Duisburg. Der MSV und Walter Hellmich nähern sich wieder an. Offenbar hat der Ex-Präsident die Verstärkungen vor dem Regionalliga-Start wesentlich finanziert - das ist durchaus heikel.
Der MSV Duisburg und Walter Hellmich nähern sich wieder an. Wie diese Redaktion erfahren hat, konnte der Fußball-Regionalligist seine Wintertransfers wesentlich durch die finanzielle Hilfe des ehemaligen MSV-Bosses finanzieren. Auf eine entsprechende Nachfrage reagierte der Geschäftsführer der Zebras, Michael Preetz, nicht.
Auch interessant
Immerhin vier Spieler holten die Meidericher während der verlängerten Weihnachtsferien. Neu im Kader sind Torhüter Julius Paris von Schalke 04 II, Rechtsaußen Dustin Willms und Mittelstürmer Thilo Töpken, beide von Alemannia Aachen, sowie der Rekonvaleszent Thomas Pledl. Den Verein verließ lediglich Ersatztorhüter Kevin Kunz.
Auch interessant

Dass die Meidericher das Update für den Kader nicht allein stemmen können, erklärt sich fast von selbst. Anfang Dezember baten Oberbürgermeister Sören Link, Geschäftsführer Preetz und der Vorsitzende Christian Stiefelhagen eine sogenannte Geberrunde um Unterstützung. Es galt, ein mehrere Millionen großes Loch zur Finanzierung der laufenden Saison mit frischem Geld zu füllen. Selbst für das Trainingslager Anfang Januar in Andalusien musste der MSV um Mildtätigkeit bitten. Von Neuzugängen war da noch gar nicht die Rede.
Erster Kontakt mit dem MSV Duisburg bereits in der letzten Saison
Der frühere MSV-Chef half offenbar. Und es ist nicht der erste Kontakt zwischen dem Spielverein und seinem ehemaligen Präsidenten. Bereits im Winter des vergangenen Jahres hatte sich eine erste Brücke geschlagen. Wie aus zwei unabhängigen Quellen zu erfahren war, wollte der inzwischen 80-jährige Unternehmer seinem Verein einen neuen Trainer sowie neues Personal auf dem Platz finanzieren. Bei dem Trainer soll es sich um Friedhelm Funkel gehandelt haben. Funkel ging dann später als Retter zum 1. FC Kaiserslautern. Hellmichs Offerte realisierte sich jedoch nicht. Boris Schommers blieb Trainer. Der MSV stieg sang- und klanglos ab.

Es galt jedoch zugleich: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben. Der Kontaktfaden blieb intakt. Walter Hellmich entschloss sich in den vergangenen Wochen – wie es heißt – zu einer „Winterhilfe MSV“. Die Rückkehr des Unternehmers in den Kreis der MSV-Gönner vollzieht sich dabei weitgehend in aller Stille.
Das Thema ist durchaus heikel und hat Gründe in der unseligen Vergangenheit, die Jahre zurückliegt: Die Trennung von Tisch und Spielfeld vollzog sich keineswegs geräuschlos. Eine Reihe von Fans machte Hellmich für den Niedergang des Vereins und sogar für den Entzug der Zweitliga-Lizenz 2013 verantwortlich. Hellmich war auch Zeuge vor Gericht, als es um die Aufarbeitung des Totalschadens ging. Damals wollte die MSV-Führung – vergeblich – den ehemaligen Geschäftsführer Roland Kentsch finanziell in die Pflicht nehmen.
Zehn Jahre zuvor hatte es andere Zeiten gegeben, was das Ansehen von Walter Hellmich anging. 2002 hatte der Bauunternehmer aus Dinslaken den schlingernden Verein übernommen. Der neue starke Mann trieb entscheidend den Bau der MSV-Arena in den Jahren 2003 und 2004 voran, baute sie mit seinem Unternehmen und war zugleich Anteilseigner an dem Stadion.
Bruch mit Teilen der Anhängerschaft des MSV Duisburg
Unter seiner Führung stieg der MSV 2005 und 2007 in die Bundesliga auf (und jeweils gleich wieder ab). Einer seiner Coups war die Verpflichtung von Ailton und des brasilianischen Weltmeisters Roque Junior. 2010 schied er aus dem Amt des Präsidenten aus, war aber weiterhin dem Verein eng verbunden.
Das Klima zwischen Chef und Teilen der Anhängerschaft war da jedoch bereits auf Januar-Temperaturen abgekühlt. Der Zusammenbruch 2013 machte ihn dann endgültig für viele zum Feindbild. Die Vereinsführung – erst Udo Kirmse und dann Ingo Wald – war dagegen zurückhaltender. Es gab noch finanzielle Verflechtungen.
Hellmich folgte auf Sandrock
Walter Hellmich, damals Aufsichtsratsmitglied im Verein, wurde von diesem Gremium am 3. Juli 2002 im Duisburger Hof zum Vorstandsvorsitzenden des MSV Duisburg gewählt. Er trat damit die Nachfolge von Helmut Sandrock an. Später wurde der heute 80-Jährige auch Aufsichtsratsvorsitzender der MSV Duisburg KGaA und bekleidete damit beide Spitzenämter in Verein und Gesellschaft. Im Sommer 2010 trat Hellmich vom KGaA-Posten zurück, seine Nachfolge trat David Kaparthy an. Am 8. Oktober 2010 trat der Dinslakener Bauunternehmer auch als Vereinschef zurück. Sein Nachfolger wurde Dieter Steffen.
Wie diese Fangruppierungen auf die neu geknüpften Bande reagieren, bleibt abzuwarten. Die Zurückhaltung der Zebra-Führung in der Kommunikation erinnert an die Mütter von Porzellankisten. Die Meidericher haben als Publikumsliebling und Tabellenführer gerade eine Menge feines Geschirr im Regal stehen.