Pyeongchang. . Gold für Arnd Peiffer und Gold für Laura Dahlmeier: Die Biathleten feiern im Sprint zwei Olympiasiege. Schon am Montag soll die deutsche Erfolgsserie in Pyeongchang weitergehen – bei den Frauen in der Verfolgung.
Als Mark Kirchner nach dem Mittagessen gestern zurück in sein Appartement des Olympischen Dorfes schlenderte, sagte er zu seinem Bundestrainer-Kollegen Gerald Hönig: „Der Arnd, der wäre heute mal wieder dran.“
Zuletzt hatte Arnd Peiffer 2011 groß aufgetrumpft, als er im sibirischen Chanty-Mansijsk den WM-Titel im 10-km-Sprint gewann. Im Alpensia Biathlon-Center herrschten am Sonntagabend ähnliche Temperaturen; und das schien den Mann aus dem Harz erneut zu beflügeln.
Dank einer nahezu perfekten Leistung krönte er sich überraschend zum Sprint-Olympiasieger. Während er am Schießstand fehlerlos blieb, patzten die großen Favoriten: Der Franzose Martin Fourcade ließ drei Scheiben stehen und wurde Achter. Norwegens Johannes Thingnes Bö verfehlte gar viermal das Ziel und landete abgeschlagen auf Rang 31.
Sieg im Zimmer-Duell
In der bereits heute stattfindenden Verfolgung (13 Uhr deutscher Zeit) hat er kaum Chancen – im Gegensatz zu den anderen Deutschen. Mit jeweils einem Fehler belegte Benedikt Doll Platz sechs, Simon Schempp wurde Siebter und Erik Lesser landete auf Rang elf.
„Jetzt habe ich auch noch das Zimmer-Duell mit Arnd verloren“, sagte Lesser schmunzelnd in Richtung seines Freundes, mit dem er im Biathlon-Zirkus seit Jahren die Unterkunft teilt. Allerdings hatte Peiffers goldener Tag alles andere als gut begonnen. Der Schlagbolzen seiner Waffe brach wegen der Kälte und musste ersetzt werden. Davon ließ sich der 30-Jährige jedoch nicht aus dem Konzept bringen und machte den deutschen Goldrausch am Auftakt-Wochenende perfekt. Am Samstag war Laura Dahlmeier im 7,5-km-Sprint allen davon geeilt.
Für die überragende Bayerin war am Sonntag erst einmal Ausschlafen angesagt, nachdem sie erst in den Morgenstunden ins Bett gekommen war. Dem Interview-Marathon im Anschluss an ihren beeindruckenden Erfolg folgte eine ausgelassene Party im Deutschen Haus. Dort ließ sie auf der Bühne gemeinsam mit Andreas Wellinger in Formel-1-Manier die Champagner-Korken knallen und genoss das Bad in der Menge. „Das war ein perfekter Start für das Team D“, rief sie und meinte mit einem Blick zum Skisprung-Champion: „Geteilte Freude ist doppelte Freude.“
Während Wellinger erst am kommenden Samstag wieder auf der Großschanze ran muss, steht für Dahlmeier bereits heute die Verfolgung an (11.10 Uhr deutscher Zeit). Dort will sie mit einem goldigen Lächeln antreten, betont aber auch: „Wenn ich die Startnummer umhabe, geht es bei null los. Dann heißt es, sich wieder alles neu zu erarbeiten.“ Vor allem die tückischen Windverhältnisse in den Taebaek-Bergen gilt es zu beachten. Gestern stürmte es mit bis zu 30 Stundenkilometern durch das Alpensia-Resort.
Die Biathlon-Königin strampelte daher drinnen locker auf dem Ergometer. Zudem standen Gymnastik und Physiotherapie auf dem Programm. Am Abend folgte noch einmal ein emotionaler Höhepunkt: Auf der „Medal Plaza“ am Olympiastadion bekam sie die ersehnte Goldmedaille überreicht. „Das war super-emotional. Dieser Sieg ist etwas ganz Besonderes, weil ich so lange darauf hingefiebert habe“, sagte Dahlmeier und verriet: „Vom Olympiasieg habe ich schon als Kind geträumt und früher in meinem Kinderzimmer für diesen Tag geübt. Da habe ich auf dem Stockbett gestanden und gejubelt.“
Dank einer beeindruckenden Darbietung mit einer fehlerfreien Schießleistung hatte sie der Konkurrenz keine Chance gelassen. Auf Platz fünf landete Vanessa Hinz (1/40,3). Ein Patzer beim letzten Schuss verdarb ihr die greifbare Medaille. Franziska Hildebrand und Denise Herrmann landeten auf den Rängen zwölf und 21.
Lob von Kati Wilhelm
Doch die Siegerin überstrahlte alles. Kati Wilhelm, die bislang einzige deutsche Sprint-Olympiasiegerin (2002), hatte am Schießstand mitgefiebert und meinte nach Dahlmeiers Meisterstück: „Jetzt können es ganz große Spiele für sie werden.“ Auch Bundestrainer Gerald Hönig, der sich nach der Pleite von Sotschi vor vier Jahren solch einen Auftakt erhofft hatte, traut seiner Musterschülerin in Pyeongchang weitere Glanzleistungen zu: „Ich kenne keine, bei der das Gesamtpaket so perfekt ist wie bei Laura.“
Und niemand versteht es so gut, stets auf den Punkt topfit zu sein. Seit drei Jahren ruft die Partenkirchenerin bei den Saison-Höhepunkten ihre Bestform ab. Seit dem 5. März 2016 hat sie bei den Großereignissen (Weltmeisterschaft, Olympische Spiele) in elf Wettbewerben in Folge stets eine Medaille gewonnen; sechs der letzten sieben glänzen sogar golden.
„Man muss bei sich bleiben“, beschrieb sie ihr Erfolgsgeheimnis nach ihren makellosen Schießprüfungen. Was ihr bei der Ruhe, die ob der spärlichen Kulisse im Stadion herrschte, leicht gefallen sein dürfte. Allerdings hätte ihr Auftritt durchaus einen stimmungsvolleren Rahmen verdient gehabt.