Duisburg/Lotte. Der starke Aufsteiger gastiert zum Hinrundenabschluss in Duisburg. Sein Trainer ist gespannt, wie sein Team auf die Kulisse reagiert.

Es gibt Vereine, die drehen als Aufsteiger in einer neuen Spielklasse gleich das ganz große Rad und reden vom sofortigen Durchmarsch, ohne dann auch nur ansatzweise die eigenen hochtrabenden Ansprüche zu erfüllen – frag‘ nach bei Eintracht Hohkeppel. Dann gibt es aber auch Klubs, die es genau umgekehrt machen, die unaufgeregt ihre Arbeit erledigen, sich nicht großartig nach draußen produzieren und heimlich, still und leise an der Spitze der Fußball-Regionalliga West mitmischen – womit wir bei den Sportfreunden Lotte wären, die am Samstag um 14 Uhr im letzten Spiel der Hinrunde in der Schauinsland-Reisen-Arena gastieren.

„Das ist ein absolutes Topspiel für uns, zu Saisonbeginn hätten wir nie gedacht, dass wir nach 16 Spieltagen als Tabellenvierter dastehen.“

Fabian Lübbers
Trainer der Sportfreunde Lotte

„Wir fahren mit einem positiven Gefühl nach Duisburg. Das ist ein absolutes Topspiel für uns, zu Saisonbeginn hätten wir nie gedacht, dass wir nach 16 Spieltagen als Tabellenvierter dastehen“, sagt Fabian Lübbers, der junge Erfolgstrainer der Sportfreunde Lotte. In der vergangenen Spielzeit hatte er den Verein vom sprichwörtlichen Autobahnkreuz in die Regionalliga zurückgeführt, wo er von 2008 bis 2022 – abgesehen von sogar drei Jahren in der 3. Liga – Stammgast gewesen war. Dort hatten die Ostwestfalen in der ersten Phase ihrer Zugehörigkeit sogar dauerhaft zum Spitzenpersonal gezählt; erst nach dem Drittliga-Abstieg 2019 und den folgenden Verwerfungen durch die Covid-Pandemie ging es stetig abwärts und vor zwei Jahren dann schließlich zurück in die Viertklassigkeit. Dort übernahm der damals gerade 30-jährige Fabian Lübbers das Kommando, der vorher als Co-Trainer bei der „Zweiten“ des FC Schalke 04 sowie beim SV Lippstadt 08 nur in der zweiten Reihe tätig gewesen war.

Andreas Wiegel würde gern an alter Wirkungsstätte auflaufen.
Andreas Wiegel würde gern an alter Wirkungsstätte auflaufen. © FUNKE Foto Services | Ute Gabriel

Nach Platz vier im ersten Jahr formte er dann das Team, das den Wiederaufstieg als Oberliga-Meister perfekt machte. „Danach haben wir den Großteil unseres Kaders gehalten und uns bewusst mit Jungs verstärkt, die die Regionalliga West kennen“, so Fabian Lübbers, der in Personalunion auch als Sportlicher Leiter fungiert. Das Konzept ging auf, die Lotter fanden sich auf Anhieb fast ohne Akklimatierungsprobleme in der alten, neuen Umgebung zurecht. Nach Spieltag zwölf belegte das Team durch den 4:1-Sieg gegen den 1. FC Bocholt sogar den zweiten Platz – punktgleich mit dem MSV, nachdem dieser über ein 1:1 bei der „Zweiten“ des 1. FC Köln nicht hinausgekommen war. Danach gab es einen kleinen Abwärtstrend mit nur noch drei Zählern aus den folgenden vier Spielen, verbunden mit dem Abrutschen auf Platz vier.

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„Wir sollten den Ball aber flach halten“, betont Fabian Lübbers gelassen. „32 Punkte aus 16 Spielen sind nicht ganz so schlecht. Ohne die 0:1-Niederlage zuletzt gegen den Wuppertaler SV wäre das jetzt immer noch das Spiel das Ersten gegen den Zweiten gewesen.“ Wenn überhaupt an einen möglichen zweiten Aufstieg in Folge gedacht würde, stünde da ja immer noch der MSV im Weg, den der SFL-Coach als ersten Anwärter auf die Meisterschaft ansieht. Doch warum nicht mittelfristig den Sprung anpeilen? „Wir haben die Infrastruktur für die 3. Liga, auch das Stadion ist tauglich dafür“, so Lübbers.

Rund 10.000 Menschen passen in die Arena am Lotter Kreuz, ungefähr das Doppelte an Kulisse wird die Gäste am Samstag erwarten. „Das ist für einige von den Jungs natürlich etwas ganz Neues. Wir werden sehen, ob dann ein bisschen die Angst mitspielt oder es vielleicht sogar etwas Extra-Motivation verleiht“, so Fabian Lübbers, der zumindest zwei Kicker im Kader hat, die damit locker klarkommen sollten. Der eine ist sein verlängerter Arm auf dem Spielfeld, der inzwischen 38-jährige Marc Heider, der auch als Co-Trainer fungiert. Der langjährige Kieler und Osnabrücker bringt es auf über 500 Zweit-, Dritt- und Viertligaeinsätze.

Der Ex-Homberger Samuel Owusu Addai spielt nun für Lotte.
Der Ex-Homberger Samuel Owusu Addai spielt nun für Lotte. © FUNKE Foto Services | Thorsten Tillmann

Eine Rückkehr an die alte Wirkungsstätte könnte es für Andreas Wiegel geben. Der 33-Jährige trug von 2015 bis 2019 das MSV-Trikot, war zuletzt bis zum Sommer bei Rot-Weiss Essen beschäftigt und schloss sich dann nach kurzer Vertragslosigkeit im Oktober den Sportfreunden an. „Er hat sich in die Mannschaft reingekämpft, ist ein richtiger Mentalitätsspieler“, sagt Fabian Lübbers, der Wiegel daher auch gern am Samstag auf dem Rasen sehen würde. Allerdings musste er zuletzt wegen einer muskulären Verletzung passen, bis zum Wochenende wird es knapp. Sein Trainer will kein Risiko eingehen: „Er möchte selbst sehr gern gegen den MSV spielen. Aber unsere Saison ist auch noch lang.“

Im Kader stehen noch zwei weitere Akteure mit Duisburger Vergangenheit – allerdings nicht in Zebrastreifen. Innenverteidiger Johannes Sabah und Angreifer Samuel Owusu Addai liefen in der Saison 2022/23 gemeinsam für Oberligist VfB Homberg auf.

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