Duisburg/Wuppertal. Kurios: Sebastian Tyrala trifft schon wieder auf die Zebras. Nach seinem Abgang bei Türkspor trainiert er nun den Wuppertaler SV.

Das gibt es auch nicht alle Tage: Innerhalb von nur drei Monaten trifft ein Trainer mit zwei verschiedenen Mannschaften auf den MSV Duisburg. Sebastian Tyrala wird das erleben. Der frühere Profi gastierte ganz früh in der Saison der Fußball-Regionalliga West mit Aufsteiger Türkspor Dortmund in der Schauinsland-Reisen-Arena und bekommt es am kommenden Sonntag nun erneut mit den Zebras zu tun – bei seiner Premiere auf der Bank des Wuppertaler SV.

Sommer, Sonne, Aufbruchstimmung: Es war der zweite Spieltag der Regionalliga am 3. August, als Sebastian Tyrala sein Team von Türkspor, mit dem er gerade den Sprung aus der Oberliga Westfalen geschafft hatte, in der Duisburger Arena auf den Rasen schickte. Die Außenseiterrolle war nicht wegzudiskutieren, aber naturgemäß war da auch ein bisschen Hoffnung, den noch nicht eingespielten Ex-Drittligisten auf dem falschen Fuß zu erwischen. Am Ende erwischte es den Neuling beim 0:5 ziemlich böse. „Wir hatten natürlich eine sehr unerfahrene Mannschaft, die es auch nicht gewohnt war, vor solch einer Kulisse zu spielen“, erinnert sich Tyrala zurück. Die Westfalen mussten eine Menge Lehrgeld zahlen, ehe am siebten Spieltag mit dem 2:1 bei Mitaufsteiger Eintracht Hohkeppel der erste Sieg gelang. Paradoxerweise musste der Coach nach diesem Spiel seinen Platz räumen; ein weiterer Dreier ist Türkspor seitdem nicht mehr gelungen.

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Sebastian Tyralas Qualitäten schienen in der Regionalliga die Runde gemacht zu haben, denn am Dienstag stellte ihn nun der Wuppertaler SV als neuen Coach vor. „Da musste ich nicht lange überlegen“, sagt er mit Blick auf das Potenzial des früheren Bundesligisten, der freilich wie sein vorheriger Klub einen misslungenen Saisonstart hingelegt hat. Die Bergischen belegen mit zwölf Zählern einen Abstiegsplatz, nachdem es auch unter der Leitung des Sportlichen Leiters Gaetano Manno, der als Interimsnachfolger des freigestellten René Klingbeil fungierte, eine 1:2-Heimpleite gegen den KFC Uerdingen gab.

„Die beiden Spiele kann man null Komma null vergleichen.“

Sebastian Tyrala
neuer Trainer des Wuppertaler SV

Ist es schwer, eine Mannschaft mitten in der Saison zu übernehmen? „Klar, es ist halt selten der Fall, dass sich ein Verein vom Trainer trennt, wenn man Erfolg hat. Das ist dann immer eine schwierige Aufgabe“, sagt Sebastian Tyrala, der natürlich weiß, dass das bisherige Abschneiden nicht den Ansprüchen des WSV entspricht. Fünf Trainingseinheiten werden am Ende zwischen Amtsantritt und Premierenspiel liegen – natürlich nicht viel Zeit, um entscheidende Änderungen vorzunehmen. Hilft denn die Erinnerung ans 0:5 mit Türkspor am zweiten Spieltag? Der Wuppertaler Coach schüttelt mit dem Kopf: „Die beiden Spiele kann man null Komma null vergleichen.“ Gleichwohl glaubt er, dass sich in der Spielanlage des MSV seitdem nicht allzu viel verändert hat, weshalb er „ein paar Einzelheiten“ zweifelsohne noch verwenden kann.

Wiedersehen mit dem MSV: Vincent Gembalies (links).
Wiedersehen mit dem MSV: Vincent Gembalies (links). © FUNKE Foto Services | Stefan Rittershaus

Die Tipps vom Ex-Zebra in Reihen der Wuppertaler dürften sich angesichts nur weniger seit dessen Zeit beim MSV verbliebener Spieler in Grenzen halten. Nichtsdestotrotz dürfte Vincent Gembalies hochmotiviert in die Partie gehen. Das Duisburger Eigengewächs, von 2008 bis 2023 ausnahmslos in Zebrastreifen unterwegs, aber am Ende wegen fehlender Perspektive aufs Abstellgleis geschickt, ist nach einem Jahr bei der „Zweiten“ des SC Paderborn zum Stadion am Zoo weitergezogen und dort Stammspieler in der Innenverteidigung. Für ihn und das gesamte Team gilt: Sie stehen beim treuen Anhang in der Schuld, der in sieben Heimspielen bereits fünf Niederlagen erlebte. Ein Erfolgserlebnis gegen den einstigen Erst- und Zweitligarivalen könnte da einiges reparieren.

Luis Hartwigs Vater traf gegen den MSV

Wie der MSV gilt auch der Wuppertaler SV als großer Traditionsverein vom Niederrhein. Die Anzahl der Duelle mit den Schwebebahnstädtern im bezahlten Fußball seit 1963 halten sich allerdings in Grenzen. Achtmal trafen sich die Zebras und der WSV in der 1. oder 2. Bundesliga, wobei die Bilanz mit zwei Siegen für beide Seiten und vier Unentschieden komplett ausgeglichen ist. Das letzte Duell gab es am 12. Dezember 1992 in der einzigen gemeinsamen Zweitligasaison und endete am Zoo 1:1. Die Gäste mit dem heutigen Geschäftsführer Michael Preetz in der Startelf führten zur Pause durch ein Eigentor des Wuppertalers Ralf Voigt, doch nach dem Wechsel brachte Ex-MSV-Spielmacher Uwe Kober neuen Schwung bei den Hausherren, die dann durch Knut Hartwig, den Vater des aktuellen MSV-Kickers Luis, ausglichen.

Das letzte Pflichtspiel ist derweil noch nicht so lange her und in ganz übler Erinnerung. Am 19. Mai 2021 setzte es für den MSV im Halbfinale des Niederrheinpokals eine schlimme 2:6-Klatsche beim WSV.