Duisburg. Duisburgs Mann für Deutschland ist zurück. Nach zwei Länderspielen kämpft Caspar Jander mit dem MSV nun wieder gegen den Drittliga-Abstieg.

Bis Mittwochmittag hatte Caspar Jander ziemlich genau eine halbe Minute mit Boris Schommers, seinem neuen Cheftrainer beim Fußball-Drittligisten MSV Duisburg, gesprochen. „Diese 30 Sekunden waren aber sehr nett und sehr freundlich“, sagt Jander, der Drahtzieher der Zebras. Dass die beiden kaum Worte miteinander wechseln konnten, hatte vor allem einen Grund: Bis Mittwoch war das MSV-Talent anderweitig beschäftigt – als Nationalspieler für Deutschland.

Zum zweiten Mal in Folge hatte ihn der DFB zu einem Lehrgang der U-20-Nationalmannschaft eingetragen. Am Montag vor einer Woche – da war noch Engin Vural bei den Zebras im Amt – ging es zum erneuten Talente-Treffen nach Frankfurt. Am Freitag stand das Länderspiel in Portugal auf dem Programm.

Am Montag folgte die Partie in Dreieich gegen Tschechien. In Portugal beim 2:1 wechselte Trainer Hannes Wolf den Mittelfeldmann Jander nach 20 Minuten ein. Beim 4:2 über Tschechien spielte der Zögling aus dem Nachwuchsleistungszentrum der Meidericher über die komplette Spielzeit. Es war bereits sein viertes Länderspiel. Denn schon im September konnte der 20-Jährige bei seinem Länderspieldebüt zeigen, dass er ein Spieler mit Potenzial ist. Damals kam er gegen Italien (1:1) und Polen (1:1) zum Einsatz.

In aller Bescheidenheit

Vier Partien in Folge machen aus dem derzeit besten Spieler des MSV noch keinen Stammspieler für die Nationalmannschaft. Ein Zeichen der Anerkennung für seine Leistung aber lässt sich daran durchaus ablesen. Jander selbst machte sich in aller Bescheidenheit auf die Reise, auch wenn für ihn sogar das Ligaspiel gegen den 1. FC Saarbrücken verschoben wurde. „Einerseits ist das eine große Wertschätzung für mich. Andererseits sage ich auch, dass ich das ganze Drumherum nicht so mag. Ich bin gerne einfach für mich und spiele Fußball“, berichtete er vor dem Kofferpacken von seiner gemischten Gefühlslage.

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Fußball spielt er bei den Zebras meist auf der vorgezogenen Sechs, also eine Art Halbacht. Nachwuchsbundestrainer Hannes Wolf ließ ihn jetzt ein Stück weiter vorn auf der vollen Acht spielen. Jander ist das ziemlich egal. Hauptsache auf dem Platz.

Welche Unterschiede zum Ligaalltag sonst noch festzustellen sind? „Die Spielweise ähnelt etwas mehr dem Jugendfußball. Es herrscht nicht so ein krasser Ergebnisdruck. Es geht nicht immer darum, aufzusteigen oder dass man nicht absteigt“, sagt Duisburgs Mann für Deutschland. Das erlaubt mehr Freiheiten: „Du musst nicht zwei Mann aussteigen lassen und dann aufs Tor schießen.“ Man könne auch mal einen Rückpass mit mehr Risiko spielen, berichtet Jander.

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Was er ebenfalls erzählt: „Die Woche war sehr lehrreich.“ Das Trainerteam arbeite mehr am Detail und vermittle, was man besser machen könne. In der Liga geht es vor allem um die Vorbereitung auf das nächste Spiel und den nächsten Gegner.

Und: In Portugal konnte sich der Nationalspieler sogar einen Ausflug an den Meeresstrand gönnen. In Duisburg bietet sich da bestenfalls die Sechs-Seen-Platte an. Und das im Oktober!

Fast ebenso herbstlich war der Blick zurück nach Uerdingen. Die Pokalniederlage gegen den KFC verfolgte er am Mittwoch vor einer Woche per Video-Streaming in Portugal. Er habe mitgelitten, lässt er wissen.

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Die Scheu, ein Neuer im Kreis der U 20 zu sein, hat Jander inzwischen abgelegt. „Beim ersten Lehrgang in Berlin musste ich mich noch ein bisschen orientieren, um die Abläufe zu lernen. Das war dieses Mal leichter, weil ich vieles schon kannte.“ Immerhin, beim ersten Lehrgang half er sich beim Singen der Nationalhymne „mit Lippenlesen“ durch die Liedzeilen. Beim Spiel am Montag gegen Tschechien war er bereits textsicher.

Zurück zu den ersten 30 Sekunden mit Boris Schommers. Der Coach wird vermutlich ganz nett und freundlich gefragt haben, ob sein bestes Zebra im Stall munter und fit ist. Weil das so ist, wird der Trainer gelächelt haben. Denn bei allen Überlegungen, die Schommers anstellt, um eine siegfähige Truppe für das Spiel gegen Arminia Bielefeld auf den Platz zu stellen, Caspar Jander spielt darin eine zentrale Rolle. Und damit ist nicht allein sein Platz auf der Mitte des Feldes gemeint. Sein Motto stammt noch aus der Zeit vor Schommers: „Wir wollen die Situation ausblenden und mutig bleiben.“ Und wie er sich selbst und seine Rolle als einziger Nationalspieler im Team sieht, sagte er ebenfalls nach dem 1:0 gegen Unterhaching (Tor: Caspar Jander): „Ich würde mir wünschen, dass das in zwei Wochen ein ganz normales Spiel ist und wir als Team wieder versuchen, den nächsten Dreier zu holen.“