ganz bitteren Fehlschüssen sogar noch das Podest verpasste.
Bö siegte vor dem Slowenen Jakov Fak, dem nur 5,5 Sekunden zur Goldmedaille fehlten, und dem starken Österreicher Dominik Landertinger (+14,2). Fourcade stürzte auf den fünften Rang ab, Peiffer verpasste die Top 20. Erik Lesser war der beste Deutsche.
Peiffer zur Halbzeit mittendrin
Peiffer hatte wieder mal so seine Problemchen mit dem knüppelharten Einzel. "Da ist mir eigentlich noch nie ein Knallerrennen gelungen", klagte er vorab. Doch er schoss zunächst zweimal null und war zur Halbzeit mittendrin im Medaillenrennen. Seine Richtschnur: Fourcade.
Der Franzose hatte bis dahin nur neun Sekunden Vorsprung herausgelaufen. Bis zum dritten Schießen schien für Peiffer ein Podiumsplatz möglich, dann schoss er rechts wie links an den Scheiben vorbei. Drei Strafminuten warfen ihn weit, weit zurück.
Die große Bühne für Bö und Fourcade war bereitet. Der Norweger, Gewinner von acht der 15 Weltcup-Rennen in dieser Saison, hatte sich früh einen Fehler geleistet, war aber läuferisch wie üblich exzellent. Fourcade, sechs Siege, hätte eine Null beim letzten Schießen gebraucht. Er schoss zwei Fehler, der Sieger stand fest.
Kühn leistet sich sechs Schießfehler
Der andere Medaillengewinner der deutschen Männer in Pyeongchang hingegen ging erst gar nicht an den Start. Benedikt Doll bekam nach kraftraubenden Einsätzen von Trainer Mark Kirchner wegen leichter Halsschmerzen eine Pause verordnet. Dass auch der erste Ersatzmann Roman Rees erkrankt war, ermöglichte Johannes Kühn, sich erstmals auf olympischer Bühne zu präsentieren. Sechs Strafminuten bereiteten ihm einen schwarzen Abend.
Erst im letzten Weltcup-Rennen hatte Kühn sein Olympiaticket gelöst, und auch auf die Strecke ging er um kurz vor 21.00 Uhr als letzter der vier Deutschen. Zu diesem Zeitpunkt war die Hoffnung des Massenstart-Weltmeisters Simon Schempp auf eine Top-Platzierung nach zwei Fehlern im ersten Schießen schon dahin. Lesser überzeugte, war aber nicht in der Lage, den Favoriten einen Stock zwischen die Beine zu schieben. An Bö war nicht zu rütteln: Er gewann das dritte norwegische Gold des Tages.
Bö zahlte in Sotschi Lehrgeld
Bei seiner Olympia-Premiere vor vier Jahren in Sotschi hatte Bö mit 20 Jahren noch Lehrgeld gezahlt. Erst danach zog er sich auf das Niveau der Weltklasse hoch, spätestens seit dem Sprint-WM-Gold in Kontiolahti 2015 gehört er zur Biathlon-Spitze. Nun setzte er sich am Tag der Norweger die Krone auf.
Deutschland muss sich nicht grämen. Laura Dahlmeier in Sprint, Verfolgung (jeweils Gold) und Einzel (Bronze) sowie Peiffer und Doll (Verfolgungsbronze) zeichnen für eine herausragende Bilanz verantwortlich, die in den Staffeln und Massenstartrennen noch ausgebaut werden kann. (sid)